Orthopädie und Unfallmedizin


Wirbelsäule, Brustkorb und Bauch

Bandscheibenverwölbung und Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorwölbung (Protrusio) und Bandscheibenvorfall (Prolaps). Verlagerung oder Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal, häufig verbunden mit Schmerzen und neurologischen Symptomen durch Druck und Einengung des dort befindlichen Nervengewebes. Bandscheibenvorwölbung und -vorfälle ereignen sich vor allem im mittleren Lebensalter, 2/3 betreffen die Lendenwirbelsäule, 1/3 die Halswirbelsäule. Ursachen sind vor allem degenerative Veränderungen der Bandscheiben, wobei der natürliche, altersbedingte Verschleiß von Risikofaktoren wie Übergewicht, sitzender Lebensweise und mangelnder Bewegung begünstigt wird. In sehr seltenen Fällen kann es allerdings auch bei Unfällen zu Bandscheibenvorfällen kommen.

Die Behandlung erfolgt meist zunächst konservativ mit Schmerzmitteln und Krankengymnastik. Treten aber Lähmungserscheinungen oder Kontrollverlust über Wasserlassen und Stuhlgang auf, handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der im Krankenhaus behandelt werden muss. Die Therapie reicht dann von Kortisoninfusionen über Entfernung des störenden Bandscheibengewebes (durch offene Operation, Laserabtragung, chemische Auflösung) oder Versteifungsoperationen bis hin zum Einsatz von Bandscheibenprothesen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Lokale Nacken- oder Rückenschmerzen ohne Ausstrahlung (bei leichter Ausprägung)
  • Lokale Schmerzen mit – meist einseitigen – Ausstrahlungen in Arm oder Bein
  • Verstärkung der Schmerzen durch Niesen, Pressen, Husten
  • Taubheit und Lähmungen in Arm oder Bein (beim Bandscheibenvorfall)
  • Kontrollverlust über Wasserlassen und Stuhlgang (Kaudasyndrom) und/oder Gefühlsstörungen (Kribbeln oder Taubheit) an der Oberschenkelinnenseite und um den After (Reithosenanästhesie).

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • lokalen Schmerzen ohne Ausstrahlungen.

Innerhalb weniger Tage bei

  • leichter anhaltender Taubheit in Arm oder Bein.

Sofort bei

  • Lähmungen oder ausgedehnter Taubheit in Arm oder Bein
  • Verlust der Kontrolle über Blase und Darm.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bandscheibendegeneration. Häufigste Ursache von Bandscheibenvorwölbung oder -vorfall ist eine verschlissene Bandscheibe. Bandscheiben bestehen aus einem derben Faserknorpelring (Anulus fibrosus) und einem zentral eingelagerten Gallertkern (Nucleus pulposus). Durch Alterungsprozesse entstehen Risse im Faserknorpelring. Wenn Teile des Gallertkerns in die Risse eindringen, führt dies zu einer Vorwölbung (Protrusion) oder Aussackung (Vorfall, Prolaps) des Faserknorpelrings in den Wirbelkanal. Begünstigt werden Vorwölbung und Vorfall degenerierter Bandscheiben durch Risikofaktoren wie z. B.

  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel und untrainierte Rückenmuskulatur
  • Langes Sitzen
  • (Falsches) Heben von schweren Gewichten
  • Wirbelsäulenverkrümmungen wie Skoliose oder Hohlkreuz.

Bandscheibenverletzungen. Zu einem akuten Riss des Faserknorpelrings und dem Austreten von Bandscheibengewebe in den Spinalkanal kommt es in seltenen Fällen auch durch Verletzungen, beispielsweise bei Unfällen oder Extrembelastungen im Leistungssport.

Klinik

Wenn eine vorgewölbte oder vorgefallene Bandscheibe benachbarte Nerven einengt, verursacht das Schmerzen und neurologische Symptome, z. B. Gefühlsstörungen wie Taubheit und Kribbeln oder Lähmungen (Muskelschwäche) in Armen oder Beinen. Aus den betroffenen Körperarealen lässt sich schließen, welcher Nerv gereizt ist und auf welcher Höhe der verantwortliche Bandscheibenvorfall liegt.

Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Werden Rückenmark und Nerven im Bereich der Lendenwirbelsäule eingeengt, kommt es zunächst zu Schmerzen im unteren Rücken (Kreuzschmerzen), später strahlen die Schmerzen dann einseitig in Gesäß und Bein der betroffenen Seite aus und ziehen häufig bis über das Knie in Richtung Wade. Da sich der Schmerz oft entlang des Ischiasnervs (Nervus ischiadicus) ausbreitet, spricht der Arzt auch von einer Ischialgie. Daneben leiden die Patienten unter Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl. Möglich sind auch Gangstörungen, z. B. können Betroffene nicht mehr auf den Zehenspitzen stehen oder den großen Zeh strecken.

Im untersten Bereich der Wirbelsäule kann ein Bandscheibenvorfall auch ein Kaudasyndrom auslösen (benannt nach dem betroffenen Nervenbündel, der Cauda equina). Hier kommt es zu

  • Kreuzschmerzen
  • Lähmungserscheinungen der Unterschenkel- und Fußmuskeln
  • Unwillkürlichem Abgang von Urin oder Stuhl in Folge einer Lähmung der Blasen- und Aftermuskulatur
  • Gefühlsstörungen im Bereich des Damms.

Hinweis: Ein Kaudasyndrom ist immer ein Notfall und muss so schnell wie möglich neurochirurgisch behandelt werden.

Bandscheibenvorfall im Hals- oder Brustwirbelbereich. Liegt der Vorfall im Bereich der Halswirbelsäule, entwickeln sich Schmerzen, Gefühlsstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühle in Nacken, Schulterbereich, Armen und Händen. Zusätzlich kann es durch nachlassende Muskelkraft zu einer Schwäche bis Lähmung der Arm- und/oder Handmuskeln kommen. Ist die Brustwirbelsäule betroffen, schmerzen meist oberer Rücken und/oder die Rippenbögen.

Hinweis: Symptome einer Nerveneinengung wie plötzliche Gefühlsausfälle, Lähmungserscheinungen oder der Verlust der Darm- und Blasenkontrolle machen einen Bandscheibenvorfall zum Notfall. Unbehandelt drohen dauerhafte Nervenschäden, die später chronische Schmerzen sowie bleibende Gefühlsstörungen und Lähmungen verursachen. Deshalb ist es erforderlich, rasch einen Arzt aufzusuchen und mit der Behandlung zu beginnen. Leicht geschädigte Nerven erholen sich eventuell wieder im Verlauf mehrerer Monate.

Diagnosesicherung

Der Arzt befragt den Patienten genau, wann und wo die Schmerzen auftreten, ob sie bei Belastung stärker werden und in Ruhe nachlassen. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er durch Abtasten des Rückens auf Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich der Wirbelsäule. Außerdem stellt der Arzt fest, ob Nerven eingeengt sind. Eine Reizung des Ischiasnerven lässt sich beispielsweise mit der Lasègue-Prüfung nachweisen. Dazu hebt der Arzt das gestreckte Bein des auf dem Rücken liegenden Patienten an, was bei einer Nervenreizung zu einem schmerzhaften Nervendehnungsschmerz führt (Lasègue-Zeichen positiv). Außerdem prüft der Arzt die Sensibilität der Haut und die Muskelkraft sowie die Muskeleigenreflexe. Diese neurologischen Untersuchungen geben wichtige Hinweise, in welcher Höhe der Wirbelsäule auf Nervenwurzeln gedrückt wird. Fällt der Bizepssehnenreflex aus, ist wahrscheinlich der 6. Halswirbel betroffen, ist der Patellarsehnenreflex vermindert, der 3. oder 4. Lendenwirbel.

Bei einem entsprechenden Verdacht folgen weitergehende Untersuchungen, meist ein Kernspin oder CT. Gelegentlich ist auch eine elektrische Untersuchung der Nervenfunktion (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit) erforderlich, um bei unklaren Beschwerden Nervenschäden nachzuweisen.

Hinweis: Zahlreiche Forscher beschäftigten sich in den 1980er und 1990er Jahren mit Kernspinuntersuchungen von Lendenwirbelsäulen bei gesunden Menschen. Ungeachtet der Unterschiede im Detail zeigten alle Studien einen hohen Prozentsatz von (beschwerdelosen) Bandscheibenschäden aller Art. Entdeckt also der Arzt im CT oder Kernspin einen Bandscheibenvorfall, wird er den Zusammenhang mit bestehenden Beschwerden kritisch prüfen. Was bei dem einen Patienten einen irrelevanten Befund darstellt, bedeutet bei einem anderen möglicherweise einen medizinischen Notfall. Umgekehrt findet der Arzt häufig auch bei stärksten Rückenschmerzen keine Entsprechung im CT oder Kernspin.

Differenzialdiagnosen. Rückenschmerzen, Lähmungen und Gefühlsstörungen sind nicht in jedem Fall Folgen von Bandscheibenvorfällen. Auch wenn Nerven an anderer Stelle eingeengt werden, entstehen ähnliche Symptome, z. B. beim Karpaltunnelsyndrom oder Sulcus-ulnaris-Syndrom. Zu Verwechslungen führen manchmal auch Nervenschädigungen, Polyneuropathien, z. B. durch Diabetes, sowie Hirn- und Rückenmarkerkrankungen wie Multiple Sklerose oder amyotrophe Lateralsklerose. Starke Rückenschmerzen entstehen auch durch Wirbelkörperbrüche, Tumoren und Metastasen im Wirbelkanal sowie degenerative Erkrankungen wie Spinalstenose oder Osteochondrose.

Behandlung

Konservative Therapie

Bewegen oder Bettruhe? Früher hieß es beim Bandscheibenvorfall erst einmal: Hinlegen und Bettruhe einhalten. Heute weiß man jedoch, dass Bewegung besser ist. Denn beim inaktiven Liegen droht relativ schnell der Abbau von Knochen und Muskeln, was sich zusätzlich negativ auf die Haltefunktion der Wirbelsäule auswirkt. Soweit es die Schmerzen erlauben, darf der Betroffene seinen normalen Tätigkeiten nachgehen. Ist dies jedoch aufgrund extremer Beschwerden nicht möglich, hilft es, eine entlastende Körperhaltung einzunehmen (mehr unter "Ihr Apotheker empfiehlt").

Schmerzmittel. Zur medikamentösen Schmerztherapie verordnet der Arzt Schmerzmittel, je nach Intensität der Beschwerden in unterschiedlicher Kombination. Folgende Wirkstoffe werden bevorzugt verordnet:

  • NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®), Paracetamol (z. B. ben-u-ron®), Novaminsulfon (z. B. Metamizol®)
  • Opioide wie Tramadol (z. B. Tramal®) oder Tilidin (befristet aufgrund der Gefahr, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt)
  • Bei chronischen Schmerzen Antidepressiva oder Antikonvulsiva in Kombination mit Schmerzmitteln
  • Muskelrelaxierende Wirkstoffe wie Tolperison (z. B. Mydocalm®) oder Tizanidin (z. B. Sirdalud®), ebenfalls kombiniert mit Schmerzmitteln.

In hartnäckigen Fällen hilft kurzfristig die Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln und Kortisonpräparaten neben die eingeengte Nervenwurzel (periradikuläre Therapie) oder neben das Rückenmark (peridurale Infiltration).

Physiotherapie. Eine gute, schmerzlindernde Wirkung zeigen auch physiotherapeutische Verfahren. Dabei ist die aktive Krankengymnastik (auch an Geräten) deutlich effektiver als Massagen; und auch der langfristige Nutzen von Wärmebehandlungen (z. B. Fangopackungen), Elektrotherapie oder manueller Therapie ist begrenzt.

Stationäre Infusionen. Nerveneinengungen (plötzliche Gefühlsausfälle, Lähmungserscheinungen oder der Verlust der Darm- und Blasenkontrolle) erfordern eine sofortige, üblicherweise stationäre Behandlung mit Infusionen, bestehend aus Kortison zur Entzündungshemmung und Abschwellung, Schmerzmitteln und häufig einem Vitaminpräparat. Zusätzlich erfolgen oft peridurale Infiltrationen, meist über einen dünnen Schlauch (Katheter), der mehrere Tage liegen bleibt. Führen diese Maßnahmen zur Besserung, beginnen die Betroffenen nach einigen Tagen mit Krankengymnastik und kehren dann schrittweise in ihren Alltag zurück.

Operative Therapie

Lassen sich starke Nervenschmerzen oder Lähmungen so nicht beherrschen, ist eine operative Behandlung erforderlich. Als dringender Notfall gilt insbesondere das oben beschriebene Kaudasyndrom, das auf ausgedehnte Bandscheibenvorfälle mit Einengung des unteren Wirbelkanals hinweist. Ziel der Operation ist es, das störende Gewebe zu entfernen. Folgende operative Verfahren stehen dafür zur Verfügung:

  • Mikrochirurgische offene Nukleotomie. Bei diesem Standardverfahren entfernt der Chirurg das störende Bandscheibenmaterial über einen kleinen Hautschnitt und unter direkter Sicht durch ein Operationsmikroskop. Vorteil der Methode ist, dass gleichzeitig eventuelle Verengungen im Wirbelkanal (Spinalstenose) operiert werden können.
  • Perkutane minimalinvasive Nukleotomie. Dieser Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung und Röntgenkontrolle. Dabei entfernt der Chirurg das störende Bandscheibengewebe durch eine über die Haut eingeführte Kanüle, entweder mit einer Art Sauger oder einer kleinen Zange. Kleine Vorfälle oder Vorwölbungen lassen sich über solch einen minimalen Zugang auch mit dem Laser schrumpfen. Ist der Faserring um die Bandscheibe intakt, kann der Arzt den vorgewölbten Gallertkern auch durch Einspritzen von Chymopapain auflösen (Chemonukleolyse) und dann über eine Nadel absaugen.
  • Konventionelle, offene Operation. Ausgedehnte und ältere Bandscheibenvorfälle erfordern eine konventionelle offene Operation im Krankenhaus. Dabei wird der Wirbelkanal eröffnet und die betroffene Bandscheibe, und, wenn erforderlich, auch Teile des Wirbels entfernt. Oft sind zudem stabilisierende Eingriffe nötig, z. B. das Einpflanzen einer künstlichen Bandscheibe oder eine Versteifung der Wirbelsäule (Spondylodese).

Komplikationen

Bei etwa 12 % der konventionell Operierten verschlechtern sich die Beschwerden, da wucherndes Narbengewebe zu einem erneuten Druck auf die Nerven führt. Diese Komplikation, Postnukleotomiesyndrom genannt, führt zu äußerst hartnäckigen Schmerzen und lässt sich nur in Ausnahmefällen erneut chirurgisch behandeln. Wird als weitere Komplikation der operierte Wirbelsäulenabschnitt instabil, ist meist eine Versteifungsoperation erforderlich.

Hinweis: Weitere Informationen zur konservativen und operativen Behandlung von Rückenschmerzen finden sich im Beitrag Rückenschmerzen.

Prognose

Bei vielen Patienten mit Bandscheibenvorfällen lassen die Schmerzen und die Bewegungseinschränkungen innerhalb von 6 Wochen von selbst nach, wahrscheinlich, weil das ausgetretene Gewebe vom Körper verschoben oder resorbiert wird und deshalb nicht mehr auf die Nerven drückt.

Ist aufgrund von Nervenreizungen eine Entlastungsoperation erforderlich, erholen sich die Nerven umso besser, je kürzer sie eingeengt waren. Trotzdem dauert die Erholungszeit manchmal bis zu einem Jahr. Abhängig von der Behandlungsmethode und den vorbestehenden Schäden sind in 60–80 % der Fälle deutliche Besserungen zu erwarten.

Bandscheibenoperationen aufgrund von Schmerzen scheinen einer konservativen Behandlung langfristig nicht überlegen zu sein, sie sind deshalb unter Experten umstritten.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Linderung akuter Schmerzen. Ohne Linderung der akuten Schmerzen schafft es kaum ein Betroffener, überhaupt wieder in Bewegung zu kommen. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten der Selbsthilfe an:

  • Zögern Sie nicht, bei akuten Schmerzen Schmerzmittel einzunehmen. Wenn Sie sonst gesund sind, spricht nichts gegen eine kurzzeitige, maximal dreitägige Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln, z. B. Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). Sie helfen, den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.
  • Suchen Sie eine Haltung, in der Ihre Schmerzen möglichst gering sind. Erfahrungsgemäß wird Liegen und Gehen als angenehmer empfunden als Stehen und Sitzen.
  • Viele Therapeuten empfehlen die Rückenlage mit um 90° gebeugten Hüft- und Kniegelenken (Stufenlagerung, Stufenbettlagerung). Für manche Schmerzgeplagte ist auch die Bauchlage mit erhöhtem Oberkörper oder die Seitenlage mit angezogenen Beinen schmerzlindernd.
  • Versuchen Sie, sich bewusst zu entspannen, wenn Sie eine schmerzarme Haltung gefunden haben: Atmen Sie bewusst und tief, hören Sie intensiv Musik, lesen Sie ein interessantes Buch.
  • Gehen Sie spazieren, sobald es die Schmerzen zulassen. Langsames Gehen bewegt die Rückenmuskulatur schonend und entspannt sie zugleich.

Ist die akute Beschwerdephase überwunden, sollten Betroffene rasch wieder in Bewegung kommen und den Teufelskreis von Schmerz – Verspannung – mehr Schmerz zu durchbrechen. Ziel ist es, die Wirbelsäule beweglich und die stützende Muskulatur funktionsfähig zu halten.

Bewegung. Um die Bandscheiben optimal mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen, ist regelmäßige Bewegung Voraussetzung: Durch Be- und Entlastung der Wirbelsäule werden die versorgenden Nährstoffe regelrecht in die Bandscheiben einmassiert. Damit die Motivation lange erhalten bleibt, haben sich solche Bewegungsformen bewährt, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen und Spaß machen.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Finden Sie eine rückenschonende Sportart, die zu Ihnen passt. Dazu zählen Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking und Skilanglauf. Schließen Sie sich einer Gruppe an, um am Ball zu bleiben.
  • Wer lieber drinnen trainiert, für den ist evtl. ein Fitnessstudio geeignet. Entscheidend ist dabei eine kompetente Betreuung – denn gerade beim Training mit Gewichten schaden nicht korrekt ausgeführte Übungen mehr, als sie nützen.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie. Wer lange sitzt, sollte auf geeignete Arbeitsstühle achten, z. B. solche mit der Funktion "dynamisches Sitzen". Diese verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Sitzpositionen, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließen, sind rückenschonender als eine gerade Sitzhaltung. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend arbeiten. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Das Anheben schwerer Lasten sollte immer aus den Beinen anstatt dem Rücken erfolgen.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab, indem Sie sich mehr bewegen und Ihre Ernährung umstellen.

Komplementärmedizin

Wärmeberuhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch. Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln.

Besonders wirksam ist die heiße Rolle: Falten Sie ein Küchenhandtuch und zwei Frotteehandtücher der Länge nach. Wickeln Sie das Küchenhandtuch der Breite nach zu einer festen Rolle zusammen. Die beiden anderen Tücher werden schräg darum herumgewickelt, sodass das Ganze aussieht wie ein Trichter bzw. wie ein nur an einer Seite geöffnetes Bonbon. Gießen Sie nun etwa einen Dreiviertel Liter brühheißes Wasser in die Rolle (Vorsicht Verbrennung!) und wickeln Sie die Frotteehandtücher vollends um die jetzt nasse Innenrolle. Prüfen Sie die Wärme. Ist die Rolle zu heiß, so wickeln Sie ein weiteres Frotteetuch darum herum. Mit dieser heißen Rolle rollen, tupfen und massieren Sie über den Rücken. Wenn die Rolle kühler wird, nehmen Sie eine Frotteeschicht ab. Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte manchmal besser als Wärme. Bewährt haben sich Kühlpacks aus der Apotheke oder zerstoßene, in einem Waschlappen verpackte Eiswürfel, mehrmals täglich 1–5 Minuten lang auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Um Erfrierungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Auflagen in ein Tuch einzuschlagen und direkten Kontakt mit der Haut zu vermeiden.

Manuelle Therapien. Neben der klassischen Physiotherapie gibt es eine Vielzahl alternativer manueller Therapien, die Behandlungserfolge für sich beanspruchen. Viele Betroffenen schwören etwa auf Osteopathie, Wirbelsäulentherapie nach Dorn und Akupunktur.

Sanfte Bewegungstherapien wie Yoga, Tai Chi, Qigong und Feldenkrais sind bei wiederkehrenden Beschwerden empfehlenswert.

Weiterführende Informationen

  • https://dgk.de/gesundheit/schmerzen/rueckenschmerzen/rueckenschmerzen.html Internetseite des Deutschen Grünen Kreuzes, Marburg: Gut besuchtes Patientenforum. Unter dem Suchbegriff Rückenschmerzen finden Sie umfassende Informationen.
  • www.mein-starker-ruecken.de. Eine Seite mit praktischen, gut bebilderten und erklärten Übungen für Rückengymnastik. Klären Sie jedoch vor jeglichem Turnen mit Ihrem Arzt ab, ob solche Übungen für Sie sinnvoll sind!

Brustkorbverletzungen

Brustkorbverletzungen: Verletzungen des Brustkorbs und der Brustorgane durch stumpfe Gewalt, meist im Rahmen von Verkehrs- und Sportunfällen, oder durch Stich- und Pfählungsverletzungen, z. B. bei Gewalttaten.

Leichte Verletzungen, z. B. Rippenprellungen und einfache Rippenbrüche (Rippenfrakturen) kommen häufig vor, führen vor allem zu Schmerzen beim Atmen oder Husten und heilen durch Schmerzbehandlung und Schonung meist folgenlos aus.

Potenziell lebensgefährlich sind dagegen Brüche an mehr als zwei benachbarten Rippen (Rippenserienbruch) sowie Verletzungen von Lungen- und/oder Rippenfell, wenn sie zu Atemstörungen führen. Bei Verletzungen von Lunge, Herz, Schlagader oder Oberbauchorganen droht zudem innerhalb kürzester Zeit das innere Verbluten, wenn nicht sofort eine Operation erfolgt.

Symptome und Leitbeschwerden

Je nach Ausmaß der Brustkorbverletzung:

  • Schmerzen (v. a.) beim Atmen, Husten oder Niesen
  • Flache Atmung bis hin zur Atemnot
  • Schwindel, Herzrasen, Unwohlsein
  • Angst und innere Unruhe
  • Schwellung oder Bluterguss
  • Offene Wunde am Brustkorb.

Wann in die Arztpraxis

Sofort bei

  • Brustschmerzen nach einer Verletzung.

Sofort die Notärzt*in rufen bei

  • Atemnot oder Schockzeichen.

Erste Hilfe

Wenn die Verletzten ansprechbar sind, lagern Sie sie mit erhöhtem Oberkörper, bei erträglichen Schmerzen möglichst auf die verletzte Seite. Diese Position stabilisiert die geschädigte Seite des Brustkorbs und erleichtert die Atmung auf der unverletzten Seite.

Hinweis: Bei offenen Brustkorbverletzungen muss sofort gehandelt werden. Sie erkennen diese Notfallsituation an schlürfenden bis blubbernden Geräuschen im Wundbereich. Um einen zunehmenden Pneumothorax zu verhindern, ist es äußerst wichtig, die Wunde möglichst schnell luftdicht zu verschließen.

Im Notfall reicht dazu die eigene Handfläche; besser eignet sich jedoch ein Stück Plastikfolie (z. B. von einer Einkaufstüte), möglichst über einer sauberen Wundauflage, die ihrerseits mit Heftpflastern abgedichtet ist. Eine Bandage fixiert den gesamten Verband am Körper. Diese Maßnahme ist am wirksamsten, wenn die Patient*in vor Abdecken der Wunde kraftvoll ausatmet, um bereits eingedrungene Luft aus dem Pleuraspalt zu entfernen.

Die Erkrankung

Der knöcherne Brustkorb schützt sowohl die Organe des Brustraums (Lunge, Herz) als auch die Organe des Oberbauchs (Leber, Milz, Magen). Er ist die erste Verteidigungszone des Körpers gegen Gewalteinwirkung von außen. Verletzungen des Brustkorbs entstehen durch verschiedenste Arten von Unfällen, z. B. durch Stürze, Schläge oder Sicherheitsgurte bei Verkehrsunfällen. Brustbeinbrüche sind meist Folge eines starken Anpralltraumas, z. B. wenn ein nicht angeschnallter PKW-Fahrer*in bei einem Unfall mit dem Brustkorb auf das Lenkrad schlägt. Rippenbrüche entstehen gelegentlich auch ohne äußere Gewalteinwirkung, wenn Knochen durch Osteoporose geschwächt sind. In diesem Fall verursachen manchmal schon kräftige Hustenstöße einen Bruch.

Klinik und Verlauf

Rippenprellungen und einfache Rippenbrüche sind sehr schmerzhaft, in der Regel aber harmlos, solange die inneren Organe, Lungen- und Rippenfell unverletzt bleiben. Am häufigsten sind aufgrund ihrer Lage die 4. bis 9. Rippe betroffen. Die Schmerzen bei Rippenbruch und Rippenprellung sind deshalb so stark, weil der Brustkorb durch die Atemtätigkeit in ständiger Bewegung ist. Trotzdem heilen gebrochene und geprellte Rippen meist problemlos innerhalb von 3–8 Wochen.

Gefährlich werden Rippenbrüche, wenn 3 oder mehr Rippen gleichzeitig gebrochen sind. Ein solcher Rippenserienbruch führt nämlich oft zur ineffektiven, paradoxen Atmung, bei der sich der Brustkorb – entgegen der natürlichen Bewegung – während der Einatmung einzieht und während der Ausatmung ausbeult. Auf diese Weise bekommen die Betroffenen nicht ausreichend Sauerstoff, weshalb sie maschinell beatmet werden müssen.

Brustbeinbrüche zeigen sich wie Rippenbrüche vor allem mit atemabhängigen Schmerzen. In der Hälfte der Fälle sind sie von Rippenserienfrakturen und/oder Verletzungen von Herz und Lunge begleitet.

Komplikationen

Als Komplikation tritt gelegentlich eine Lungenentzündung auf, da die Schmerzen zu einer oberflächlichen Atmung führen und die mangelhafte Belüftung der Lunge das Festsetzen von Krankheitserregern begünstigt. Bei älteren Menschen, die oft bereits durch Alterungsvorgänge an Lunge und Brustkorb verminderte Atemreserven haben, droht zudem eine Unterversorgung mit Sauerstoff.

Verletzungen von Lungen- und/oder Rippenfell bergen die Gefahr, dass Luft oder Blut in den Spalt zwischen Lungen- und Rippenfell (Pleuraspalt) eindringt und die Lunge zum Zusammenfallen bringt (Pneumothorax, Hämothorax). Auch diese Verletzung erschwert oder verhindert eine ausreichende Atmung und stellt damit einen lebensbedrohlichen Notfall dar.

Ebenso gefährlich sind begleitende Verletzungen der Hauptschlagader (Aorta) und der Brust- und Oberbauchorgane. Je nach betroffenem Organ (Herz, Lunge, Leber, Milz, Schlagader) drohen innere Blutungen, die manchmal innerhalb weniger Minuten zum Tode führen, oder akute Funktionsstörungen, z. B. von Herz oder Lunge.

Diagnosesicherung

Die Befragung zum Unfallhergang und die äußerlich erkennbaren Folgen geben der Ärzt*in erste Hinweise auf das Ausmaß der Brustkorbverletzung und bestimmen die nachfolgenden diagnostisch-therapeutischen Maßnahmen.

Bei einem Verdacht auf eine Rippenprellung oder einen einfachen Rippenbruch wird z. B. zunächst Brustkorb und Rippen abgetastet. Ist eine Rippe gebrochen, spürt man dort manchmal eine kleine Stufe im Verlauf des Knochens. Sicher zwischen Bruch oder Prellung unterscheiden lässt sich mithilfe einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs. In manchen Fällen ist sogar dies schwierig, im Zweifel muss ein CT veranlasst werden.

Bei einem Rippenbruch im unteren Teil des Brustkorbs untersucht die Ärzt*in den Oberbauch mit Ultraschall, um eine Leber- oder Milzverletzung nicht zu übersehen.

Liegt eine offene Verletzung vor, muss diese sofort notfallmäßig versorgt werden. Das Abhören der Lunge – bei Bedarf ergänzt durch Röntgen, CT, Kernspin oder Ultraschall von Brustkorb und eventuell Oberbauch – zeigt den Schweregrad der Verletzung. Bei Rippenserienbrüchen und möglichen Verletzungen am Herzen ist zusätzlich ein EKG erforderlich.

Behandlung

Rippenbruch und Rippenprellung

Prellungen oder einfache Brüche einzelner Rippen lassen sich ambulant behandeln. Eine klassische Bruchtherapie mit Ruhigstellung und Schonung (wie z. B. der Gips bei einem Beinbruch) ist durch die erforderlichen Atembewegungen naturgemäß nicht möglich. Im Gegenteil: Um Lungeninfektionen und Sauerstoffmangel vorzubeugen, müssen Betroffene möglichst gut atmen können. Damit Schmerzen ihn daran nicht hindern, verordnet die Ärzt*in Schmerzmittel, z. B. NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). Eine ausreichende Schmerztherapie gilt auch als wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Atemtraining. Dieses ist insbesondere bei älteren Patient*innen erforderlich, um eine Minderbelüftung von Lungenanteilen und ein nachfolgendes Zusammenfallen von kleinen Lungenabschnitten (Atelektase) zu verhindern.

Leiden die Betroffenen unter Husten, verordnet die Ärzt*in meist einen Hustenblocker wie Dihydrocodein (z. B. Paracodin®N-Tropfen) oder Dextromethorphan (z. B. Silomat®). Um einer Lungenentzündung vorzubeugen, ist die Gabe von Schleimlösern möglich.

Brustbeinbruch

Ein einfacher Bruch des Brustbeins wird wie ein einfacher Rippenbruch konservativ behandelt. Sind die Teile des gebrochenen Brustbeins jedoch verschoben, müssen diese mithilfe einer Plattenosteosynthese, d. h. mit Platten und Schrauben, operativ fixiert werden.

Rippenserienfraktur

Die Rippenserienfraktur wird meist stationär in der Klinik behandelt. Wie bei der einfachen Rippenfraktur verordnet die Ärzt*in Schmerzmittel und physikalisches Atemtraining. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen, um Komplikationen nicht zu übersehen.

Schwere Brustkorbverletzungen und Komplikationen

Führen Verletzungen des Lungen- oder Brustfells zu einem Pneumothorax (oder Hämothorax), reicht bei kleineren Luft- oder Blutansammlungen meist eine Überwachung des Heilungsverlaufs durch regelmäßige Röntgenkontrollen. Bei drohendem oder bereits eingetretenem Lungenkollaps ist dagegen eine Pleuradrainage unerlässlich. Verletzungen von Organen oder Hauptschlagader erfordern eine rasche Operation.

Prognose

Einfache Rippenprellungen heilen meist innerhalb von 3 Wochen folgenlos ab, ein Rippenbruch braucht bis zu 8 Wochen, bis er vollständig geheilt ist. Die Prognose schwererer Brustkorbverletzungen hängt von deren Ausmaß und etwaigen Komplikationen ab.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Sport in Maßen. In der Heilungsphase eines einfachen Rippenbruchs sollten Sie auf Sport verzichten. Vor allem Kontaktsportarten wie Fußball oder Boxen sind verboten! 4 bis 6 Wochen nach dem Bruch können Sie – nach Rücksprache mit Ihrer Ärzt*in— wieder leichte sportliche Betätigungen aufnehmen. Gut geeignet sind Schwimmen oder Radfahren.

Dehnübungen und Krafttraining. Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten zeigen, welche Übungen nach dem Ausheilen zur Kräftigung von Rücken, Brustkorb und Atmung vorteilhaft sind. Trainieren Sie regelmäßig, aber maßvoll, übertreiben Sie nicht. Stellen sich Schmerzen ein, brechen Sie Ihre Übungen ab und gehen Sie zur Abklärung zur Arztpraxis.

Schwere körperliche Arbeit meiden. Auch schweres Tragen, Heben oder andere schwere körperliche Arbeiten stören die Knochenheilung und sind in der Heilungsphase verboten.

Ernährung. Achten Sie Ihren Knochen zuliebe auf eine gesunde, kalziumreiche Ernährung.

BWS-Syndrom

Häufigkeit: 3

BWS-Syndrom (Brustwirbelsäulensyndrom): Sammelbezeichnung für uncharakteristische Schmerzen im Bereich von Brustkorb, Schultern, Hals und Armen aufgrund von Veränderungen an der Brustwirbelsäule. Mögliche Ursachen sind Wirbelsäulenveränderungen aufgrund von Fehlhaltungen und Muskelverspannungen, verschleißbedingte Wirbelsäulenerkrankungen, Fehlstellungen der Wirbelsäule wie die Skoliose, Blockaden der Zwischenwirbelgelenke oder Bandscheibenvorfälle.

Behandelt wird ein BWS-Syndrom je nach Ursache der Beschwerden. In den meisten Fällen bringen Schmerzmittel, Krankengymnastik und Physiotherapie Erleichterung, in seltenen Fällen – z. B. bei einer schweren Skoliose oder einem schweren Bandscheibenvorfall – muss operiert werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Dumpfer, drückender, häufig bewegungsabhängiger Schmerz zwischen den Schulterblättern
  • Gürtelförmiges Ausstrahlen der Schmerzen im Bereich des Brustkorbs
  • Durch die Schmerzen erschwerte Atmung
  • Lähmungen von Fingern oder Arm, Missempfindungen im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • lokalen Schmerzen ohne Ausstrahlungen.

Innerhalb eines Tages bei

  • Lähmungen oder ausgedehnter Taubheit/Missempfindungen im Bereich von Hals, Brust, Rücken, Armen oder Händen.

Die Erkrankung

Die Brustwirbelsäule besteht aus 12 Wirbeln und bildet mit Rippen und Sternum den knöchernen Brustkorb. Durch diese Verbindung ist die Brustwirbelsäule stabiler als Hals- oder Lendenwirbelsäule und weniger anfällig für Störungen. Deshalb ist auch das BWS-Syndrom deutlich seltener anzutreffen als das LWS- oder HWS-Syndrom.

Das BWS-Syndrom ist ein Beschwerdekomplex, der bei verschiedenen Wirbelsäulenerkrankungen auftritt. Mögliche Ursachen sind

  • Fehlhaltungen durch eine überwiegend sitzende Lebensweise, Bewegungsmangel und eine flache Atmung. Durch die einseitige, meist nach vorne gerichtete Haltung entsteht Druck auf die Wirbel und es kommt zu Wirbelblockaden und Muskelverspannungen.
  • Skoliose
  • Blockaden der Zwischenwirbelgelenke
  • Interkostalneuralgie (hier führen verschleißbedingte, einengende Veränderungen an den Austrittslöchern der Nerven zu Irritationen im Bereich der Rippen)
  • Degenerative Veränderungen wie Osteochondrose, Facettensyndrom
  • Bandscheibenvorwölbung oder Bandscheibenvorfall
  • Spinalstenose
  • Osteoporose
  • Tumoren
  • Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule (Wirbelsäuleninfektionen)
  • Verletzungen der Brustwirbelsäule, Wirbelbruch.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in stellt Nachfragen zu den Schmerzen, z. B. wo genau sie auftreten, ob sie mit bestimmten Bewegungen verbunden sind, wie lange sie dauern und wie häufig sie sind. Bei der körperlichen Untersuchung tastet und klopft sie den Rücken und die Wirbelsäule ab, um schmerzhafte Druckpunkte oder Muskelverspannungen zu finden. Außerdem prüft sie, ob die Patient*in eine Fehlhaltung oder eine Verkrümmung der Wirbelsäule hat und ob sie sich schmerzfrei drehen und bücken kann. Zudem achtet die Ärzt*in auf eventuelle Hautausschläge, die auf eine (ähnlich schmerzende) Gürtelrose hinweisen könnten. Wenn die Ärzt*in den Verdacht hat, dass Nerven eingeengt sind, untersucht sie z. B. die Kraft der Arme und Hände, prüft Muskeleigenreflexe und die Sensibilität der Haut.

Bildgebende Verfahren veranlasst die Ärzt*in bei schweren Komplikationen wie Lähmungen oder wenn die Schmerzen länger als eine Woche andauern. Dazu gehören das Röntgen des Brustkorbs in zwei Ebenen, MRT, CT oder – je nach Fragestellung – auch weitere Spezialuntersuchungen wie eine Myelografie oder Szintigrafie. Laboruntersuchungen sind dann erforderlich, wenn ein Verdacht auf eine entzündliche Ursache oder einen Tumor besteht.

Differenzialdiagnosen. Das BWS-Syndrom ist kein eigenständiges Krankheitsbild, weshalb die Ärzt*in prinzipiell alle möglichen (u. a. die oben genannten) Ursachen ausschließen wird. Daneben gibt es jedoch noch einige Erkrankungen, die nichts direkt mit der Wirbelsäule zu tun haben, aber zu ähnlichen Schmerzen im Bereich des Brustkorbs oder der Rippen führen können: Das sind z. B. Gürtelrose, Pneumothorax, Herzinfarkt und Lungenentzündung.

Behandlung

Liegt dem BWS-Syndrom eine behandelbare Ursache zugrunde, wird diese zielgerichtet angegangen (zur jeweiligen Therapie der oben genannten möglichen Erkrankungen siehe die dazugehörenden Beiträge). Grundpfeiler der Behandlung eines BWS-Syndroms sind in aller Regel die Schmerztherapie und die Stabilisierung der Wirbelsäule durch Kräftigung und Dehnung der Rumpfmuskulatur.

Überblick der therapeutischen Maßnahmen beim BWS-Syndrom:

  • Akute Schmerztherapie, meist mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®)
  • Einspritzen lokaler Betäubungsmittel unter die Haut, vor allem im Bereich sogenannter schmerzhafter Triggerpunkte (Quaddelung oder Triggerpunktinjektion)
  • Evtl. tiefere Injektionen von Schmerzmitteln in die Bereiche der schmerzhaften Zwischenwirbelgelenke (Facetteninfiltration)
  • Wärmetherapie, z. B. mit Rotlicht oder auch Wärmepflastern, um muskuläre Verspannungen zu vermindern und die Durchblutung zu verbessern
  • Lockerung von Blockaden durch Physiotherapie, Massagetechniken, Taping oder chirotherapeutische Griffe
  • Erlernen von Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur und zur Verbesserung der Körperhaltung
  • In sehr seltenen Fällen operative Maßnahmen, z. B. das Geraderichten einer Skoliose oder die Entfernung von Tumoren in der Brustwirbelsäule.

Prognose

Die Prognose des BWS-Syndroms hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung, aber in vielen Fällen auch von der Mitarbeit der Patient*in ab. Wer regelmäßig die in der Krankengymnastik erlernten rückenstabilisierenden Übungen durchführt und die Ratschläge aus der Rückenschule im Alltag beherzigt, bekommt vor allem verschleißbedingte Beschwerden häufig gut in den Griff.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die Selbsthilfe bei Rückenschmerzen beruht auf drei Prinzipien: Bewegung, Bewegung und Bewegung – soweit sie nicht schmerzt. Dabei spielt das Engagement der Betroffenen im Rahmen der Selbsthilfe eine ebenso wichtige Rolle wie die Behandlung durch die Ärzt*in. Dies gilt neben der Behandlung von Rückenschmerzen auch umso mehr für deren Vorbeugung: Auch nach der wirkungsvollsten Behandlung kehren Rückenschmerzen wieder, wenn die Betroffenen im Alltag nicht weiterhin auf ihren Rücken achten. Allerdings führen die meisten Menschen längerfristig nur solche Bewegungsarten aus, die ihnen entweder Spaß machen oder sich leicht in ihren Alltag integrieren lassen.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Aber auch Pilates und Yoga sind beim BWS-Syndrom hilfreich.
  • Beginnen Sie ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion "dynamisches Sitzen" sind sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine "gerade" Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend bewegen. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen, statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab. Sie entlasten damit nicht nur Ihren Rücken, sondern steigern zugleich auch die Bewegungs- und Lebensfreude.

Weiterführende Informationen

Facettensyndrom

Häufigkeit: 5

Facettensyndrom: Verschleißbedingte Wirbelsäulenerkrankung mit Abnutzung der kleinen Wirbelgelenke (Facetten oder Facettengelenke), meist bei Menschen über 50 Jahren. Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule betroffen. Typisch sind Schmerzen am betroffenen Wirbelgelenk, die in andere Körperteile, z. B. die Arme oder Beine ausstrahlen und sich unter Ruhe bessern. Das Facettensyndrom tritt allein oder als Vorläufer bzw. gemeinsam mit anderen Wirbelsäulenerkrankungen wie Spinalstenose, Wirbelgleiten oder Bandscheibenschäden auf.

Akute Schmerzen werden mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und/oder Spritzen in das Facettengelenk behandelt. Langfristig ist es entscheidend, die Wirbelsäule durch Kräftigung der Rumpfmuskulatur zu stabilisieren und Fehlhaltungen sowie Überlastungen zu vermeiden. Greifen diese Behandlungen nicht, lässt sich der sensible Nerv des betroffenen Gelenks durch Hitze veröden und damit ausschalten.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Dumpfe Rückenschmerzen, die unter Belastung und im Verlauf des Tages meist zunehmen und sich in Ruhe und im Liegen wieder bessern (ausgenommen bei Befall der Brustwirbelsäule: hier können sich die Schmerzen im Liegen verstärken!)
  • Ausstrahlen der Schmerzen in Richtung Arm, Bein oder Rippenbogen (je nach Ort der degenerativen Veränderungen)
  • Schmerzbedingte Verspannungen in Nacken und/oder Rücken.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • lokalen Schmerzen ohne Ausstrahlungen.

Innerhalb weniger Tage, wenn

  • die Schmerzen in Richtung Arm oder Bein ausstrahlen.

Die Erkrankung

Die Facetten oder Wirbelgelenke verbinden die einzelnen Wirbelkörper der Wirbelsäule miteinander. Sie liegen rechts und links des Dornfortsatzes und tragen mit den Bandscheiben einen großen Anteil der statischen Belastung der Wirbelsäule. Wenn sich die Facettengelenke abnutzen, kommt es zum Austritt von Gelenkflüssigkeit und zu lokalen entzündlichen Reaktionen, was schließlich zu starken Schmerzen führt.

Es gibt Schätzungen, dass bis zu 40 % der älteren Bevölkerung an einem Facettensyndrom leiden. Es kann überall an der Wirbelsäule auftreten, am häufigsten betrifft es jedoch die Lendenwirbelsäule.

Ursachen und Risikofaktoren

Hauptursache des Facettensyndroms ist der natürliche, altersbedingte Verschleiß der Wirbelgelenke. Dieser Verschleiß wird durch unphysiologische oder übermäßige Beanspruchung der Wirbelsäule begünstigt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Schwere, einseitige körperliche Arbeit (zum Beispiel das Tragen von Lasten)
  • Ständige starke Erschütterungen wie z. B. beim beruflichen Lastwagenfahren
  • Zu schwache Rückenmuskulatur durch vornehmlich sitzende Tätigkeit und Lebensstil sowie Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • Fehlhaltungen, Wirbelsäulenverformungen wie Skoliose oder Hohlkreuz, Fehlbelastungen durch Leistungssport
  • Höhenverlust im Zwischenwirbelraum durch Bandscheibenverschleiß (z. B. bei der Osteochondrose)
  • Rheumatische Erkrankungen.

Klinik

Das Facettensyndrom ist gekennzeichnet durch Schmerzen am betroffenen Wirbelgelenk, die sich bei Belastung verstärken und in Ruhe besser werden. Die Schmerzen können je nach Lokalisation ausstrahlen, bei Befall der Halswirbelsäule (zervikales Facettensyndrom) etwa in den Arm. Ist (in seltenen Fällen) die Brustwirbelsäule betroffen (thorakales Facettensyndrom) breitet sich der Schmerz entlang des Rippenbogens aus. Beim lumbalen Facettensyndrom im Bereich der Lendenwirbelsäule strahlen die Schmerzen oft in die Beine aus. Im Gegensatz zu Schmerzen durch Druck auf die Nervenwurzeln (sogenannte radikuläre Schmerzen, wie z. B. beim Bandscheibenvorfall) sind die Schmerzen meist nicht von Kribbeln oder Taubheitsgefühlen begleitet. Der Arzt spricht dabei deshalb auch häufig von pseudoradikulären Schmerzen.

Komplikationen

Das Facettensyndrom tritt als eigenständiges Krankheitsbild auf, kann aber durch die zentrale Stellung der Facettengelenke im Gesamtverbund "Wirbelsäule" zu zahlreichen anderen Erkrankungen führen oder von ihnen begleitet werden. Dazu gehören vor allem die Spinalstenose, das Wirbelgleiten, die Osteochondrose und der Bandscheibenvorfall.

Diagnosesicherung

Der Arzt befragt den Patienten genau, wann und wo die Schmerzen auftreten, ob sie bei Belastung stärker werden und in Ruhe nachlassen. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er durch Abtasten des Rückens Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich der Wirbelsäule. Häufig lässt sich dabei schon recht genau feststellen, welche Facettengelenke gereizt sind. Außerdem untersucht der Arzt die Beweglichkeit der Wirbelsäule, er lässt den Patienten sich strecken und beugen sowie Kopf und Oberkörper drehen und zur Seite neigen.

Weil das Facettensyndrom zu Erkrankungen führen kann, die Druck auf Nerven ausüben (Bandscheibenvorfall, Spinalstenose), prüft der Arzt mithilfe von Reflexen, Sensibilitätstests und Muskelkraft, ob die Nervenwurzeln gereizt sind.

Neben der körperlichen Untersuchung helfen Ultraschall, Röntgen und vor allem detailreiche Aufnahmen durch Computertomografie oder Magnetresonanztomografie dabei, Ausmaß und Lokalisation der Veränderungen nachzuweisen. Im Zweifel bestätigt auch die Injektion eines Schmerzmittels in das verdächtige Gelenk (Facetteninjektion) die Diagnose.

Behandlung

Der Verschleiß der Wirbelgelenke lässt sich leider nicht rückgängig machen. Deshalb ruht die Therapie des Facettensyndroms in erster Linie auf der Behandlung der Schmerzen mit Medikamenten und Physiotherapie. Langfristig ist zur Linderung der Beschwerden vor allem die Kräftigung der Rückenmuskulatur durch Bewegungstherapie und das Erlernen einer rückenschonenden Lebensweise erforderlich.

Schmerzmittel. Zur Behandlung der Schmerzen verordnet der Arzt meist die orale Einnahme von entzündungs- und schmerzhemmenden NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). In schwereren Fällen kommen Opioide zum Einsatz, sie können auch als Schmerzpflaster aufgeklebt werden.

Infiltrationstherapie. Reichen Pflaster und Tabletten nicht aus, spritzt der Arzt Medikamente in die Nähe des schmerzenden Gelenks. Meist handelt es sich dabei um eine Mischung aus Kortison (zur Reduktion der Entzündung) und Lokalanästhetikum (ein betäubendes Medikament zur Eindämmung der Schmerzen).

Denervierung der Schmerzfasern. In manchen Fällen sind die Beschwerden so stark, dass der Arzt das Ausschalten der schmerzleitenden Gelenknerven empfiehlt. Dazu verwendet er eine Thermosonde, die er unter lokaler Betäubung oder kurzer Narkose über eine Nadel an die Nerven heranführt und über die er gezielt Stromimpulse setzt. Das Verfahren beseitigt zwar die Schmerzen, nicht jedoch deren Ursache. Zudem ist es schwierig und aufwendig, die schmerzhaften Zwischenwirbelgelenke alle korrekt zu identifizieren.

Hilfsmittel. In manchen Fällen passt der Arzt zur Behandlung akuter Schmerzen auch stabilisierende Mieder oder eine Art Korsett an (sogenannte Orthesen).

Physiotherapie. Unterstützend zur medikamentösen Schmerztherapie wirken bei vielen Patienten Behandlungen mit Wärme (z. B. Fango), Ultraschall oder Stromtherapie (z. B. die TENS).

Mobilisierende und stabilisierende Krankengymnastik. Eine starke Rumpfmuskulatur entlastet die Wirbelsäule und damit auch die Facettengelenke. Gezielte Übungen helfen beim Aufbau der Muskelgruppen, die die Wirbelsäule stabilisieren. Gleichzeitig werden verspannte und verkürzte Muskeln gedehnt, sodass sich die Rückenbeweglichkeit verbessert. Außerdem schulen die Rückenübungen Koordination und Körpergefühl, was langfristig zu rückenfreundlicheren und gesünderen Bewegungsmustern führt.

Rückenschule. Eine Umstellung auf einen "rückenfreundlicheren" Alltag gelingt nur, wenn Betroffene ausreichend geschult werden und erlernte Techniken selbstständig anwenden können. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt.

Operative Behandlung. Kommt es durch das Facettensyndrom zu Komplikationen wie Spinalstenose oder Bandscheibenvorfall, werden manchmal operative Eingriffe erforderlich. Dazu gehören vor allem Versteifungsoperationen der Wirbelsäule oder das operative Erweitern von Einengungen im Wirbelkanal.

Hinweis: Weitere Informationen zur konservativen und operativen Behandlung von Rückenschmerzen finden sich im Beitrag Rückenschmerzen.

Prognose

Das Facettensyndrom ist nicht heilbar. Einmal verschlissene Wirbelgelenke lassen sich nicht regenerieren. Mit konsequenter Bewegungstherapie zur Stärkung der Rückenmuskulatur und Schmerzmitteln gelingt es dem Patienten jedoch meist, die Beschwerden längerfristig reduzieren.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Rückenschule. Machen Sie regelmäßig die in der Rückenschule erlernten Übungen und achten Sie im Alltag auf rückenfreundliches Verhalten, vor allem beim Sitzen, Stehen, Heben oder Tragen von Lasten. Die wichtigsten Regeln der Rückenschule sind:

  • Täglich bewegen, z. B. vermehrt Strecken zu Fuß zurücklegen
  • Den Rücken gerade halten
  • Beim Bücken in die Hocke gehen
  • Möglichst keine schweren Gegenstände heben
  • Beim Tragen von Lasten diese verteilen und nah am Körper tragen
  • Nicht mit durchgedrückten Knien stehen
  • Möglichst mit leicht gekrümmten Beinen liegen
  • Regelmäßig rückenfreundlichen Sport treiben, z. B. Schwimmen, Laufen oder Radfahren
  • Täglich die kleinen Wirbelsäulenmuskeln mit Übungen trainieren.

Sport. Sport kann Fluch und Segen für die Wirbelsäule sein. So belasten kräftige, ruckartige Bewegungen die gesamte Wirbelsäule inklusive Facettengelenke und Bandscheiben und führen dadurch zu einem vorzeitigen Verschleiß. Sportarten, die den Rücken stärken und eine hohe Stabilität der Wirbelsäule erfordern, beeinflussen dagegen den Verlauf eines Facettensyndroms günstig. Dazu gehören beispielsweise Kraftsport, Radfahren und Schwimmen. Lassen Sie sich von Ihrem Orthopäden beraten, welche Sportart und vor allem wieviel davon für Ihren Rücken geeignet ist.

Um Rat fragen. Stellen Sie keine Selbstdiagnose und machen Sie keine Übungen in Eigenregie. Gehen Sie bei Beschwerden zum Arzt und lassen Sie diese dort fachmännisch abklären. Machen Sie nur Übungen, die Ihnen vom Fachmann gezeigt wurden. Falsches oder übermäßiges Training kann vor allem der Halswirbelsäule schwere Schäden zufügen.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab, um die Wirbelsäule und damit Ihre Facettengelenke zu entlasten.

Rückenschonend arbeiten. Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt. Wählen Sie einen Arbeitsstuhl mit der Funktion "dynamisches Sitzen". Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonendes Autofahren. Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.

Wärme. Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch. Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln.

Weiterführende Informationen

Halswirbelsäulensyndrom

Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom, Zervikalsyndrom): Sammelbezeichnung für uncharakteristische Beschwerden im Bereich von Halswirbelsäule und Nacken, z. B. durch verschleißbedingte Erkrankungen oder Fehlbelastungen wie etwa beim langen Sitzen. Häufig halten die Schmerzen und Steifigkeit im Nacken- und Schulterbereich über einen längeren Zeitraum an, dann spricht man von einem chronischen Halswirbelsäulensyndrom. Betroffen sind oft 30- bis 60-Jährige, die berufstätig sind. Strahlen die Schmerzen in Schulter und Arm aus, liegt ein Schulter-Arm-Syndrom (Cervicobrachialgie) vor. Heftige, akute Schmerzzustände mit Muskelhartspann und dadurch erzwungener Fehlhaltung werden als akuter Schiefhals bezeichnet.

Im Zentrum der Behandlung stehen physiotherapeutische Maßnahmen und die orale Einnahme von Schmerzmitteln. In hartnäckigen Fällen kann der Arzt auch mit dem lokalen Einspritzen von Mischungen aus örtlich betäubenden, antientzündlichen und schmerzstillenden Wirkstoffen helfen. Lässt sich die Ursache nicht beseitigen, kehren die Beschwerden oft wieder.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Steifigkeitsgefühl ("steifer Hals") und/oder Nackenschmerzen, oft mit Ausstrahlung in (Hinter-)Kopf, Schultern und Arme
  • Meist tastbare Verhärtung der Nackenmuskulatur, häufig mit einer schmerzhaft eingeschränkten Kopfbeweglichkeit und oft druckschmerzhaften Sehnenansätzen
  • Gelegentlich Schwindel, Ohrgeräusche oder Sehstörungen
  • Selten Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen an Schultern oder Armen.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • anhaltenden Schmerzen ohne vorangegangenen Unfall.

Innerhalb einiger Tage bei

  • anhaltenden Gefühlsstörungen an Schulter oder Arm, Schwindel, Ohrgeräuschen.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

An der Entstehung eines Halswirbelsäulensyndroms sind zahlreiche Faktoren beteiligt, einzeln oder in Kombination:

  • Überspannung in Muskeln und Faszien durch Fehlhaltungen und einseitige Bewegungsmuster, wie z. B. langes Sitzen vor dem PC oder im Auto
  • Verschleißbedingte Abnutzung von Bandscheiben, Bändern und Gelenken der Halswirbelsäule, z. B. auch degenerative Wirbelsäulenerkrankungen wie Osteochondrose, Bandscheibenvorfall, Spinalstenose oder Arthrosen der Zwischenwirbelgelenke (Facettensyndrom)
  • Muskelverspannungen aufgrund oben genannter Erkrankungen, psychischer Anspannung oder "falscher" Bewegungen
  • Rheumatische Erkrankungen, z. B. Morbus Bechterew oder Fibromyalgie
  • Blockierungen an der Halswirbelsäule
  • Verletzungen wie Wirbelbruch oder Schleudertrauma.

Klinik

Typisch sind Nacken- und Schulterschmerzen, die oft in den Hinterkopf ausstrahlen. Als Reaktion auf die Schmerzen kommt es meistens zu starken muskulären Verspannungen und Einschränkungen der Beweglichkeit in der Halswirbelsäule, d. h. das Drehen und Wenden des Kopfes fällt den Betroffenen schwer. Treten zusätzlich Kribbeln, Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle auf, ist womöglich eine Nervenwurzel oder ein Nerv in Mitleidenschaft gezogen. Dann muss der Arzt abklären, ob ein Bandscheibenvorfall oder eine Spinalstenose der Halswirbelsäule vorliegt.

Ein akuter Schiefhals macht sich oft nach dem morgendlichen Aufwachen bemerkbar, möglicherweise als Folge einer ungünstigen Kopflage im Schlaf ("Verliegen"). Je nach Höhe des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts strahlen die Schmerzen in unterschiedliche Körperregionen aus, so von den ersten zwei Halswirbeln in den Kopf, vom 3. bis 5. Halswirbel in die Schulter, von den unteren Halswirbeln in Schulter und Arm bis zum Kleinfinger. In aller Regel verschwinden die Symptome innerhalb von 3 Tagen von selbst, nur in wenigen Fällen kommt es zudem zu Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen oder Sehstörungen. Dies sind Beschwerden, die eine rasche ärztliche Behandlung erfordern.

Diagnosesicherung

Je nach Ursache und Ausmaß der Beschwerden zeigt die körperliche Untersuchung eine verminderte oder (selten) erhöhte Beweglichkeit der Halswirbelsäule, neurologische Störungen, Klopfschmerz über den Dornfortsätzen und/oder Druckschmerzpunkte, die von Muskelverspannungen herrühren.

Zum Nachweis der verschleißbedingten Veränderungen oder zum Ausschluss eines Bandscheibenvorfalls oder einer Spinalstenose veranlasst der Arzt häufig ein Röntgenbild der Halswirbelsäule. In manchen Fällen sind allerdings trotz erheblicher Schmerzen und Beeinträchtigung des Patienten im Röntgenbild keine Veränderungen zu erkennen.

Behandlung

Orale Schmerzmittel. Starke Schmerzen erfordern anfangs eine Behandlung mit Schmerzmitteln, z. B. NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder auch Paracetamol (z. B. ben-u-ron®), damit sich durch reflektorische Muskelverspannung der Schmerz nicht noch weiter verstärkt. Deswegen können auch muskelentspannende Medikamente sinnvoll sein, z. B. Tetrazepam.

Weiche Halskrause. Bei exzessiven Schmerzen verordnet der Arzt zur Schmerzlinderung Bettruhe und eine weiche Halskrause, mit der die schmerzende Halswirbelsäule ruhiggestellt wird. Liegt dem akuten HWS-Syndrom ein Schleudertrauma zugrunde, ist das Tragen einer Halskrause dagegen kontraproduktiv.

Infiltrationen und Nervenblockaden. Bei sehr starken Beschwerden ist es manchmal sinnvoll, ein Gemisch aus entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkstoffen direkt in die Nähe des betroffenen Gebietes zu spritzen (zervikale Triggerpunktinfiltration oder Quaddelung). Auch die die Facetteninfiltration ist hilfreich, also das Anspritzen der kleinen Zwischenwirbelgelenke mit einem Gemisch aus Kortison und einem Lokalanästhetikum.

Physiotherapie und physikalische Anwendungen. Bei Muskelverspannungen helfen physiotherapeutische Dehnungsgriffe, Blockierungen lassen sich oft durch Griffe der manuellen Therapie lösen. Zur Lockerung der Muskulatur und Verbesserung der Durchblutung haben sich verschiedene physikalische Verfahren bewährt. Dazu gehören neben Wärme (Rotlicht, Moorpackungen, Bäder) und anderen physikalischen Maßnahmen (siehe unter "Ihr Apotheker empfiehlt") auch die Behandlung mit TENS-Geräten zur Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation. Langfristig ist es wichtig, mit spezieller Krankengymnastik die Muskulatur von Nacken und Halswirbelsäule zu stärken und die Koordination der verschiedenen Muskelgruppen zu verbessern.

Psychotherapie. Gelegentlich empfiehlt der Arzt eine psychotherapeutische Behandlung, wenn er psychische Ursachen (z. B. verdrängte Konflikte) vermutet.

Operative Verfahren. Sind für die Beschwerden behandelbare Erkrankungen der Halswirbelsäule verantwortlich, können beim Versagen konservativer Therapiemaßnahmen operative Verfahren helfen. Dies gilt z. B. für Spinalstenose, Osteochondrose oder Bandscheibenvorfall.

Prognose

Eine vollständige Heilung ist beim verschleißbedingten chronischen HWS-Syndrom nicht mehr möglich. Mit den genannten Maßnahmen lassen sich die Beschwerden jedoch meist lindern, in einigen Fällen kommt es sogar zu einer längerfristigen Beschwerdefreiheit.

Sind Haltungsfehler für die Beschwerden verantwortlich, hilft meist nur eine nachhaltige Änderung des Lebensstils, also z. B. mehr Bewegung und ein ergonomischeres Arbeitsumfeld.

Ein einfacher, akuter Schiefhals ohne Begleitbeschwerden heilt in der Regel von selbst nach etwa drei Tagen aus.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei akuten Schmerzen hilft anfänglich oft Kühlung, z. B. mit feuchtkalten Tüchern oder Quarkwickeln, um den Schmerz zu lindern. Manche Betroffene profitieren eher von Wärme; sie empfinden es als angenehmer, den schmerzenden Nacken z. B. durch Schals, Rollkragenpullover, Kirschkernkissen oder Kartoffelwickel warmzuhalten. Besonders wirksam ist die heiße Rolle. Auch bei chronischen Schmerzen sind Wärmebehandlungen hilfreich, bei Bedarf täglich.

Starke Verspannungen der Nackenmuskulatur reagieren oft gut auf eine Übung, die nach dem Prinzip der Druckpunktbehandlung arbeitet. Legen Sie sich dazu in Rückenlage auf den Boden, den schmerzenden Nacken auf Tennisbälle gebettet. Der entstehende Druck ist zu Beginn ungewohnt und oft unangenehm, führt jedoch nach einiger Zeit zu einer deutlichen Entspannung der Muskulatur.

Prävention

Für die Vorbeugung chronischer Nackenbeschwerden hat insbesondere die Arbeitsplatzergonomie große Bedeutung. Aber auch andere Aspekte eines rückenschonenden Verhaltens sind zu beachten. Diese lassen sich in der Rückenschule erlernen, Tipps dafür finden Sie im Artikel Rückenschmerzen.

Komplementärmedizin

Akupunktur. Das Schulter-Arm-Syndrom gehört zu den Krankheitsbildern, für die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) explizit die Behandlung mit Akupunktur empfiehlt; positive Erfahrungsberichte liegen aber auch für alle anderen Beschwerdekomplexe des HWS-Syndroms vor.

Entspannungsverfahren. Ist es (auch) der Alltagsstress, der buchstäblich im Nacken sitzt, können Entspannungsübungen zum Abbau von permanenter Anspannung wertvolle Dienste leisten. Vor allem die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson hilft, den Wechsel von Anspannung und Entspannung bewusst zu erleben und das Erlernte dann bei Bedarf im stressbelasteten Alltag umzusetzen. Ebenso sind Yoga, andere fernöstliche Entspannungsmethoden oder Autogenes Training besonders empfehlenswert.

Kraniosakraltherapie. Ein chronisches Beschwerdebild, das vom Nacken- bzw. Halswirbelsäulenbereich ausgeht, ist die Domäne der Kraniosakraltherapie. Auch wenn bislang nicht endgültig geklärt ist, welcher Wirkmechanismus ursächlich für eine Linderung der Beschwerden verantwortlich ist, profitieren viele Patienten zweifellos schon allein vom tiefgreifenden entspannenden Effekt, den die feinen Manipulationen an Kopf und Schädelknochen in der Regel bewirken.

Biofeedback. Das in chronischen Fällen sinnvolle Verfahren visualisiert Anspannungs- und Entspannungszustände und versetzt so den Patienten mit HWS-Syndrom in die Lage, mit stress- bzw. schmerzauslösenden Situationen besser umzugehen.

Weiterführende Informationen

  • www.hws-syndrom.de – Ausführliche Beschreibung des Krankheitsbilds von der Schmerzklinik Bad Mergentheim.

Kielbrust

Kielbrust (Hühnerbrust, Pectus carinatus): Knöcherne Fehlbildung des Brustkorbs mit kielartiger Vorwölbung des Brustbeins. Die Kielbrust entsteht durch vermehrtes Wachstum der knorpeligen Rippenenden und entwickelt sich meist erst nach dem 10. Lebensjahr. Als Ursachen werden genetische Störungen oder Fehlhaltungen diskutiert. Bei sehr starker, asymmetrischer Ausprägung haben die Betroffenen Probleme mit der Atmung, in den allermeisten Fällen ist die Kielbrust jedoch – wenn überhaupt – ein kosmetisches Problem.

In der Wachstumsphase kann das kontinuierliche Tragen einer fest anliegenden Bandage oder Orthese das Wachstum des Brustkorbs positiv beeinflussen. Gegen Fehlhaltungen und Atemstörungen helfen zudem Atem- und Krankengymnastik. Bei erheblichem Leidensdruck oder gesundheitlicher Beeinträchtigung lässt sich die Kielbrust mit guten Ergebnissen auch operativ korrigieren.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Symmetrische oder asymmetrische Verformung des Brustkorbs mit vorgewölbtem Brustbein
  • Typischerweise keine körperlichen Beschwerden
  • Manchmal erschwerte Bauchlage
  • Sehr selten Einschränkung der Atmung oder Rückenschmerzen aufgrund von Fehlhaltungen.

Wann zum Arzt

Demnächst, wenn

  • eine Fehlstellung des Brustbeins auffällt.

Die Erkrankung

Die kielartige Vorwölbung am unteren Teil des Brustkorbs entsteht durch ein Fehlwachstum der knorpeligen Rippenenden am Übergang zum Brustbein. Die Ursache ist unklar, erbliche Faktoren spielen offenbar eine Rolle, da die Fehlbildung in einigen Familien gehäuft auftritt. Manche Ärzte vermuten auch, dass Fehlhaltungen die Entwicklung einer Kielbrust begünstigen. Gelegentlich tritt eine Kielbrust in Kombination mit einem Marfan-Syndrom auf, einer genetisch bedingten Anomalie des Bindegewebes.

Klinik und Verlauf

Meist ist die Kielbrust asymmetrisch und wenig ausgeprägt. Im Unterschied zur wesentlich häufigeren Trichterbrust, bei der die Fehlbildung in der Regel schon im Säuglingsalter auffällt, entwickelt sich die Vorwölbung bei der Kielbrust erst um das 10. Lebensjahr.

Körperliche Beschwerden finden sich dabei nur selten. Ist die Fehlbildung sehr stark und engt die Lunge ein, kann es jedoch bei körperlicher Belastung wie z. B. Sport zu Kurzatmigkeit kommen. Manche Betroffene stört die Vorwölbung beim Liegen auf dem Bauch, einige entwickeln Fehlhaltungen wie z. B. ein starkes Hohlkreuz, die Rückenschmerzen auslösen. Inwieweit das veränderte Aussehen zu psychischen Problemen führt, hängt sowohl von der Stärke der Fehlstellung als auch von der Persönlichkeit des Betroffenen ab. Es gibt Betroffene, die sehr stark unter ihrer – von Laien diffamierend "Hühnerbrust" genannten – Fehlbildung leiden, depressiv werden und sich in die soziale Isolation flüchten.

Diagnosesicherung

Die Kielbrust ist eine sogenannte Blickdiagnose – d. h., der Arzt erkennt sie auf einen Blick. Er dokumentiert und objektiviert sie durch seitliche und frontale Fotografien, Röntgenbilder und Messungen des Brustumfangs an verschiedenen Stellen. Hat der Patient Atemprobleme, veranlasst der Arzt eine Lungenfunktionsprüfung. Ebenso wichtig ist es für den Arzt, den Leidensdruck des Betroffenen zu erfassen.

Behandlung

Ob und wie eine Kielbrust behandelt wird, hängt davon ab, wie ausgeprägt sie ist, ob sie Beschwerden verursacht und wie stark die Fehlbildung den Betroffenen psychisch belastet.

Konservative Behandlung

Physiotherapie. Patienten mit einer Kielbrust profitieren sehr davon, wenn sie mit muskelstärkenden Übungen einer Fehlhaltung entgegenwirken. Gegen das drohende Hohlkreuz hilft es z. B., den inneren schrägen Bauchmuskel durch Beinabsenken in Rückenlage zu trainieren, auch richtig durchgeführte Kniebeugen sind dafür günstig. Dehnübungen wie die Oberschenkel-Dehnung wirken ebenfalls gegen ein Hohlkreuz. Weiterhin ist es hilfreich, den Brustkorb mit speziellen Übungen zu mobilisieren und Versteifungen zu lockern. Am besten lässt man sich einen Trainingsplan vom Physiotherapeuten zusammenstellen. Atemübungen (siehe "Ihr Apotheker empfiehlt") helfen dabei, etwaigen Atmungseinschränkungen vorzubeugen.

Psychologische Betreuung. Eine Kielbrust führt bei manchen Betroffenen zu einem hohen Leidensdruck. Eine frühzeitige psychologische Betreuung kann den Betroffenen dabei unterstützen, mit der Fehlbildung besser fertig zu werden.

Bandagen und Korsett. Bei Kindern im Wachstum helfen individuell angepasste Bandagen oder Korsetts, mit denen die Vorwölbung durch gezielten Druck von außen korrigiert, also wieder nach unten gedrückt wird. Werden Bandage oder Korsett regelmäßig über mehrere Stunden am Tag getragen, hat das "Plattdrücken" der Kielbrust durchaus gute Erfolgschancen. Der starke Druck auf der Brust ist jedoch für manche Kinder so unangenehm, dass die nötige Tragezeit nicht immer eingehalten wird.

Operative Behandlung

Eine Operation ist bei einer Kielbrust nur sehr selten erforderlich, sie wird von den Ärzten empfohlen, wenn

  • der Patient unter Atemstörungen wie etwa Kurzatmigkeit bei Belastung leidet
  • die Vorwölbung dazu führt, dass die Haut durch Kleidung aufgescheuert wird
  • der Patient durch die objektiv nachgewiesene Fehlbildung unter erheblichem Leidensdruck steht.

Operiert wird nach Abschluss der Wachstumsphase, entweder minimal-invasiv oder mit einer offenen Operation. Beide unten genannten Therapieverfahren werden auch zur Behandlung der Trichterbrust angewendet (dort natürlich mit dem Ziel, die eingesunkene Brust anzuheben).

Bei der offenen Operation nach Ravitch legt der Operateur den Brustkorb über einen etwa 15 bis 20 cm langen Schnitt frei. Danach trennt er Rippen vom Brustbein, entfernt den überschüssigen Knorpel und befestigt das auf ein passendes Niveau gesenkte Brustbein mithilfe von Drähten, Schrauben oder Platten wieder an den Rippen. Das eingebrachte Befestigungsmaterial wird nach etwa einem Jahr wieder entfernt.

Der Zugang zu den Rippenknorpeln erfolgt beim minimal-invasiven Verfahren nach Nuss über sehr kleine Hautschnitte. Auch hier trennt der Operateur die Rippen vom Brustbein und entfernt den überschüssigen Knorpel. Anschließend pflanzt er einen Metallbügel ein, der die Vorwölbung nach unten drückt. Auch der Metallbügel wird meist nach etwa zwei bis drei Jahren wieder entfernt.

Um das Operationsergebnis zu stabilisieren, muss der Patient nach dem Eingriff zunächst eine Druckbandage tragen. Im Anschluss daran sind regelmäßige Übungen zur Kräftigung von Atmungs- und Rumpfmuskulatur erforderlich. Meist empfehlen die Ärzte dafür eine Anschlussheilbehandlung, also Rehabilitationsmaßnahmen (kurz Reha), die ambulant oder stationär durchgeführt werden, um Beweglichkeit und Lungenfunktion gezielt zu verbessern und zu stärken.

Hinweis: Bei Patienten unter 18 Jahren übernehmen die Krankenversicherungen die Kosten meist komplett, bei älteren je nach Indikation und Ausprägung manchmal nur teilweise. Vor einer Operation ist es daher sinnvoll, Rücksprache mit seiner Versicherung zu halten.

Prognose

Die Kielbrust ist in den allermeisten Fällen ein kosmetisches Problem, das aber für die Betroffenen sehr belastend sein kann. Wird sie operativ korrigiert, sind die Ergebnisse in der Regel dauerhaft und gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Atemübungen. Richtiges Atmen ist keine Selbstverständlichkeit und kann trainiert werden. Besonders die Bauchatmung (im Gegensatz zur oberflächlicheren Brustatmung) muss häufig erst eingeübt werden –vor allem, wenn sich der Brustkorb durch die Trichterbrust wie blockiert anfühlt. Legen Sie sich auf den Rücken, atmen Sie 3 Sekunden lang so tief wie möglich ein, halten Sie 3 Sekunden die Luft an und atmen Sie diese dann langsam über 6 Sekunden aus. Wiederholen Sie diese Atmung mehrere Male. Nehmen Sie sich auch im Alltag immer wieder einen Moment Zeit, um auf Ihre Atmung zu achten, z. B. wenn Sie an der Kasse warten oder als kleine Pause während der Arbeit.

Durchhalten bei der Bandagentherapie. Manche Patienten empfinden die Therapie mit einer Orthese oder Bandage als sehr schmerzhaft. Meist klingen die Schmerzen und unangenehmen Gefühle durch den starken Druck nach einer gewissen Eingewöhnungsphase von 1–2 Wochen wieder ab. Um durchzuhalten, sollten Sie sich während dem Tragen der Bandage ablenken, z. B. indem Sie ein spannendes Buch lesen oder einen Film schauen. Auch Kinder lassen sich mit Brettspielen und ähnlichem gut davon abhalten, sich zu sehr auf das Druckgefühl zu konzentrieren. Sind die Schmerzen sehr ausgeprägt, zögern Sie nicht, Ihren Orthopäden zu konsultieren.

Sport. Günstige Sportarten für Menschen mit einer Kielbrust sind Schwimmen und Turnen.

Krankengymnastik. Versuchen Sie, die in der Krankengymnastik erlernten Übungen möglichst täglich zu Hause nachzuturnen. Nur regelmäßiges Training verspricht einen dauerhaften Erfolg gegen Fehlhaltungen.

Blasmusik. Lernen Sie ein Blasinstrument spielen! Ob Trompete oder Querflöte, das Erlernen und regelmäßige Spielen eines Blasinstruments verbessert Koordination und Funktion der Atemmuskulatur.

LWS-Syndrom

Häufigkeit: 5

LWS-Syndrom (Lendenwirbelsäulensyndrom, Lumbalsyndrom): Sammelbezeichnung für verschiedene, durch Störungen im Bereich der Lendenwirbelsäule hervorgerufene Beschwerden, allen voran Rückenschmerzen (sogenannte Kreuzschmerzen). Ein LWS-Syndrom kann sich über einen längeren Zeitraum entwickeln (chronisches LWS-Syndrom), hier sind verschleißbedingte Veränderungen an der Wirbelsäule sowie Muskelverspannungen und Fehlhaltungen die Hauptursachen. Zu einem akuten LWS-Syndrom kommt es dagegen bei Wirbelblockaden oder Bandscheibenvorfällen.

Bei chronischen Beschwerden stehen Lebensstiländerungen, Rückenschule und Krankengymnastik zur Stärkung der Rumpfmuskulatur im Zentrum der Behandlung, daneben helfen Schmerzmittel und physiotherapeutische Maßnahmen.

Beim akuten LWS-Syndrom kommen je nach Ursache und Ausmaß der Beschwerden Schmerzmitteln, Stufenbettlagerung zur Entlastung der Lendenwirbelsäule und Physiotherapie zum Einsatz. In seltenen Fällen (z. B. bei Lähmungen durch einen Bandscheibenvorfall) muss die Patient*in auch operiert werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen im Bereich der unteren Wirbelsäule
  • Je nach Ursache dumpfer, sich schleichend entwickelnder Schmerz (z. B. bei degenerativen Prozessen)
  • Plötzliche stechende Schmerzen nach vorangegangener Fehlhaltung/Fehlbelastung beim akuten LWS-Syndrom
  • Verstärkung der Schmerzen durch Husten, Niesen oder Bauchpresse
  • Veränderung der Schmerzen beim Wechsel der Position
  • Starke Einschränkung der Bewegung
  • Ausstrahlen der Schmerzen bis in Beine und Füße, Lähmungen und Verlust der Kontrolle über Urin und Stuhlgang möglich (bei Druck auf Nervenwurzeln).

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • lokalen Schmerzen ohne Ausstrahlungen.

Innerhalb weniger Tage bei

  • leichter, anhaltender Taubheit im Bein.

Innerhalb eines Tages bei

  • Lähmungen oder ausgedehnter Taubheit im Bein.

Sofort bei

  • zusätzlichen Blasen- und Stuhlgangsproblemen.

Die Erkrankung

Das LWS-Syndrom ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Beschwerdekomplex, der bei vielen Wirbelsäulenerkrankungen auftritt. Unterschieden wird zwischen einem akuten und einem chronischen LWS-Syndrom.

Chronisches LWS-Syndrom. Das chronische LWS-Syndrom ist durch dauerhafte oder immer wiederkehrende Schmerzen im unteren Rücken gekennzeichnet. Bei stärkerer Belastung kommt es auch zu plötzlichen Schmerzspitzen. Meist ist die Muskulatur über der betroffenen Stelle verhärtet, was die Schmerzen weiterhin verstärkt. Sind die Wirbelgelenke mit betroffen, strahlen die Schmerzen manchmal bis in das Knie aus. Aufgrund der Schonhaltung kommt es bei manchen Patienten*innen auch zu Schmerzen in Waden, Achillessehne und Füßen.

Mögliche Ursachen eines chronischen LWS-Syndroms sind

  • Osteochondrose
  • Facettensyndrom
  • Bandscheibenvorwölbung
  • Spinalkanalstenose
  • Wirbelgleiten
  • Skoliose
  • Osteoporose
  • Fehlhaltungen, Verspannungen der Rückenmuskulatur
  • Tumoren
  • Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule (Wirbelsäuleninfektionen).

Akutes LWS-Syndrom. Beim akuten LWS-Syndrom treten die Schmerzen plötzlich auf, oft sind ruckartige, alltägliche Bewegungen wie Bücken oder Heben der Auslöser. Der Volksmund nennt das LWS-Syndrom Hexenschuss, weil es neben den sehr starken Schmerzen oft zu extremen Bewegungseinschränkungen des Rückens kommt. Die Ärzt*in bezeichnet diese plötzlichen Schmerzen in der Lendenwirbelsäule als Lumbago, strahlen sie über Beeinträchtigung des Ischiasnerven auch in das Bein aus, als Lumboischialgie.

Mögliche Ursachen des akuten LWS-Syndroms sind

  • Wirbelblockaden, Muskelzerrungen
  • Bandscheibenvorfall
  • Wirbelbruch.

Komplikationen

Je nach Ursache der LWS-Beschwerden werden auch die Nerven und Nervenwurzeln in Mitleidenschaft gezogen, etwa weil großer Druck auf sie ausgeübt wird Ein typisches Beispiel dafür ist das akute LWS-Syndrom aufgrund eines Bandscheibenvorfalls. Solche oder Nervenreizungen und -schäden führen zu Beschwerden wie Missempfindungen, Gangstörungen oder Lähmungen, aber auch ein Verlust der Kontrolle über Wasserlassen und Stuhlgang ist möglich.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in fragt ausführlich nach der Art des Schmerzes, wie lange er schon anhält, ob er immer wieder auftaucht und ob er sich bei bestimmten Bewegungen verstärkt oder schwächer wird. Bei der körperlichen Untersuchung achtet sie auf Schon- oder Fehlhaltungen der Patient*in, auf Bewegungseinschränkungen sowie auf Schmerzen bei passiven oder aktiven Bewegungen. Durch Abtasten des Rückens erkennt die Ärzt*in, ob Muskelverspannungen und/oder Druckschmerzen an der Wirbelsäule vorliegen.

Zum Ausschluss oder Nachweis einer Nervenbeteiligung dient die neurologische Untersuchung. Mit dem Lasègue-Versuch prüft die Ärzt*in beispielsweise, ob der Ischiasnerv gereizt ist. Dabei hebt der sie das gestreckte Bein der auf dem Rücken liegenden Patient*in an, was bei einer Nervenreizung zu einem schmerzhaften Nervendehnungsschmerz führt (Lasègue-Zeichen positiv). Außerdem prüft die Ärzt*in die Sensibilität der Haut und die Muskeleigenreflexe. Diese neurologischen Untersuchungen geben wichtige Hinweise, ob und in welcher Höhe der Wirbelsäule auf Nervenwurzeln gedrückt wird. Fällt z. B. beim Schlag mit dem Reflexhammer auf die Sehne unterhalb der Kniescheibe der Kniesehnenreflex (Patellareflex) aus, liegt die Störung im Bereich des 3. oder 4. Lendenwirbels.

Bildgebende Verfahren wie das Röntgen der Wirbelsäule in 2 Ebenen, MRT oder CT dienen vor allem zum Ausschluss von Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, Spinalstenose, Osteoporose, Wirbelbrüchen oder Facettensyndrom. Besteht ein Verdacht auf Tumoren oder entzündliche Veränderungen der Wirbelsäule als Auslöser der LWS-Beschwerden, kommen zusätzlich Laboruntersuchungen, Szintigrafie und andere Spezialuntersuchungen zum Einsatz.

Differenzialdiagnosen. Das LWS-Syndrom ist kein eigenständiges Krankheitsbild, weshalb die Ärzt*in prinzipiell alle möglichen (u. a. die oben genannten) Ursachen ausschließen wird. Bei Frauen können LWS-Syndrom-typische Beschwerden auch durch gynäkologische Erkrankungen hervorgerufen werden.

Behandlung

Liegt dem LWS-Syndrom eine fassbare Ursache zugrunde, wird diese behandelt. Die jeweilige Therapie der oben genannten möglichen Erkrankungen wird in den dazugehörenden Beiträgen erläutert.

Vor allem beim chronischen LWS-Syndrom sind die Beschwerden häufig nicht auf eine klare Ursache zurückzuführen. Verschleißerscheinungen weisen fast alle Wirbelsäulen ab einem gewissen Alter auf. Inwieweit diese für die Kreuzschmerzen verantwortlich sind, ist nicht immer eindeutig zu klären. Die Behandlung besteht deshalb neben der Beseitigung der Schmerzen vor allem daraus, mit geeigneten Maßnahmen die Rumpfmuskulatur zu stärken und im Alltag rückenfreundlicher zu leben.

Behandlungsoptionen bei der akuten Schmerzphase des LWS-Syndroms:

  • Lagerung im Stufenbett, um den Rücken zu entlasten, alternativ Lagerung der Beine auf einem Würfel (Hüfte und Kniegelenke etwa 90° gebeugt)
  • Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie z. B. Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®)
  • Kortison
  • Physiotherapie mit Kälte oder milder Wärme.

Behandlungsoptionen in der chronischen Phase des LWS-Syndroms:

  • Krankengymnastik
  • Massagen zur Lösung von Muskelverspannungen
  • Rückenschule
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel
  • Evtl. Lendenkreuz-Stütz-Bandagen oder Mieder
  • Elektrotherapie, Physiotherapie mit Wärme.

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Therapiemöglichkeiten finden Sie im Übersichtsbeitrag Rückenschmerzen.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Linderung akuter Schmerzen. Ohne Linderung der akuten Schmerzen schafft es kaum eine Betroffene, überhaupt wieder in Bewegung zu kommen. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten der Selbsthilfe an:

  • Zögern Sie nicht, bei akuten Rückenschmerzen Schmerzmittel einzunehmen. Wenn Sie sonst gesund sind, spricht nichts gegen eine kurzzeitige, maximal dreitägige Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). Sie helfen, den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.
  • Suchen Sie eine Haltung, in der Ihre Schmerzen möglichst gering sind. Erfahrungsgemäß wird Liegen und Gehen als angenehmer empfunden als Stehen und Sitzen.
  • Viele Therapeut*innen empfehlen die Rückenlage mit um 90° gebeugten Hüft- und Kniegelenken (Stufenlagerung, Stufenbettlagerung, siehe oben). Für manche Schmerzgeplagte ist auch die Bauchlage mit erhöhtem Oberkörper oder die Seitenlage mit angezogenen Beinen schmerzlindernd.
  • Versuchen Sie, sich bewusst zu entspannen, wenn Sie eine schmerzarme Haltung gefunden haben: Atmen Sie bewusst und tief, hören Sie intensiv Musik, lesen Sie ein interessantes Buch.
  • Gehen Sie spazieren, sobald es die Schmerzen zulassen. Langsames Gehen bewegt die Rückenmuskulatur schonend und entspannt sie zugleich.

Die Selbsthilfe bei Rückenschmerzen beruht auf drei Prinzipien: Bewegung, Bewegung und Bewegung – soweit sie nicht schmerzt. Dabei spielt das Engagement der Betroffenen im Rahmen der Selbsthilfe eine ebenso wichtige Rolle wie die Behandlung durch die Ärzt*in. Dies gilt neben der Behandlung von Rückenschmerzen umso mehr für deren Vorbeugung: Auch nach der wirkungsvollsten Behandlung kehren Rückenschmerzen wieder, wenn die Betroffenen im Alltag nicht weiterhin auf ihren Rücken achten. Allerdings führen die meisten Menschen längerfristig nur solche Bewegungsarten aus, die ihnen entweder Spaß machen oder sich leicht in ihren Alltag integrieren lassen.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf, aber auch Pilates und Yoga sind vor allem beim LWS-Syndrom hilfreich.
  • Beginnen Sie ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion "dynamisches Sitzen" sind sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine "gerade" Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend bewegen. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen, statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab. Sie entlasten damit nicht nur Ihren Rücken, sondern steigern zugleich auch die Bewegungs- und Lebensfreude.

Komplementärmedizin

Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch. Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln.

Besonders wirksam ist die heiße Rolle: Falten Sie ein Küchenhandtuch und zwei Frotteehandtücher der Länge nach. Wickeln Sie das Küchenhandtuch der Breite nach zu einer festen Rolle zusammen. Die beiden anderen Tücher werden schräg darum herumgewickelt, sodass das Ganze aussieht wie ein Trichter bzw. wie ein nur an einer Seite geöffnetes Bonbon. Gießen Sie nun etwa einen Dreiviertel Liter brühheißes Wasser in die Rolle (Vorsicht Verbrennung!) und wickeln Sie die Frotteehandtücher vollends um die jetzt nasse Innenrolle. Prüfen Sie die Wärme. Ist die Rolle zu heiß, so wickeln Sie ein weiteres Frotteetuch darum herum. Mit dieser heißen Rolle rollen, tupfen und massieren Sie über den Rücken. Wenn die Rolle kühler wird, nehmen Sie eine Frotteeschicht ab.

Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte manchmal besser als Wärme. Bewährt haben sich Kühlpacks aus der Apotheke oder zerstoßene, in einem Waschlappen verpackte Eiswürfel, mehrmals täglich 1–5 Minuten lang auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Um Erfrierungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Auflagen in ein Tuch einzuschlagen und direkten Kontakt mit der Haut zu vermeiden.

Pflanzenheilkunde. Bei starken akuten Rückenschmerzen sind standardisierte Pflanzenextrakte kaum eine Alternative zu den im Allgemeinen gut wirksamen synthetisch hergestellten Schmerzmitteln. Dementsprechend sind schmerzlindernde Kombinationspräparate wie z. B. Eschenrinde in Verbindung mit Zitterpappel (enthalten z. B. in Phytodolor® Tinktur) allenfalls dann empfehlenswert, wenn es sich um leichtere bzw. abklingende Rückenschmerzen handelt.

Sind Muskelverspannungen die Ursache für Rückenschmerzen, können Einreibungen mit ätherischen Ölen wie Arnikaöl, Johanniskrautöl, Rosmarinöl oder Eukalyptusöl (enthalten z. B. in Dolocyl® Muskel- und Gelenköl) die Beschwerden lindern.

Akupunktur. Das Einstechen feiner Nadeln in standardisierte Akupunkturpunkte hat zum Ziel, einen gestörten "Energiefluss" zu normalisieren. Die Wirksamkeit ist bei chronischen Rückenschmerzen wissenschaftlich nachgewiesen. In den entsprechenden Studien war ein Therapieerfolg auch dann zu sehen, wenn die Nadeln außerhalb der vorgesehenen Punkte gesetzt wurden. Manche Kritiker*innen gehen deshalb von einer unspezifischen Wirkung aus.

Biofeedback. Das in chronischen Fällen sinnvolle Verfahren visualisiert Anspannungs- und Entspannungszustände und versetzt so den Rückenschmerzpatienten in die Lage, mit stress- bzw. schmerzauslösenden Situationen besser umzugehen.

Weiterführende Informationen

Morbus Scheuermann

Morbus Scheuermann (Adoleszentenkyphose, Juvenile Kyphose): Verformung der Wirbelkörper, die durch einseitige Abflachung keilförmig werden. Da meist die Brustwirbelsäule betroffen ist, bildet sich durch die Erkrankung typischerweise ein Buckel. Der Morbus Scheuermann ist häufig und tritt vor allem bei männlichen Jugendlichen auf. In den meisten Fällen genügen Krankengymnastik und Haltungstraining als Therapie, nur sehr selten sind Korsettbehandlungen oder gar korrigierende Operationen notwendig. Die Erkrankung verläuft meist gutartig und ohne bleibende Einschränkungen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Meist leichter Buckel im Hals-Brust-Bereich, typischerweise als "schlechte Haltung" interpretiert
  • Verminderte Drehfähigkeit der Wirbelsäule im Brustbereich
  • Gelegentlich Rückenschmerzen, v. a. im Erwachsenenalter.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen bei

  • schlechter Haltung oder Buckelbildung bei Jugendlichen

Die Erkrankung

Die Wirbelsäule ist kein gerader Stab, sondern bei seitlicher Betrachtung S-förmig gekrümmt. Im Bereich von Hals- und Lendenwirbelsäule biegt sich die gesunde Wirbelsäule nach vorn, es entsteht eine sogenannte Lordose. Die Brustwirbelsäule bildet dagegen eine Art Rundrücken oder Buckel (Kyphose), hier sind etwa 20 bis 40° Krümmungswinkel im Normbereich. Beim Morbus Scheuermann verändert sich die Krümmung der Wirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist am häufigsten betroffen, die normale Krümmung wird stärker, es bildet sich ein Buckel aus. Seltener ist die Lendenwirbelsäule betroffen. Hier führt der M. Scheuermann zu einer Verflachung der physiologischen Lordose.

Scheuermann-typische Anzeichen an der Wirbelsäule lassen sich bei bis zu 30°% der Kinder und Jugendlichen im Röntgenbild nachweisen, allerdings entwickeln nur wenige davon Beschwerden. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen, die Krankheit beginnt meist zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr.

Krankheitsentstehung

Die Ursache des Morbus Scheuermann ist nicht geklärt. Während des Wachstums entstehen Schwachstellen an den knorpeligen Deckplatten, die den Wirbelkörper an der Ober- und Unterseite begrenzen. Wenn durch die Schwachstellen Bandscheibenmaterial eindringt, verliert der Wirbelkörper an Knochenfestigkeit und verformt sich unter dem Körpergewicht allmählich zu einem Keil (wobei die Spitze des Keils zur Brust, die breite Seite zum Rücken hinzeigt). Sind viele Brustwirbel von dieser Veränderung betroffen, summieren sich die Verformungen zum oben genannten Rundrücken. Im Unterschied zum Buckel bei bloßer Haltungsschwäche, der sich aktiv ausgleichen lässt, ist der Rundrücken beim Morbus Scheuermann fixiert. Tritt die Erkrankung in seltenen Fällen an der Lendenwirbelsäule auf, führt sie dort zu einer Abflachung der normalen, nach vorn gerichteten Krümmung (Flachrücken).

Verlauf und Folgen

Der Morbus Scheuermann wird in drei Krankheitsstadien eingeteilt:

  • Im Initialstadium hat der Betroffene noch keine Beschwerden, die Krankheit wird als Zufallsbefund im Röntgenbild sichtbar.
  • Im Ausbildungsstadium sieht man die Auswirkungen der Wirbelsäulenveränderungen von außen am Patienten. Je nach Ort des Geschehens bildet sich ein Rundrücken (Brustwirbelsäule) oder selten auch Flachrücken (Lendenwirbelsäule) aus. Bei manchen Betroffenen stellen sich schon in diesem Stadium Schmerzen ein.
  • Mit Abschluss des Wachstums kommt die Krankheit zum Stillstand. In diesem Endstadium finden sich deformierte Wirbelkörper und verschmälerte Bandscheiben. Mit Ausnahme der wenigen schweren Fälle ist die Fehlstellung gering und äußerlich kaum sichtbar.

Folgen

Je stärker die Statik der Wirbelsäule gestört ist, desto größer ist die Anfälligkeit für einen vorzeitigen Verschleiß, für muskuläre Verspannungen und Rückenschmerzen (zunächst vor allem im Bereich der Brustwirbelsäule). Später entwickeln sich häufig zusätzlich Bandscheibenprobleme und Schmerzen im Lendenwirbelbereich, da diese die Buckelbildung der Brustwirbelsäule auszugleichen versucht (Hohlrundrücken).

Daneben wird im Verlauf oft die Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt, d. h. die Betroffenen haben Probleme beim Bücken und beim Drehen. In sehr schweren Fällen kommt es auch zu einer völligen Einsteifung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts.

Diagnosesicherung

Bei den meisten Jugendlichen, die wegen schlechter Haltung in der Sprechstunde erscheinen, wird der Arzt nach der körperlichen Untersuchung eine alterstypische, harmlose Haltungsschwäche diagnostizieren. Den Verdacht auf einen Morbus Scheuermann äußert er, wenn er einen fixierten, also nicht ausgleichbaren Rundrücken findet.

In diesem Fall veranlasst der Arzt Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule von vorne und von der Seite. In der seitlichen Aufnahme lässt sich das Ausmaß der Verformung ausmessen. Ein Morbus Scheuermann liegt vor, wenn mindestens 3 aufeinanderfolgende Wirbelkörper keilförmig deformiert sind und der gemessene Winkel 5° übersteigt. Meist zeigt das Röntgenbild in den betroffenen Wirbelkörpern auch typische Löcher (Schmorl`sche Knötchen), die dem eingedrungenen Bandscheibenmaterial entsprechen.

Differenzialdiagnosen. Buckel bei schlechter Haltung. Entwickelt ein Erwachsener nach Scheuermann-Erkrankung in der Jugend starke Rückenschmerzen oder Bewegungseinschränkungen, sind neben den Scheuermann-typischen Folgezuständen auch eine Osteoporose oder ein Morbus Bechterew auszuschließen.

Behandlung

Eine ursächliche Behandlung ist nicht möglich. Früher wurden Betroffene in Korsette eingeschnürt, zur Schonung angehalten, in ihrer Berufswahl eingeschränkt, also krank gemacht. Heute hat sich die Haltung der Ärzte geändert; sie empfehlen den betroffenen Jugendlichen, ihr Leben mit möglichst wenigen Einschränkungen zu leben und körperlich aktiv zu sein.

Krankengymnastik. Die krankengymnastischen Übungen dienen vor allem drei Zielen:

  • Durch Training der Rückenmuskulatur soll der Rücken wieder aufgerichtet werden.
  • Die meist verkürzten Bauchmuskeln müssen gedehnt werden, um die Aufrichtung des Rückens überhaupt zuzulassen.
  • Die Wirbelsäule soll möglichst beweglich gehalten werden.

Wenn die Krümmung nicht stark ausgeprägt ist und der Betroffene regelmäßig geeigneten Sport treibt (siehe "Ihr Apotheker empfiehlt"), erübrigen sich nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt häufig die krankengymnastischen Übungen.

Krankengymnastik an Geräten. Erwachsene mit abgelaufenem ("ausgebranntem") Morbus Scheuermann und Rückenschmerzen profitieren oft von einer Krankengymnastik an Geräten (Bewegungstherapie).

Korsettbehandlung. Ist die Erkrankung stark ausgeprägt (Verkrümmung über 50° nach Cobb) und befindet sich der Betroffene noch im Wachstum, verordnet der Arzt zusätzlich häufig ein Korsett. Dadurch wird die Aufrichtung der Wirbelsäule oft überhaupt erst möglich.

Operative Behandlung. Bei extremer Buckelbildung (über 70° nach Cobb) ist eine Versteifungsoperation möglich, aber nur in Ausnahmefällen notwendig und empfehlenswert. Operiert wird auch, wenn durch die Verkrümmung der Wirbelsäule die Lungenfunktion eingeschränkt ist oder wenn die Rückenschmerzen auf konservativem Weg nicht beherrschbar sind.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Geeigneter Sport. Wer bei Morbus Scheuermann seine Oberkörpermuskulatur durch regelmäßigen Sport trainiert, beugt Rückenschmerzen vor. Am besten geeignet sind Sportarten mit fließenden, symmetrischen Bewegungen des Oberkörpers, z. B. Schwimmen. Weniger empfehlenswert sind sportliche Aktivitäten, die zu wiederholter Stauchung der Wirbelsäule führen, wie Fußball oder Laufen. Sportarten wie Squash, Tennis oder Mannschaftsballdisziplinen sind in Maßen sinnvoll, doch raten die meisten Ärzte von intensivem Training ab, da die abrupten Richtungswechsel zu starken Beschleunigungs- und Bremskräften auf die geschädigte Wirbelsäule führen.

Bauchlage. Das Liegen auf dem Bauch, z. B. beim Schlafen oder Lesen, ist für viele Betroffene deutlich angenehmer als die Rückenlage.

Physikalische Therapie. Rotlicht, Fango, Massagen und auch Elektrotherapien (z. B. die TENS) können helfen, muskuläre Verspannungen zu lösen. Bewegung und Krankengymnastik ersetzen diese Verfahren allerdings nicht.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion "dynamisches Sitzen" sind gerade für einen "vorgeschädigten" Rücken sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine "gerade" Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend arbeiten. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen, statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Rückenschule. Neben Sport empfiehlt sich als Selbsthilfemaßnahme das Erlernen eines rückenfreundlichen Verhaltens, z. B. im Rahmen einer Rückenschule.

Weiterführende Informationen

  • www.skoliose-info-forum.de – Privat geführte Internetseite, Waxweiler: Informativ, interaktiv und mit Forum. Richtet sich an Patienten und Interessierte von Wirbelsäulendeformitäten (v. a. Skoliosen und Morbus Scheuermann).

Osteochondrose

Osteochondrose (Osteochondrosis intervertebralis): Verschleißerscheinungen von Bandscheiben und knöchernen Wirbelkörpern, die je nach Ausmaß zu oft schwer behandelbaren Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Ursache der Verschleißerscheinungen sind vor allem Alterungsprozesse, die durch Übergewicht und eine vorwiegend sitzende Lebensweise begünstigt werden. Als Komplikationen drohen Bandscheibenvorfall und Spinalstenose mit neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder Missempfindungen.

Therapiert wird mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und gezielten Übungen für den Rücken. Bringen konservative Maßnahmen keinen Erfolg oder ist die Erkrankung sehr weit fortgeschritten, helfen operative Eingriffe wie z. B. der Ersatz der betroffenen Bandscheibe durch eine Bandscheibenprothese oder eine Versteifungsoperation der Wirbelsäule.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anhaltende Schmerzen im unteren Rücken (wenn die Lendenwirbelsäule betroffen ist)
  • Anhaltende Schmerzen im Nacken, eventuell Kopfschmerzen (wenn die Halswirbelsäule betroffen ist)
  • Bewegungseinschränkung, erschwertes Bücken, Drehen des Körpers oder des Kopfes
  • Schonhaltung, Schiefhals
  • Je nach Ausmaß der degenerativen Veränderungen ausstrahlende Schmerzen bis in die Zehen bzw. Finger.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • lokalen Schmerzen ohne Ausstrahlungen.

Innerhalb weniger Tage bei

  • leichter anhaltender Taubheit in Arm oder Bein.

Innerhalb eines Tages bei

  • Lähmungen oder ausgedehnter Taubheit in Arm oder Bein.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Wirbelsäule und Bandscheiben sind täglich großen Belastungen ausgesetzt, sodass ein gewisser Verschleiß im Alter normal ist. Die Bandscheibe ist davon in zweierlei Hinsicht betroffen: Zum einen nimmt der Wassergehalt ihres Gallertkerns, also des "Polsters" in der Mitte der Bandscheibe ab, zum anderen bilden sich Risse im darum liegenden Faserknorpelring. Die dadurch entstehende Höhenminderung der Bandscheibe stört die fein aufeinander abgestimmten Bewegungen zwischen zwei Wirbeln und führt im weiteren Verlauf zu zunehmenden Schädigungen an den angrenzenden Wirbelkörpern. Ähnlich wie bei der Arthrose entstehen zusätzlich knöcherne Auswüchse an den Wirbeln, die manchmal aneinander reiben und dadurch Schmerzen verursachen.

Begünstigt werden solche Verschleißerscheinungen durch eine Überlastung von Wirbelsäule und Bandscheiben. Normalerweise nehmen die tagsüber zusammengepressten Bandscheiben nachts Wasser auf, um am nächsten Tag ihre Stoßdämpferfunktion wieder ausüben zu können. Eine permanente Belastung stört diese Regeneration, wodurch die Bandscheibe zusammengepresst bleibt, ihre Höhe also vermindert ist.

Folgende Faktoren tragen zu einer übermäßigen Belastung der Wirbelsäule und ihrer Bandscheiben bei:

  • Bewegungsmangel führt zu einem Abbau der Rückenmuskulatur. Eine schwache Rückenmuskulatur kann die Wirbelsäule und ihre stoßdämpfenden Bandscheiben in ihrer tragenden Rolle nicht ausreichend unterstützen. In der Folge werden die Bandscheiben vermehrt belastet und abgenutzt.
  • Übergewicht belastet die Wirbelsäule schwer und fördert dadurch ebenfalls die Abnutzung der Bandscheiben.
  • Wirbelsäulenverkrümmungen wie die Skoliose führen zu einer einseitigen Belastung von Bandscheiben und Wirbelkörpern. Vor allem an den vermehrt belasteten Stellen kommt es dann zu einer schnelleren Abnutzung der Strukturen.
  • Bandscheibenoperationen und Bandscheibenentzündungen verändern häufig die Struktur von Bandscheibe und ihrer Umgebung. Dadurch schaden sie der Bandscheibe direkt oder indirekt, z. B. durch eine Fehlbelastung.

Klinik

Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule von der Ostechondrose betroffen. Hier zeigt sich die Erkrankung durch Schmerzen im unteren Rücken, die im Verlauf immer stärker werden und oft zu einer – zusätzlich schädlichen – Schonhaltung führen. Für die Osteochondrose der Halswirbelsäule sind Nackenschmerzen typisch. Durch eine Schon- oder Schiefhaltung des Kopfes kommt es zusätzlich zu Verspannungen und starken Kopfschmerzen. Im weiteren Verlauf einer Osteochondrose versteifen sich die betroffenen Bereiche, sodass Bewegungen erschwert werden. In diesem Stadium lassen die Schmerzen dann häufig nach, da die knöchernen Auswüchse ja nun verwachsen sind und weniger aneinander reiben können.

Komplikationen

Die Osteochondrose ist häufig Grundlage anderer Wirbelsäulenerkrankungen. So begünstigen etwa vorgeschädigte Bandscheiben das Auftreten von Bandscheibenvorfällen. Die knöchernen Auswüchse der Wirbelkörper können wiederum den Wirbelkanal einengen und damit eine Spinalstenose hervorrufen. Bei beiden Erkrankungen drohen durch den Druck auf das Nervengewebe Taubheitsgefühle, Missempfindungen und sogar Lähmungen.

Diagnosesicherung

Der Arzt befragt den Patienten genau, wann und wo die Schmerzen auftreten, ob sie bei Belastung stärker werden und in Ruhe nachlassen. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er durch Abtasten des Rückens Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich der Wirbelsäule. Außerdem untersucht der Arzt die Beweglichkeit der Wirbelsäule, er lässt den Patienten sich strecken und beugen sowie den Kopf und Oberkörper drehen und zur Seite neigen.

Bei Verdacht auf eine Osteochondrose hilft ein Röntgenbild weiter. Darin lassen sich sowohl die Höhenminderung der Zwischenwirbelräume (als Anzeichen für die reduzierte Höhe der Bandscheiben) als auch die knöchernen Auswüchse der Wirbelkörper gut erkennen. Mithilfe des MRT ist es möglich, die krankhaften Formveränderungen der Bandscheiben direkt nachzuweisen.

Hinweis: Zahlreiche Forscher beschäftigten sich in den 1980er und 1990er Jahren mit Kernspinuntersuchungen von Lendenwirbelsäulen bei gesunden Menschen. Ungeachtet der Unterschiede im Detail zeigten alle Studien einen hohen Prozentsatz von (beschwerdelosen) Bandscheibenschäden aller Art. Entdeckt also der Arzt im CT oder Kernspin Bandscheibenschäden, wird er den Zusammenhang mit bestehenden Beschwerden kritisch prüfen. Was bei dem einen Patienten einen irrelevanten Befund darstellt, bedeutet bei einem anderen möglicherweise einen medizinischen Notfall. Umgekehrt findet der Arzt häufig auch bei stärksten Rückenschmerzen keine Entsprechung im CT oder Kernspin.

Differenzialdiagnosen. Andere Ursachen von Rückenschmerzen sind Wirbelkörperbrüche, Facettensyndrom, Tumoren, Metastasen oder entzündliche Veränderungen der Wirbelsäule.

Behandlung

Die Grundpfeiler der Behandlung sind wie bei fast allen verschleißbedingten Erkrankungen der Wirbelsäule die Bekämpfung der Schmerzen und – vor allem im Brust- und Lendenwirbelbereich – die langfristige Stabilisierung des Rückens durch den Aufbau einer stützenden Rumpfmuskulatur.

Konservative Therapie

Medikamente. Zur Behandlung der Schmerzen verordnet der Arzt Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente wie z. B. Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). In hartnäckigen Fällen helfen kurzfristig Injektionen von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Wirkstoffen direkt in den betroffenen Bereich.

Physiotherapie. Ist die akute Schmerzphase mithilfe der Medikamente überwunden, beginnt die Physiotherapie. Dabei gilt es zunächst, die durch die Schmerzen reflexbedingte Muskelverspannung zu lösen. Eingesetzt werden dazu beispielsweise Wärme, Rotlicht, Fango oder Massagen.

Aktive Krankengymnastik. Sind die Muskeln entspannt, geht es mit der rückenstärkenden Krankengymnastik los. Gezielte Übungen helfen beim Aufbau stützender Muskelgruppen, die die Wirbelsäule stabilisieren. Sie dehnen verspannte und verkürzte Muskeln und verbessern damit die Rückenbeweglichkeit. Außerdem schulen sie Koordination und Körpergefühl, was langfristig zu rückenfreundlicheren und gesünderen Bewegungsmustern führt.

Rückenschule. Neben gymnastischen Übungen vermittelt die "Rückenschule" Wissen über rückenschonendes Verhalten. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt. Die Rückenschule ist bei chronischen Rückenproblemen dann hilfreich, wenn der Betroffene die erlernten Techniken in Eigenregie in seinem Alltag einsetzt.

Hilfsmittel. In manchen Fällen verordnet der Orthopäde auch eine Art Stützkorsett oder Mieder, um die Wirbelsäule zu entlasten.

Operative Therapie

Eine Operation ist erforderlich, wenn die konservativen Maßnahmen keine Erleichterung bringen, die Krankheit sehr weit fortgeschritten ist oder sich Komplikationen einstellen.

Versteifungsoperation. Standardoperation ist die Versteifung von Teilen der Wirbelsäule (Versteifungsoperation). Dabei bringt der Operateur in die Wirbelkörper der betroffenen Region Schrauben ein und verbindet sie über Stäbe in Längs- und eventuell Querrichtung miteinander. Neben der Versteifung müssen einzelne Bereiche der Wirbelsäule manchmal auch geradegerichtet werden.

Bandscheibenprothesen. Eine weitere Therapieoption ist der Ersatz einer verschlissenen Bandscheibe durch eine Bandscheibenprothese aus Metall und Hartkunststoff. Das Verfahren hat sich als sicher und nachhaltig erwiesen, im Gegensatz zu Prothesen bei großen Körpergelenken kommt es kaum zu Lockerungen. Ob das Einpflanzen von Bandscheibenprothesen langfristig bessere Ergebnisse zeigt als die Versteifung, müssen weitere Studien zeigen. Zudem kommen Bandscheibenprothesen für manche Patienten gar nicht in Frage. Liegt beispielsweise neben der abgenutzten Bandscheibe auch eine Arthrose der Zwischenwirbelgelenke (wie z. B. beim Facettensyndrom) vor, bleibt die Versteifung dieses Segmentes Therapie der Wahl.

Hinweis: Weitere Informationen zur konservativen und operativen Behandlung von Rückenschmerzen finden Sie im Beitrag Rückenschmerzen.

Prognose

Die Prognose hängt entscheidend davon ab, in welchem Stadium mit einer Behandlung begonnen wird. Bei leichteren Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule bekommen die Patienten ihre Schmerzen oft mit Rückentraining und Schmerzmitteln gut in den Griff.

Bei Befall der Halswirbelsäule oder im fortgeschrittenen Stadium ist meist eine Operation erforderlich. Hier bleiben jedoch in vielen Fällen Einschränkungen zurück.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei akuten Beschwerden ist es entscheidend, rasch wieder in Bewegung zu kommen und den Teufelskreis von Schmerz – Verspannung – mehr Schmerz zu durchbrechen. Zur Vorbeugung sind sämtliche Varianten rückenschonenden Verhaltens zu empfehlen. Wem es gelingt, die Wirbelsäule beweglich und die Muskelstütze funktionsfähig zu halten, hat schon halb gewonnen.

Bewegung. Wie bei der Therapie der meisten Rückenschmerzen heißt deshalb das Motto: mehr Bewegung. Allerdings führen die meisten Menschen längerfristig nur solche Bewegungsarten aus, die ihnen entweder Spaß machen oder sich leicht in ihren Alltag integrieren lassen.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Achten Sie dabei auf eine gute Ausrüstung (Laufschuhe).
  • Beginnen Sie ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern.
  • Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion "dynamisches Sitzen" sind sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine "gerade" Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend arbeiten. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab. Sie entlasten damit nicht nur Ihren Rücken, sondern steigern zugleich auch die Bewegungs- und Lebensfreude.

Schmerzen lindern

Medikamente. Zögern Sie nicht, bei akuten Schmerzen Schmerzmittel einzunehmen. Wenn Sie sonst gesund sind, spricht nichts gegen eine kurzzeitige, maximal dreitägige Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln, z. B. NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). Sie helfen, den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.

Komplementärmedizin

Wärme. Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch. Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln.

Besonders wirksam ist die heiße Rolle: Falten Sie ein Küchenhandtuch und zwei Frotteehandtücher der Länge nach. Wickeln Sie das Küchenhandtuch der Breite nach zu einer festen Rolle zusammen. Die beiden anderen Tücher werden schräg darum herumgewickelt, sodass das Ganze aussieht wie ein Trichter bzw. wie ein nur an einer Seite geöffnetes Bonbon. Gießen Sie nun etwa einen Dreiviertel Liter brühheißes Wasser in die Rolle (Vorsicht Verbrennung!) und wickeln Sie die Frotteehandtücher vollends um die jetzt nasse Innenrolle. Prüfen Sie die Wärme. Ist die Rolle zu heiß, so wickeln Sie ein weiteres Frotteetuch darum herum. Mit dieser heißen Rolle rollen, tupfen und massieren Sie über den Rücken. Wenn die Rolle kühler wird, nehmen Sie eine Frotteeschicht ab.

Kälte.Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte manchmal besser als Wärme. Bewährt haben sich Kühlpacks aus der Apotheke oder zerstoßene, in einem Waschlappen verpackte Eiswürfel, mehrmals täglich 1–5 Minuten lang auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Um Erfrierungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Auflagen in ein Tuch einzuschlagen und direkten Kontakt mit der Haut zu vermeiden.

Manuelle Therapien. Insbesondere die Osteopathie und die Wirbelsäulentherapie nach Dorn geben Behandlungserfolge an, ebenso liegen Berichte vor, wonach die Akupunktur in vielen Fällen die Beschwerden lindert. Sanfte Bewegungstherapien wie Yoga, Thai Chi, Qigong und Feldenkrais sind bei wiederkehrenden Beschwerden empfehlenswert.

Bei lokal begrenzten Beschwerden ohne ausstrahlende Schmerzen in die Extremitäten kommen darüber hinaus die gleichen komplementärmedizinischen Methoden in Betracht wie die im Artikel Rückenschmerzen beschriebenen Maßnahmen.

Weiterführende Informationen

  • https://dgk.de/gesundheit/schmerzen/rueckenschmerzen/rueckenschmerzen.html Internetseite des Deutschen Grünen Kreuzes, Marburg: Gut besuchtes Patientenforum. Unter dem Suchbegriff Rückenschmerzen finden Sie umfassende Informationen.
  • www.mein-starker-ruecken.de. Eine Seite mit praktischen, gut bebilderten und erklärten Übungen für Rückengymnastik. Klären Sie jedoch vor jeglichem Turnen mit Ihrem Arzt ab, ob solche Übungen für Sie sinnvoll sind!

Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kreuzschmerzen

Jeder zehnte Besuch in der Hausarztpraxis und jeder zweite Besuch bei Orthopäd*innen hat seinen Grund in Rückenproblemen. Da sie häufig von Schmerzen begleitet sind, sprechen die Betroffenen im Allgemeinen von Rückenschmerzen, die sich noch genauer in Nacken- oder Kreuzschmerzen unterteilen lassen. Die Ursachen sind mannigfaltig und oft kombiniert, sie reichen von degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen über Fehlhaltungen und Verspannungen bis hin zu psychischen Belastungen.

Wenn Rückenschmerzen länger als sechs Wochen andauern, werden sie zu chronischen Rückenschmerzen. Sie führen zu starken Einschränkungen im Alltag und erfordern oft langfristige Krankschreibungen. Mit zunehmender Dauer der Schmerzen fühlen sich die Betroffenen deshalb zermürbt und psychisch stark belastet.

Je nach Ursache werden Rückenschmerzen mit Medikamenten, Physiotherapie, physikalischen Maßnahmen und operativen Verfahren behandelt. Zentrale Säule ist die regelmäßige Krankengymnastik mit Stärkung der Rumpfmuskulatur, unterstützt von einer rückenschonenden Lebensweise.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen im Rücken, speziell im Nacken- oder Kreuzbereich, bei Bewegung oder in Ruhe
  • Ausstrahlen der Schmerzen in benachbarte Körperregionen möglich, z. B. von der Halswirbelsäule in Kopf, Schultern und Arme, von der Brustwirbelsäule in den Brustkorb und von der Lendenwirbelsäule in Bauch, Hüfte und Beine
  • Manchmal begleitende Gefühlsstörungen oder Muskelschwächen bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Die Erkrankung

Die Häufigkeit von Rückenbeschwerden verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass jede Wirbelsäule spätestens ab dem sechsten Lebensjahrzehnt deutliche Verschleißerscheinungen zeigt. Sie äußern sich z. B. in Schäden von Bandscheiben und Wirbelkörperknochen, Arthrosen der Zwischenwirbelgelenke und in Knochenanbauten an den Wirbelkörperkanten (Spondylophyten). Einerseits sind auch erhebliche Schäden oft mit erstaunlich wenig Beschwerden verbunden, andererseits können auch geringfügige Veränderungen manchmal zu starken Schmerzen führen.

Für die Ärzt*in ist es im Einzelfall schwierig, die eigentliche Ursache von Rückenschmerzen herauszufinden. Hochgradig verspannte Partien der die Wirbelsäule stützenden bzw. bewegenden Rückenmuskulatur kommen als Auslöser ebenso in Frage wie Einengungen oder Reizungen von Teilen des Rückenmarks oder von Nerven, die in der Wirbelsäule das Rückenmark verlassen. Das Gleiche gilt für viele Begleitstrukturen wie Bandscheiben, Knochen, Gelenke und selbst Beckenorgane.

Typische Ursachen von Rücken- und Kreuzschmerzen sind z. B. folgende Erkrankungen, die allein oder auch in Kombination auftreten können:

  • Osteochondrose
  • Spinalstenose
  • Bandscheibenvorfall und Bandscheibenvorwölbung
  • Facettensyndrom.

Trotz eingehender Untersuchungen findet die Ärzt*in aber oft keine klare Ursache für die Beschwerden. Denn das komplizierte System Wirbelsäule reagiert auf ganz verschiedene Störungen recht gleichartig. Liegt der schmerzende Bereich im Bereich der Lendenwirbelsäule, spricht man deshalb auch von einem LWS-Syndrom, schmerzen Hals und Nacken, vom HWS-Syndrom.

Teufelskreis durch Muskelverspannung

Wer oder was auch immer den Schmerz ausgelöst hat, immer führt der Schmerzreiz zunächst zu einer reflexartigen Muskelanspannung. Wenn der Reiz weiter anhält, verkrampfen sich die Muskeln, eine Verspannung entsteht. Sie sorgt dafür, dass auch die benachbarten Abschnitte der Wirbelsäule in das Schmerzgeschehen einbezogen werden. Auf diese Art entsteht ein Teufelskreis, der sich unabhängig vom auslösenden Reiz verstärkt und unterhält. Ähnliche Teufelskreise werden auch im Rückenmark und im Gehirn ausgelöst, wo der Rückenschmerz verarbeitet wird.

Diese Mechanismen schaukeln sich so auf, dass der Schmerz sich irgendwann verselbstständigt. Unabhängig vom ursprünglichen Auslöser stehen die Schmerzen dann ganz im Vordergrund. Die Therapie solcher chronischen Rückenschmerzprobleme gehört in diesem Fall in die Hand speziell geschulter Schmerztherapeut*innen. Diese ergänzen die Behandlung durch Entspannungstechniken, z. B. Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson sowie psychotherapeutische Verfahren.

Diagnosesicherung

Wegen der Häufigkeit von Rückenschmerzen im Praxisalltag verzichtet die Ärzt*in häufig zunächst darauf, die genaue Ursache der Rückenschmerzen zu ermitteln. Vielmehr wird zuerst abgeklärt, ob eine gefährliche oder eine ungefährliche Situation vorliegt. Gefährlich sind v. a. drohende Nervenschädigungen oder Lähmungen durch Einengung des Wirbelkanals und der Nervenaustrittslöcher. Solche Notfallsituationen lassen sich meist schon durch die körperliche Untersuchung erkennen und durch Röntgen, CT oder Kernspin bestätigen, im Zweifelsfall auch durch Spezialuntersuchungen wie die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.

Sind gefährliche Ursachen ausgeschlossen, erübrigen sich zunächst weiterführende Untersuchungen an der Wirbelsäule, weil Röntgen-, CT- und Kernspinbefunde häufig keine Übereinstimmung mit den Beschwerden zeigen.

Tritt jedoch trotz der Behandlung mit Medikamenten und/oder den bekanntesten Therapieverfahren innerhalb weniger Wochen keine Besserung ein, wird eine Ursachenforschung notwendig. Jetzt kommen technische Untersuchungsverfahren zum Einsatz, z. B.

  • CT oder Kernspin
  • spezielle, radiologische Methoden wie Szintigrafie
  • neurologische Untersuchungsverfahren wie z. B. die Elektromyografie und Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.

Hinweis: Auch wenn es der Ärzt*in gelingt, auf diese Weise die Ursache von Rückenschmerzen aufzudecken, ändert diese Erkenntnis selten etwas an der Behandlung.

Differenzialdiagnosen. Gelegentlich können Rückenschmerzen auch schwere Erkrankungen innerer Organe zugrunde liegen, etwa Herzinfarkt, Rippenfellentzündung, Risse und Aussackungen in der Hauptschlagader, Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Nierensteine. Bei Frauen können Kreuzschmerzen ihre Ursache auch in gynäkologischen Erkrankungen haben.

Hinweis: Am Ausmaß chronischer Rückenschmerzen ist die Psyche immer mit beteiligt, entweder als Dämpfer, als Verstärker oder sogar als Auslöser. So zählen Rückenbeschwerden zu den häufigsten somatoformen Störungen.

Behandlung

Bei akuten Rückenschmerzen müssen zunächst die Schmerzen gelindert werden:

  • Direkt schmerzlindernd wirken Schmerzmittel, Massage, Wärme oder Kälte (je nach individuellem Bedürfnis) sowie verschiedene elektrische Ströme. Hier haben auch komplementärmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur und manuelle Therapie ihren Platz.
  • Auch wenn viele Betroffene ruhiges Liegen auf dem Sofa spontan bevorzugen, empfehlen aktuelle Behandlungsleitlinien, dem gewohnten Alltag nachzugehen und sich viel zu bewegen. Denn nur so lässt sich verhindern, dass sich die Muskeln wieder verspannen und der Teufelskreis von vorne beginnt. Die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) hat zudem in einer Studie herausgefunden, dass Bettruhe der Chronifizierung der Schmerzen Vorschub leistet.

Pharmakotherapie

Schmerzmittel. Sind Rückenschmerzen so stark und anhaltend, dass sie den Tagesablauf stören, empfiehlt sich eine regelmäßige, mehrtägige Einnahme von Schmerzmitteln wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). Wegen der zahlreichen Nebenwirkungen sollten die Schmerzmittel jedoch nicht länger als drei Tage ohne ärztliche Verordnung und Kontrolle eingenommen werden.

Reicht dies nicht, verordnet die Ärzt*in oft eine Kombination mit stärkeren Schmerzmitteln. Hier kommt z. B. Metamizol (z. B. Novalgin®) zum Einsatz, aber auch schwache Opioide wie Tilidin (z. B. Valoron®) oder starke Opioide wie Fentanyl (z. B. Durogesic®). Bei chronischen Rückenschmerzen wird manchmal auch zusätzlich Antidepressiva, z. B. Amitriptylin oder Antiepileptika, z. B. Gabapentin verordnet.

Sind die Rückenschmerzen mit starken Muskelverspannungen verbunden, helfen Muskelrelaxanzien, z. B. Tolperison (z. B. Mydocalm®). Die meisten Mittel dieser Medikamentengruppe machen als Nebenwirkung müde und beeinträchtigen dadurch die Fahrtüchtigkeit. Bei abendlicher Einnahme lässt sich diese Nebenwirkung als Einschlafhilfe nutzen.

Spritzen oder Tabletten? Nach verbreiteter Meinung wirken Medikamente besser, wenn sie gespritzt werden. Diese Einschätzung ist jedoch falsch – gespritzte Medikamente wirken lediglich schneller als Tabletten oder Zäpfchen. Eine Ausnahme sind örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetika), die sich ausschließlich spritzen lassen, und bestimmte Kortisonpräparate, die v.  a. am Ort der Injektion wirken, ohne starke Nebenwirkungen im ganzen Körper zu verursachen. Alle anderen (Schmerz-)Medikamente sind als Tablette oder Zäpfchen ebenso effektiv wie Spritzen an die Wirbelsäule oder ins Gesäß. Außerdem treten bei Spritzen gelegentlich Komplikationen auf, wenn die Injektionsnadel wichtige Strukturen, z. B. Nerven und Gefäße, schädigt oder Bakterien einschleppt, die eine Infektion verursachen.

Orthopädische Injektionsbehandlung. Meist kommen örtliche Betäubungsmittel und Kortisonpräparate zum Einsatz, die der Arzt oder die Ärztin entweder oberflächlich als Quaddeln Neuraltherapie oder tief ins Gewebe spritzt. Unter Ultraschall-, Röntgen- oder CT-Kontrolle lassen sich Injektionen auch direkt an die Nervenwurzeln neben der Wirbelsäule setzen (periradikuläre Therapie). Eine aufwendigere Behandlung ist die Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln, Kortisonpräparaten und anderen Substanzen in den Raum zwischen der Wirbelsäule und dem Rückenmark (peridurale Infiltration), möglichst zielgenau an die schmerzende Stelle. Sie erfolgt über einen dünnen Schlauch (Katheter), den die Ärzt*in unter Röntgenkontrolle einführt und dort über mehrere Tage für wiederholte Injektionen belässt. Letztgenannte Verfahren sind in ihrer Langzeitwirkung umstritten.

Konservative Behandlung

Nur wenige Rückentherapieverfahren stützen sich auf einen wissenschaftlich untermauerten Wirkungsnachweis; dies gilt auch für einige schulmedizinische Therapien.

Hinweis: Allgemein gilt, dass passive Therapien, z. B. Massagen oder Fangopackungen, in der Regel nicht langfristig wirken, auch wenn sie kurzfristig die Schmerzen lindern. Sie sind aktiven Therapien wie z. B. der Physiotherapie unterlegen, die den Muskelapparat aufbauen und dadurch das Skelett stützen. Bei diesen ist der Erfolg mit Mühen und aktiver Mitarbeit verbunden und tritt langsamer ein.

Häufig verordnete Therapien sind:

Krankengymnastik. Gezielte Übungen helfen beim Aufbau stützender Muskelgruppen, die die Wirbelsäule stabilisieren. Sie dehnen verspannte und verkürzte Muskeln und verbessern damit die Rückenbeweglichkeit. Außerdem schulen sie Koordination und Körpergefühl, was langfristig zu rückenfreundlicheren und gesünderen Bewegungsmustern führt.

Hinweis: Die Wirksamkeit von Krankengymnastik ist bei Rückenschmerzen wissenschaftlich erwiesen, jedoch nur bei konsequenter (täglicher) Fortführung der Übungen zu Hause.

Krankengymnastik an Geräten (Bewegungstherapie). Durch Training an Fitnessgeräten wird der gezielte Muskelaufbau unterstützt. Unter kompetenter Anleitung durch eine Fachkraft ist sie bei Rückenschmerzen ein wichtiges Behandlungsverfahren mit nachhaltiger Wirkung.

Physikalische Verfahren. Physikalische Verfahren wie Wärme (Rotlicht, Fango, heiße Rolle), Kälte (Eis, Wechselduschen) und Strom (Gleichstrom, verschiedene Wechselströme, TENS-Therapie) lindern Rückenschmerzen, verbessern die Durchblutung, entspannen oder aktivieren die Muskulatur. Die Effekte sind kurzfristig messbar; eine langfristige Wirksamkeit besteht aber nicht.

Sanfte Bewegungstherapien. Yoga, Tai Chi und Qigong, Feldenkrais oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten das Körperbewusstsein, ändern Bewegungsmuster und verbessern die Koordination der Bewegungen. Obwohl ursprünglich nicht als Rückentherapie entwickelt, haben sich diese übenden Mind-Body-Verfahren in der Praxis gut zur Behandlung von chronischen, teils auch akuten Rückenschmerzen bewährt. Insbesondere für Yoga liegen auch wissenschaftliche Wirknachweise vor.

Rückenschule. Die Anleitung zur Selbsthilfe will neben gymnastischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur und der Beweglichkeit auch Wissen zu rückenschonendem Verhalten vermitteln. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt. Die Rückenschule ist bei chronischen Rückenproblemen dann hilfreich, wenn der Betroffene die erlernten Techniken in Eigenregie in seinem Alltag einsetzt.

Physiotherapie. Vor allem in Kombination mit einer manuellen Therapie sehr wirksam. Ein Muskel wird zunächst gegen Widerstand angespannt, dann lässt man ihn locker und die Therapeut*in kann den Muskel im Anschluss schmerzfrei dehnen.

Operative Behandlung

Operationen an der Wirbelsäule. Hartnäckige und chronische Rückenschmerzen alleine sind kein Grund für eine Operation. Die Missachtung dieser Tatsache hat in der Vergangenheit zu so vielen Fehlschlägen von Operationen geführt, dass sich dafür sogar ein medizinischer Begriff eingebürgert hat: die Failed Back Surgery, die fehlgeschlagene Rückenoperation.

Operationen sind nur dann notwendig und Erfolg versprechend, wenn schwere Symptome auf nicht operative Behandlungen unzureichend ansprechen und die Beschwerden sich auf klar identifizierbare Ursachen zurückführen lassen, welche operativ zu beheben sind.

Die Ursachenforschung erfordert meist einen großen diagnostischen Aufwand. Die Befunde von bildgebenden Verfahren, z. B. Röntgen, CT und Kernspin, sind zudem nur dann aussagekräftig, wenn sie zu den Symptomen und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung passen. Glücklicherweise sind Arzt*innen und Patient*innen mit der Entscheidung für eine operative Therapie selten unter Zeitdruck; eine Ausnahme bilden die wenigen Situationen, in denen eine drohende Nervenschädigung, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall eine sofortige Operation erzwingt.

Entlastungsoperationen. Ziel ist die Entlastung eingeengter Nerven, z. B. bei Einengung des Wirbelkanals (Spinalstenose). Zu diesem Zweck entfernt die Operateur*in Teile von Bändern und Wirbelbögen, gegebenenfalls auch krankhafte Knochenanbauten (Spondylophyten). Die Operation beeinträchtigt die Stabilität der Wirbelsäule nur zu geringem Gradie; das Gesamtgefüge bleibt erhalten.

Versteifungsoperationen (Spondylodesen). Sie dienen meist dazu, einen instabilen Wirbelsäulenabschnitt zu stabilisieren, z. B. bei Spondylolisthese, Wirbelgleiten, Wirbelbrüchen oder Knochenmetastasen. Ein weiteres Einsatzgebiet von Versteifungsoperationen ist die Korrektur von Wirbelsäulenverkrümmungen, z. B. bei Skoliose oder schwerem Morbus Scheuermann. Dabei bringt die Operateur*in in die Wirbelkörper der betroffenen Region Schrauben ein und verbindet sie über Stäbe in Längs- und eventuell Querrichtung miteinander. Oft werden zusätzlich mehrere Bandscheiben durch Knochenblöcke oder Titanimplantate ersetzt. Die eigentliche Versteifung ist Aufgabe des Körpers und findet in den folgenden Monaten statt, indem die stabilisierten Wirbelsäulenabschnitte miteinander verwachsen. Da sich die versteiften Segmente nicht mehr gegeneinander bewegen, sind die benachbarten Segmente vermehrter Belastung ausgesetzt; daher nützen sich diese häufig vorzeitig ab und verursachen dann ihrerseits Schmerzen.

Vertebroplastik und Kyphoplastik. Diese Techniken dienen der Behandlung von Wirbelkörperbrüchen durch Osteoporose; sie kommen aber auch bei starken Schmerzen durch Wirbelsäulenmetastasen zum Einsatz. Bei der Vertebroplastik (Vertebroplastie) spritzt die Ärzt*in Knochenzement in den Wirbel und versucht damit, die Knochensubstanz zu stabilisieren und weitere Verformungen zu verhindern. Die Kyphoplastik (Kyphoplastie) beinhaltet die gleichen Operationsschritte, jedoch bläst die Operateur*in vor dem Einspritzen des Zements den Wirbel mit einem Ballon auf seine ursprüngliche Höhe auf.

Weitere Therapieverfahren

Laserakupunktur. Eine Behandlung mit Soft- oder Low-Level-Lasern soll gegenüber der klassischen Nadelakupunktur eine Schmerzlinderung verschaffen und nur geringe Nebenwirkungen haben.

Denervierung. Bei schmerzhaften Verschleißerkrankungen der Zwischenwirbelgelenke (Facettensyndrom) bietet sich das Verfahren der Denervierung an. Durch gezielte Stromimpulse werden diejenigen Nervenfasern ausgeschaltet, die Schmerzreize aus den erkrankten Gelenken weiterleiten. Dazu wird eine Thermosonde verwendet, die unter lokaler Betäubung oder kurzer Narkose über eine Nadel an die Nerven herangeführt wird. Das Verfahren beseitigt zwar die Schmerzen, nicht jedoch deren Ursache. Zudem ist es schwierig und aufwendig, die schmerzhaften Zwischenwirbelgelenke alle korrekt zu identifizieren.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Linderung akuter Schmerzen. Ohne Linderung der akuten Schmerzen schaffen es die Betroffenen es kaum, überhaupt wieder in Bewegung zu kommen. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten der Selbsthilfe an:

  • Zögern Sie nicht, bei akuten Rückenschmerzen Schmerzmittel einzunehmen. Wenn Sie sonst gesund sind, spricht nichts gegen eine kurzzeitige, maximal dreitägige Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). Sie helfen, den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.
  • Suchen Sie eine Haltung, in der Ihre Schmerzen möglichst gering sind. Erfahrungsgemäß wird Liegen und Gehen als angenehmer empfunden als Stehen und Sitzen.
  • Viele Therapeuten empfehlen die Rückenlage mit um 90° gebeugten Hüft- und Kniegelenken (Stufenlagerung, Stufenbettlagerung). Für manche Schmerzgeplagte ist auch die Bauchlage mit erhöhtem Oberkörper oder die Seitenlage mit angezogenen Beinen schmerzlindernd.
  • Versuchen Sie, sich bewusst zu entspannen, wenn Sie eine schmerzarme Haltung gefunden haben: Atmen Sie bewusst und tief, hören Sie intensiv Musik, lesen Sie ein interessantes Buch.
  • Gehen Sie spazieren, sobald es die Schmerzen zulassen. Langsames Gehen bewegt die Rückenmuskulatur schonend und entspannt sie zugleich.

Die Selbsthilfe bei Rückenschmerzen beruht auf drei Prinzipien: Bewegung, Bewegung und Bewegung – soweit sie nicht schmerzt. Dabei spielt das Engagement der Betroffenen im Rahmen der Selbsthilfe eine ebenso wichtige Rolle wie die Behandlung durch die Ärzt*in. Dies gilt neben der Behandlung von Rückenschmerzen umso mehr für deren Vorbeugung: Auch nach der wirkungsvollsten Behandlung kehren Rückenschmerzen wieder, wenn die Betroffenen im Alltag nicht weiterhin auf seinen Rücken achtet. Allerdings führen die meisten Menschen längerfristig nur solche Bewegungsarten aus, die ihnen entweder Spaß machen oder sich leicht in ihren Alltag integrieren lassen.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Achten Sie dabei auf eine gute Ausrüstung (Laufschuhe).
  • Beginnen Sie ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion "dynamisches Sitzen" sind sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine "gerade" Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend arbeiten. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen, statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab. Sie entlasten damit nicht nur Ihren Rücken, sondern steigern zugleich auch die Bewegungs- und Lebensfreude.

Komplementärmedizin

Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch. Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrer Ärzt*in halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln.

Besonders wirksam ist die heiße Rolle: Falten Sie ein Küchenhandtuch und zwei Frotteehandtücher der Länge nach. Wickeln Sie das Küchenhandtuch der Breite nach zu einer festen Rolle zusammen. Die beiden anderen Tücher werden schräg darum herumgewickelt, sodass das Ganze aussieht wie ein Trichter bzw. wie ein nur an einer Seite geöffnetes Bonbon. Gießen Sie nun etwa einen Dreiviertel Liter brühheißes Wasser in die Rolle (Vorsicht Verbrennung!) und wickeln Sie die Frotteehandtücher vollends um die jetzt nasse Innenrolle. Prüfen Sie die Wärme. Ist die Rolle zu heiß, so wickeln Sie ein weiteres Frotteetuch darum herum. Mit dieser heißen Rolle rollen, tupfen und massieren Sie über den Rücken. Wenn die Rolle kühler wird, nehmen Sie eine Frotteeschicht ab. Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte manchmal besser als Wärme. Bewährt haben sich Kühlpacks aus der Apotheke oder zerstoßene, in einem Waschlappen verpackte Eiswürfel, mehrmals täglich 1–5 Minuten lang auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Um Erfrierungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Auflagen in ein Tuch einzuschlagen und direkten Kontakt mit der Haut zu vermeiden.

Pflanzenheilkunde. Bei starken akuten Rückenschmerzen sind standardisierte Pflanzenextrakte kaum eine Alternative zu den im Allgemeinen gut wirksamen synthetisch hergestellten Schmerzmitteln. Dementsprechend sind schmerzlindernde Kombinationspräparate wie z. B. Eschenrinde in Verbindung mit Zitterpappel (enthalten z. B. in Phytodolor® Tinktur) allenfalls dann empfehlenswert, wenn es sich um leichtere bzw. abklingende Rückenschmerzen handelt.

Sind Muskelverspannungen die Ursache für Rückenschmerzen, können Einreibungen mit ätherischen Ölen wie Arnikaöl, Johanniskrautöl, Rosmarinöl oder Eukalyptusöl (enthalten z. B. in Dolocyl® Muskel- und Gelenköl) die Beschwerden lindern.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt ein individuell abgestimmtes Konstitutionsmittel als Begleittherapie, z. B. zu physiotherapeutischen Maßnahmen. Hier kommen u. a. Aconitum, Bryonia, Nux Vomica, Rhus toxicodendron und Sulfur infrage.

Akupunktur. Das Einstechen feiner Nadeln in standardisierte Akupunkturpunkte hat zum Ziel, einen gestörten "Energiefluss" zu normalisieren. Die Wirksamkeit ist bei chronischen Rückenschmerzen wissenschaftlich nachgewiesen. In den entsprechenden Studien war ein Therapieerfolg auch dann zu sehen, wenn die Nadeln außerhalb der vorgesehenen Punkte gesetzt wurden. Manche Kritiker*innen gehen deshalb von einer unspezifischen Wirkung aus.

Biofeedback. Das in chronischen Fällen sinnvolle Verfahren visualisiert Anspannungs- und Entspannungszustände und versetzt so den Rückenschmerzpatient*innen in die Lage, mit stress- bzw. schmerzauslösenden Situationen besser umzugehen.

Weiterführende Informationen

  • https://dgk.de/gesundheit/schmerzen/rueckenschmerzen/rueckenschmerzen.html Internetseite des Deutschen Grünen Kreuzes, Marburg: Gut besuchtes Patientenforum. Unter dem Suchbegriff Rückenschmerzen finden Sie umfassende Informationen.
  • http://www.mein-starker-ruecken.de Eine Seite mit praktischen, gut bebilderten und erklärten Übungen für Rückengymnastik. Klären Sie jedoch vor jeglichem Turnen mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab, ob solche Übungen für Sie sinnvoll sind!

Sakroiliitis

Sakroiliitis: Meist chronisch fortschreitende Entzündung des Gelenks zwischen Darmbein und Kreuzbein, dem sogenannten Iliosakralgelenk. Typisch sind starke Kreuzschmerzen, vor allem nachts und morgens, sowie eine Einschränkung der Beweglichkeit. Die Sakroiliitis tritt meist in Verbindung mit rheumatischen Erkrankungen wie dem Morbus Reiter oder dem Morbus Bechterew auf, manchmal begleitet sie auch entzündliche Darmerkrankungen wie die Colitis ulcerosa oder den Morbus Crohn.

Unbehandelt führen die entzündlichen Veränderungen bis zur völligen Einsteifung des unteren Rückens. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, lässt sich diese Entwicklung mit Krankengymnastik, antientzündlichen Schmerzmitteln und regelmäßigem (geeignetem) Sport verlangsamen. In sehr schweren Fällen ist auch eine operative Behandlung möglich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Kreuz- und Gesäßschmerzen, zunächst vor allem nachts und morgens, die sich nach dem Aufstehen und Bewegen häufig bessern
  • Schmerzen und Bewegungseinschränkungen beim Treppensteigen
  • Ausstrahlen der Schmerzen bis in die Oberschenkel möglich
  • Eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit im unteren Teil der Wirbelsäule.

Wann zum Arzt

Demnächst, wenn

  • es zu oben genannten Beschwerden kommt.

Die Erkrankung

In den meisten Fällen tritt die Sakroiliitis nicht allein auf, sondern ist Folge einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis (Morbus Bechterew, Morbus Reiter) oder Begleiterscheinung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Wie es zu den entzündlichen Veränderungen im Bereich des Iliosakralgelenks kommt, ist noch unklar. Experten gehen davon aus, dass es dafür eine genetische Veranlagung gibt.

Ein Teil der Erkrankten ist positiv für das Protein HLA B27, ein spezielles humanes Leukozyten-Antigen, das auf der Oberfläche der Körperzellen zu finden ist. Menschen, die HLA B27-positiv sind, entwickeln häufiger bestimmte rheumatische Erkrankungen wie Morbus Reiter und Morbus Bechterew.

Verlauf

Die Sakroiliitis ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der die Patienten zunächst im unteren Rücken und im Gesäß unter Schmerzen leiden. Typisch ist, dass die Beschwerden vor allem nachts und frühmorgens auftreten und sich bei Bewegung wieder bessern. Je weiter sich die Entzündung ausbreitet und je mehr Knochen und Gelenk sie dabei zerstört, desto stärker werden die Schmerzen und desto steifer die Bewegungen. Treppensteigen und Gehen fällt schwer, das Sitzen schmerzt, im Endstadium kommt es zu Haltungsschäden und der Patient kann nur noch gebeugt laufen.

Anhand der bildgebenden Diagnostik wird die Sakroiliitis in 4 Grade eingeteilt:

  • Grad 1: mögliche Veränderungen
  • Grad 2: leichte Veränderungen am Gelenk, Verhärtungen des Knochens, Abbau von Substanz
  • Grad 3: starke Veränderungen, Veränderungen am Gelenkspalt, teilweise Gelenkversteifung
  • Grad 4: vollständige Gelenkversteifung.

Schwerbehinderung. Eine Sakroiliits kann zu einer Schwerbehinderung führen. Bei kompletter Versteifung des Rückens besteht ein Grad der Behinderung von 80 bis 100 %.

Diagnosesicherung

Befragung und körperliche Untersuchung. Der Bericht über die typischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt den Arzt meist schnell zu der Verdachtsdiagnose "Sakroiliitis". Bei der körperlichen Untersuchung prüft er dann die Schmerzempfindlichkeit an der Wirbelsäule und welches Bewegungsausmaß möglich ist. Dazu gibt es verschiedene Tests:

  • Beim Stuhlsteigeversuch muss der Patient mit einem Bein auf einen Stuhl steigen, was bei einer Sakroiliits Schmerzen auslöst.
  • Beim Mennell-Test liegt der Patient auf der Seite und beugt das unten liegende Bein maximal. Dann streckt er das obere Bein nach hinten, was bei einer Sakroiliitis zu starken Schmerzen führt.
  • Der Vorbeugeversuch (auch Schober-Test genannt) ist ein Maß für die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule. Dabei prüft der Arzt, wie weit sich der Patient nach vorne beugen kann.

Röntgen und MRT. Gesichert wird die Diagnose mit Aufnahmen von der Lendenwirbelsäule und dem Becken. Röntgenaufnahmen können die entzündlichen Veränderungen allerdings erst nach mehreren Jahren Krankheitsverlauf darstellen. Das MRT ist empfindlicher, es erlaubt eine Diagnose in weit früherem Stadium.

Laboruntersuchungen. Im Blut lassen sich die entzündlichen Vorgänge mit erhöhten Entzündungswerten wie CRP und einer beschleunigten Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) nachweisen. Diese Werte sind allerdings unspezifisch, sie zeigen dem Arzt nur, dass eine Entzündung im Körper abläuft. Meist bestimmt der Arzt auch das HLA B27, das zum Beispiel bei Morbus Bechterew erhöht ist. Nicht erhöht bei einer Sakroiliits sind dagegen der Rheumafaktor und andere Werte, die auf eine Autoimmunerkrankung hindeuten.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Kreuzschmerzen verursachen beispielsweise Osteoporose, Tumoren der Wirbelsäule, Wirbelsäuleninfektionen und Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Behandlung

Grundpfeiler der Behandlung sind die Behandlung der Schmerzen und die Physiotherapie zur Erhaltung der Beweglichkeit.

Orale Schmerztherapie. Gegen die Schmerzen verordnet der Arzt Medikamente aus der Gruppe der entzündungs- und schmerzhemmenden NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®). Reichen die Schmerzmittel nicht aus, kann auch die Einnahme von Kortison helfen, das aufgrund seiner Nebenwirkungen jedoch nur kurzfristig bei schweren Schüben eingesetzt werden soll. Je nachdem, welche Erkrankung der Sakroiliitis zugrunde liegt, verordnet der Arzt manchmal auch andere entzündungshemmende Wirkstoffe wie Sulfasalazin oder Etanercept.

Physiotherapie. Entscheidend bei der Behandlung einer Sakroiliitis ist die Physiotherapie. Hier lernt der Patient spezielle Übungen, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten und die dafür erforderliche unterstützende Muskulatur aufzubauen.

Physikalische Therapie. Bei akuten Schmerzen sind Kältepackungen und/oder eine Elektrotherapie (TENS) hilfreich. Wärme aktiviert den Entzündungsprozess und sollte deshalb bei akuten Schmerzen gemieden werden.

Sakroiliakalgelenkspunktion. Bei sehr starken Beschwerden spritzt der Arzt ein Depot-Kortison direkt in das Gelenk. Diese Injektion erfolgt unter CT-Kontrolle, damit das Gelenk mit der Nadel zielgenau angesteuert werden kann. Der Patient liegt dazu meist auf dem Bauch, vor dem Einschieben der Nadel wird die Einstichstelle gründlich desinfiziert und mit einem Lokalanästhetikum betäubt.

Wirbelsäulenchirurgie. In sehr schweren Fällen gibt es auch operative Möglichkeiten, die Sakroiliitis zu behandeln. Dazu gehören Verfahren wie der Gelenkersatz, Aufrichtungsoperationen oder das Einpflanzen kleiner Titanimplantate, um das Iliosakralgelenk zu stabilisieren.

Prognose

Die Sakroiliitis ist nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann aber durch konsequente lebenslange Physiotherapie und Gymnastik verlangsamt und in manchen Fällen sogar aufgehalten werden. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, Bewegungseinschränkungen und Einsteifungen zu vermeiden. Unbehandelt führen die entzündlichen Veränderungen bis zur völligen Einsteifung des Rückens.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Krankengymnastik. Die in der Krankengymnastik erlernten Übungen nützen nur etwas, wenn sie regelmäßig und dauerhaft auch zu Hause durchgeführt werden. Bauen Sie die Übungen wie das Zähneputzen so in Ihren Tagesablauf ein, dass sie sozusagen automatisch erledigt und nicht vergessen werden.

Sport. Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder aufzuhalten. Entscheidend ist, den Sport in gerader Haltung, d. h. mit aufgerichtetem Rücken durchzuführen. Welcher Sport genau für Sie geeignet ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Orthopäden. Egal wie Sie sich bewegen, Schmerzen dürfen Sie nicht ignorieren. Treten sie immer wieder auf, müssen Sie die Sportart wahrscheinlich wechseln.

Rauchen und Alkohol können die Wirkung der Medikamente gegen Sakroiliitis vermindern. Geben Sie deshalb besser das Rauchen auf und trinken Sie Alkohol – wenn überhaupt – nur in Maßen.

Ernährung. Eine spezielle Diät wird für Patienten mit einer Sakroiliitis nicht empfohlen. Manche Betroffene profitieren aber von einer vegetarischen Ernährung.

Weiterführende Informationen

  • www.bechterew.de – Informationen für Patienten und Angehörige mit Morbus Bechterew und anderen entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen, zusammengestellt von der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e.V. Hier gibt es auch individuelle Fachberatung zu medizinischen und sozialrechtlichen Fragen und Kontakt zu örtlichen Selbsthilfegruppen.

Schiefhals

Schiefhals (Torticollis): Fehlstellung des Kopfes, der meist zur betroffenen Seite gebeugt und zur gesunden Seite gedreht wird. Ein Schiefhals kann angeboren sein, z. B. wenn der seitlich am Kopf gelegene Kopfnickermuskel (M. sternocleidomastoideus) verkürzt ist. Tritt der Schiefhals erst später auf, steckt meist eine Muskelverspannung dahinter. Therapiert wird vor allem der angeborene Schiefhals, entweder mit Krankengymnastik oder, wenn unvermeidlich, sogar mit einer Operation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Der Kopf wird zu einer Seite geneigt und oft zur anderen Seite gedreht
  • Unnatürliche Kopfstellung, die willentlich nicht zu korrigieren ist.

Wann zur Kinderärzt*in

In den nächsten Tagen, wenn

  • Ihnen bei Ihrem Baby eine einseitige Kopfhaltung auffällt
  • Ihr Kind den Kopf schief hält, ihn gar nicht oder kaum bewegen kann und sich die Beschwerden durch Selbsthilfemaßnahmen (siehe "Was Sie als Eltern tun können") nicht bessern
  • sich bei einem akuten Schiefhals unklarer Ursache auch nach 3 Tagen keine Besserung zeigt.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Die Bezeichnung "Schiefhals" ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die als gemeinsames Symptom die Schiefstellung des Halses haben. Zu unterscheiden sind zwei Formen:

Angeborener Schiefhals. Häufigste Ursache des angeborenen Schiefhalses ist eine einseitige bindegewebige Verkürzung des seitlich am Hals gelegenen Kopfnickermuskels (Musculus sternocleidomastoideus). Sehr viel seltener liegen einem angeborenen Schiefhals Fehlbildungen der Halswirbelsäule oder anderer Knochen zugrunde (knöcherner Schiefhals). Ein angeborener Schiefhals wird durch ungünstige äußere Faktoren wie wenig Platz in der Gebärmutter oder Verletzungen des Muskels, aber auch durch einen Sauerstoffmangel unter der Geburt begünstigt. Später entwickelt sich häufig auch eine Gesichtsasymmetrie. Auffällig ist, dass die Kinder nicht selten auch eine Hüftdysplasie oder einen Klumpfuß haben.

Erworbener Schiefhals. Der erworbene Schiefhals ist am häufigsten durch Muskelverspannungen bedingt, z. B. erwacht das Kind morgens und kann den Hals nur noch unter Schmerzen bewegen. Sehr seltene Ursachen des erworbenen Schiefhalses sind rheumatische Erkrankungen mit Befall der Halswirbelsäule, Entzündungen im Bereich von Rachen, Ohr oder Hals oder Augenmuskellähmungen (die Kopfschiefhaltung soll hier Doppelbilder vermeiden). Auch Verletzungen der Halswirbelsäule verursachen einen Schiefhals.

Diagnosesicherung

Körperliche Untersuchung. Um zu einer ersten Einschätzung zu gelangen, beurteilt die Ärzt*in den Grad der Drehung und wie stark die Beweglichkeit der Halswirbelsäule eingeschränkt ist. Handelt es sich um einen angeborenen Schiefhals, überprüft sie zudem, ob zusätzlich eine Gesichtsasymmetrie vorliegt. Zudem schließt sie aus, dass andere angeborene Fehlbildungen wie eine Hüftdsyplasie oder eine Skoliose vorliegen.

Palpation. Im Anschluss erfolgt das Abtasten der Halsmuskeln. Lassen sich eine Verdickung oder Knoten spüren, sind muskuläre Ursachen wahrscheinlich. In diesem Fall versucht die Ärzt*in auch zu ertasten, welche Muskelanteile genau betroffen sind.

Röntgen. Manchmal ordnet die Ärzt*in weitere Untersuchungen wie ein Röntgenbild an, um knöcherne Fehlbildungen auszuschließen.

Weiterführende Untersuchungen. Ist die Ursache beim erworbenen Schiefhals unklar, schließen sich weitere Untersuchungen an, meist bei der zuständigen Fachärzt*in. So kann etwa eine Neurolog*in eine Augenmuskellähmung ausschließen oder eine HNO-Ärzt*in eine Ohrentzündung.

Behandlung

Angeborener Schiefhals. Bei einem angeborenen Schiefhals hilft in vielen Fällen konsequente Physiotherapie über mindestens 3 bis 6 Monate. Wie erfolgreich diese ist, hängt davon ab, wieviel funktionstüchtiges Muskelgewebe vorhanden ist. Führt sie nicht zum Erfolg oder verschlimmert sich die Fehlstellung sogar, wird frühestens ab dem 6. Monat operiert. Durchgeführt wird dann eine sogenannte Tenotomie, bei der Sehnen des verkürzten Kopfnickermuskels durchtrennt werden.

Akuter oder erworbener Schiefhals. Die Behandlung ist ursachenabhängig: Muskelverspannungen beispielsweise lösen sich meist nach wenigen Tagen wieder. Während dieser Zeit lindern schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente die Beschwerden. Sind andere Erkrankungen wie Rheuma oder Entzündungen im Kopf-/Halsbereich der Auslöser, müssen diese therapiert werden.

Prognose

Der Schiefhals ist meist harmlos und heilt mit der entsprechenden Behandlung (siehe "Was Sie als Eltern tun können") folgenlos aus. Werden aber keine Gegenmaßnahmen ergriffen, können sich der Schiefhals und auch die Gesichtsasymmetrie weiter verschlechtern.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Physiotherapie. Beim Schiefhals ist es wichtig, zu Hause regelmäßig die verordneten Muskeldehnungsübungen durchzuführen. Motivieren Sie sich, indem Sie sich vor Augen führen, dass Sie Ihrem Kind so möglicherweise eine Operation ersparen.

Anreize bieten. Unterstützt wird die Physiotherapie durch geeignete Raumgestaltung: Stellen Sie das Bettchen so, dass das Kind in seiner Normalhaltung zur Wand schaut, oder hängen Sie das Mobile so auf, dass sich das Kind hierfür drehen muss. Bieten Sie Ihrem Kind möglichst viele Anreize, sich zur "unbeliebten" Seite zu drehen – etwa indem Sie sich dem Kind immer von der "unbeliebten" Seite her nähern.

Wärmeanwendungen. Ist eine Muskelverspannung die Ursache für den Schiefhals, hilft oft Wärme. Gut geeignet sind Wärmflaschen oder erwärmte Kirschkernkissen. Legen Sie zwischen Wärmequelle und Haut ein Tuch, um Verbrennungen zu vermeiden. Das anfänglich mitunter dramatische Bild bessert sich oft innerhalb weniger Stunden.

Komplementärmedizin

Osteopathie. Einige Eltern berichten, dass eine Osteopathiebehandlung bei Babys mit angeborenem Schiefhals gute Erfolge erzielt. Da die Osteopathie in aller Regel gut vertragen wird, spricht nichts dagegen, es auszuprobieren.

Schleudertrauma

Schleudertrauma (Beschleunigungsverletzung, HWS-Distorsion, Peitschenschlagverletzung): Zerrungen der Muskeln und Bänder an der Halswirbelsäule, verbunden mit schmerzhaften Verspannungen der Nacken- und Halsmuskulatur. Ursache ist eine unvorhergesehene Beschleunigung, meist von hinten, die eine plötzliche Kopfbewegung gegenüber dem fixierten Rumpf verursacht, z. B. bei Auffahrunfällen. Neben Schmerzen und Bewegungseinschränkung des Halses kommt es bei manchen Betroffenen auch zu vegetativen Beschwerden wie Übelkeit, Zittern und vermehrtem Schwitzen, selten auch zu Tinnitus oder Sehstörungen. Die Beschwerden halten in der Regel wenige Wochen an, werden aber in 2–3 % der Fälle auch chronisch.

Bei starken Schmerzen verordnet der Arzt Schmerzmittel. Eine Ruhigstellung der Halswirbelsäule mit Halskrawatte und körperliche Schonung ist hingegen in den meisten Fällen nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule gleich nach dem Ereignis oder am darauffolgenden Tag
  • Ausstrahlung der Beschwerden in Schulter und Arm möglich
  • Evtl. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Übelkeit, Schwitzen und/oder Zittern
  • Evtl. Sehstörungen, Ohrgeräusche oder Taubheitsgefühle in Armen, Gesicht oder Schultern.

Wann zum Arzt

Innerhalb weniger Tage bei

  • anhaltender schmerzhafter Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule
  • anhaltendem Schwindel oder Kopfschmerzen nach einem Unfall.

Innerhalb eines Tages bei

  • Lähmungserscheinungen oder Sehstörungen oder nach einem Unfall.

Sofort zum Arzt bei

  • Bewusstlosigkeit und Gedächtnisschwund zum Ausschluss eines Schädel-Hirn-Traumas.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Ein Beschleunigungstrauma entsteht in der Regel durch eine plötzliche Beschleunigung oder einen Aufprall von hinten, zum Beispiel bei einem Autounfall, Autoscooterfahren oder auch beim Kampfsport. Durch die ruckartige und unerwartete Beugung und Überstreckung der Halswirbelsäule kommt es zu einer Zerrung der dortigen Bänder und Muskeln. Fast im gleichen Augenblick ist zu spüren, wie sich die Nacken- und Halsmuskulatur blitzartig verspannt. Dieser schmerzhafte Vorgang wird durch einen Reflex ausgelöst, der dem lebenswichtigen Schutz der Halswirbelsäule dient; er sorgt dafür, dass nur selten Verletzungen an den Bandscheiben oder gar am Rückenmark auftreten und bis zu 95 % der Schleudertraumen als leicht bis mäßig einzustufen sind (siehe Klassifikation unten).

Meist klingen die Beschwerden – mit oder ohne Behandlung – innerhalb einiger Tage wieder ab. Gelegentlich gehen sie jedoch in langwierige Nackenschmerzen über, oft mit Ausstrahlung in Kopf und Arme. Solche Beschwerden sind schwer zu fassen und nachzuweisen, da sie meist eine starke psychische Komponente enthalten.

Klinik und Verlauf

Die Beschwerden beim Schleudertrauma entwickeln sich meist direkt nach dem Unfallereignis. In leichteren Fällen können Nackenschmerzen und Übelkeit aber auch erst am darauffolgenden Tag auftauchen. Je nach Schweregrad halten die Beschwerden unterschiedlich lange an.

  • Schweregrad 1 zeichnet sich vor allem durch Nackenschmerzen aus, die in der Regel einige Tage bis Wochen dauern.
  • Beim Schweregrad 2 kommen Muskelverspannungen dazu, hier braucht es meist mehrere Wochen bis zur Abheilung.
  • Schweregrad 3 ist gekennzeichnet von Nervenschädigungen, bei Schweregrad 4 sind die Knochen (z. B. mit Brüchen) beteiligt. In diesen sehr seltenen Fällen kann die Heilung jahrelang dauern.

Im Durchschnitt sind die Beschwerden nach etwa einem Monat wieder verschwunden. Längere Verläufe sind auch bei leichten Schweregrad möglich, Risikofaktoren dafür sind beispielsweise

  • Weibliches Geschlecht
  • Hohes Alter
  • Hohe Schmerzstärke zu Beginn
  • Psychogene Faktoren wie Depressionen, Ängste, Stress und Konfliktsituationen.

Komplikationen

Eine wichtige Komplikation des Schleudertraumas ist die psychogene Fixierung der Krankheitszeichen. Allein die Bezeichnung "Schleudertrauma" führt bei manchen Patienten zu dem Eindruck, dass die Verletzung an der Halswirbelsäule weitaus größer ist als in Realität. Aus Angst und Anspannung bleiben Kopf- und Nackenschmerzen dann lange bestehen, auch wenn es dafür keinen körperlichen Grund gibt. Die Tatsache, dass ein Schleudertrauma meist durch Fremdverschulden entsteht, bestärkt bei manchen Menschen auch das Gefühl des Ausgeliefertseins und die Fehlverarbeitung des Geschehens.

Diagnosesicherung

Je nach Ursache und Ausmaß der Beschwerden zeigt die körperliche Untersuchung eine verminderte oder (selten) erhöhte Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Um eine Gehirnerschütterung auszuschließen, prüft der Arzt den neurologischen Status des Patienten und die Augenbeweglichkeit, zum Ausschluss eines Wirbelbruchs dient die Röntgenuntersuchung.

Weitere spezielle Untersuchungen ordnet der Arzt nur bei begründetem Verdacht an. Zum Ausschluss einer Bandverletzung der Wirbelsäule ist beispielsweise ein Kernspin erforderlich. Bei Verdacht auf eine Verletzung von Nerven oder Gleichgewichtsorgan veranlasst der Arzt die dafür erforderlichen Untersuchungen wie z. B. die Messung von Nervenleitgeschwindigkeit, Otoskopie und die Prüfung des Gleichgewichtorgans mithilfe der thermischen Labyrinthprüfung.

Differenzialdiagnosen. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen sind der Wirbelkörperbruch, Gehirnerschütterung, Schädel-Hirn-Trauma und andere Verletzungen des Schädels.

Behandlung

Die Folgen eines Schleudertraumas lassen sich in den allermeisten Fällen gut konservativ behandeln. Eine operative Therapie ist nur sehr selten erforderlich, und zwar dann, wenn es dabei zu Nervenschäden oder Wirbelbruch gekommen ist.

Hinweis: Das Tragen spezieller Halsbandagen (Zervikalstütze, Cervicalstütze, "Halskrause") empfiehlt sich nicht. Durch die Fixierung des Halses in einer Position werden die Nackenmuskeln geschwächt und die Muskeln und Bänder versteifen, was den Heilungsverlauf verzögert.

Die Behandlung des normalen Schleudertraumas besteht aus folgenden Komponenten:

  • Aufklärung des Patienten über die Harmlosigkeit des Schleudertraumas und dessen gute Prognose.
  • Schmerztherapie. Starke Schmerzen erfordern anfangs oft eine Behandlung mit Schmerzmitteln, z. B. Paracetamol oder NSAR, eventuell auch mit muskelentspannenden Medikamenten, z. B. Tetrazepam. Bei lange anhaltenden Nackenschmerzen spritzt der Arzt möglicherweise ein Betäubungsmittel oder ein muskelentspannendes Medikament in die Nähe des schmerzenden Bereichs.
  • Physiotherapie und Wärme. Bei Muskelverspannungen helfen physiotherapeutische Dehnungsgriffe sowie Kälte- oder Wärmeanwendungen (z. B. Fango). Auch die Massage der verspannten Muskulatur und möglicher Triggerpunkte wird zur Therapie von Schmerzen und Verspannungen nach Schleudertrauma eingesetzt. In manchen Fällen empfiehlt der Arzt auch die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS).
  • Psychotherapie. Gelegentlich rät der Arzt zu einer psychotherapeutischen Behandlung, vor allem, wenn er vermutet, dass der Unfall bei dem Betroffenen zu einem langanhaltenden psychischen Stress führt.

Wenn die Beschwerden nicht innerhalb von 1–2 Wochen nach einem Unfall abklingen, wiederholt der Arzt die anfänglichen Untersuchungen oder ergänzt sie in Zweifelsfällen, um bisher nicht diagnostizierte Begleitverletzungen zu erkennen.

Prognose

Die Beschwerden eines Schleudertraumas verschwinden in der Regel in einem Zeitraum von bis zu 4 Wochen. Bei jedem zehnten Patienten dauert es jedoch bis zu einem halben Jahr, bis sich die Beschwerden wie Nacken- oder Schulterschmerzen komplett zurückgebildet haben. Bis zu 3 % der Betroffenen leiden noch nach 2 Jahren so stark unter Spätfolgen, dass sie bei der Ausübung ihres Berufs behindert sind.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wärme an den Hals. Viele Schleudertrauma-Patienten profitieren von Wärme, weil verspannte Muskeln so leichter entkrampfen. Der schmerzende Nacken lässt sich z. B. durch Schals, Rollkragenpullover, erwärmte Kirschkernkissen oder Kartoffelwickel warmhalten.

Übungen. Lassen Sie sich vom Arzt oder Physiotherapeuten Übungen zeigen, die die Muskeln von Nacken und Schultern sanft lockern und stärken und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule verbessern. Halten Sie auf jeden Fall Rücksprache, bevor sie mit falschem oder übermäßigem Training ihrer Halswirbelsäule schaden.

Komplementärmedizin

Entspannungsverfahren. Wenn Betroffene nach einem Schleudertrauma eine permanente psychische Anspannung entwickeln, leisten Entspannungsübungen wertvolle Dienste. Vor allem die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson hilft, den Wechsel von Anspannung und Entspannung bewusst zu erleben. Ebenso sind Yoga, andere fernöstliche Entspannungsmethoden oder Autogenes Training empfehlenswert, damit sich der verkrampfte Nacken löst.

Weiterführende Informationen

  • Umfangreiches Fachbuch zum Schleudertrauma mit interdisziplinärem Ansatz: Michael Graf et al., Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule: HWS-Schleudertrauma, Steinkopff Verlag 2009

Skoliose

Skoliose (idiopathische Skoliose): Fixierte Seitverbiegung der Wirbelsäule, meist kombiniert mit einer Verdrehung um die Längsachse. In etwa 85 % der Fälle ist die Ursache unbekannt (idiopathisch), 15 % sind Folgen von Lähmungen, Muskel- und Nervenerkrankungen oder Unfällen. Skoliosen treten bei Mädchen viermal häufiger auf als bei Jungen. Die Therapieempfehlungen sind abhängig vom Ausmaß der Verbiegung und der Geschwindigkeit der Zunahme. Sie reichen von bloßer Beobachtung über Korsettbehandlung bis zur Operation.

Wenn die Verbiegung nach dem Wachstumsabschluss zum Stillstand kommt, ist der Langzeitverlauf meist sehr gut. Nimmt die Verbiegung weiter zu, entwickeln sich eventuell schwere Verformungen von Wirbelsäule und Brustkorb, im Extremfall mit Beeinträchtigung innerer Organe.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anfangs oft keine Beschwerden, selten Rückenschmerzen
  • Veränderung der Körperformen wie Höherstehen einer Schulter, einseitiges Vorstehen des Beckens, selten sichtbare Rückenkrümmung; meist zufällig von Beobachtern bemerkt (z. B. beim Umziehen oder Duschen)
  • Einseitiges Vorspringen des Brustkorbs (Rippenbuckel) oder der Lendenmuskulatur (Lendenwulst) beim Vornüberbeugen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • eine Veränderung der Körpersymmetrie auffällt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Ursachen

Bei der idiopathischen Skoliose kommt es durch Wachstumsstörungen einzelner Wirbelabschnitte zur typischen Verbiegung und Verdrehung der Wirbelsäule. Je nachdem, wann die Wirbelsäulendeformität auffällig wird, spricht man von angeborener (infantiler), frühkindlicher (juveniler) oder adoleszenter Skoliose. Letztere tritt im Alter von 10–14 Jahren auf und ist mit Abstand die häufigste Form der idiopathischen Skoliosen.

Warum sich eine idiopathische Skoliose entwickelt ist unklar. Dass in bestimmten Familien Skoliosen vermehrt vorkommen, spricht für eine erbliche Komponente. Oft finden sich die Krümmungsscheitel bei verwandten Betroffenen an den gleichen Stellen der Wirbelsäule.

Erworbene Skoliosen. Bis zu 15 % der Skoliosen beruhen auf anderen Erkrankungen oder Störungen, die zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule führen. Dazu gehören beispielsweise

  • Stoffwechselerkrankungen wie die Rachitis (Osteomalazie im Kindesalter), die Osteoporose oder die Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta)
  • Nerven- oder Gehirnerkrankungen wie die Kinderlähmung (Poliomyelitis), spinale Muskelatrophie oder Zerebralparese
  • Folgen einer Strahlentherapie (z. B. bei Krebserkrankungen)
  • Angeborene Bindegewebsstörungen wie das Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Neurofibromatose
  • Schwere degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, häufig begleitend mit einer Spinalstenose
  • Fehlhaltungen aufgrund chronischer Reizungen wie z. B. bei Wirbelsäulentumoren, Wirbelsäuleninfektionen oder chronischen Bandscheibenvorfällen
  • Verletzungen mit Wirbelbrüchen.

Klinik und Verlauf

Bei der idiopathischen Skoliose nimmt die Fehlstellung während des Wachstums meist zu, später verlangsamt sich diese Zunahme oder kommt sogar zum Stillstand. Beträgt allerdings der Verbiegungswinkel mehr als 40°, ist auch im höheren Lebensalter mit einem Fortschreiten der Skoliose zu rechnen, im Einzelfall bis zu 3° pro Jahr. In unbehandelten Fällen entwickeln sich dadurch im Erwachsenenalter manchmal schwere Verformungen von Wirbelsäule und Brustkorb, die zunehmend Nerven und Wirbelkanal einengen und in ausgeprägten Fällen sogar die Funktion von Herz und Lunge, selten sogar die von Nieren, Magen und Darm stören.

Während des Wachstums treten Rückenschmerzen bei Skoliosepatienten nicht häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Die betroffenen Kinder leiden aber unter der veränderten Körpersymmetrie, die besonders in der sensiblen Phase der Pubertät als Entstellung wahrgenommen wird. Wenn zusätzlich eine Korsettbehandlung nötig ist, nimmt die psychische Belastung zu, weil das Korsett die Bewegungsfreiheit einschränkt und sich meist nicht durch Kleidung kaschieren lässt.

Je nach Ausprägung der Skoliose drohen im Erwachsenenalter Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Hintergrund sind die vorzeitigen Verschleißerscheinungen, die sich aufgrund der verkrümmungsbedingten Fehlbelastung der Wirbelsäulenstrukturen entwickeln. Durch Fehlhaltungen kommt es oft noch zusätzlich zu ausgeprägten Schmerzen durch starke Muskelverspannungen.

Entwickelt sich eine Skoliose aufgrund einer anderen Erkrankung oder Störung, hängen Beschwerden und Verlauf von der jeweiligen Grunderkrankung ab.

Hinweis: Korrigierbare Verbiegungen, z. B. durch eine unterschiedliche Beinlänge, werden nicht als Skoliose bezeichnet; sie sind meist harmlos und leicht durch eine orthopädische Schuhzurichtung korrigierbar.

Diagnosesicherung

Im Gespräch fragt der Arzt nach Skoliosen in der Familie, bestimmten Entwicklungsschritten (erste Periode, Wachstum) und eventuellen Beschwerden. Danach untersucht er die Wirbelsäule auf Skoliose-typische Merkmale:

  • Skoliosen im Halsbereich zeigen sich durch Schräghaltung des Kopfes und Verspannungen in der Nacken- und Schultermuskulatur.
  • Ist die Brustwirbelsäule verkrümmt, stehen meist die Schultern oder Schulterblätter verschieden hoch. Beugt sich der Patient vor, werden im Bereich der verdrehten Wirbelsäule die Rippen nach oben gedrückt und der sogenannte Rippenbuckel erkennbar.
  • Eine Skoliose im Lendenwirbelbereich führt auf der gegenüberliegenden Seite zu einem Lendenwulst, oft steht auch das Becken schief.

Durch das Röntgen von Brust- und Lendenwirbelsäule lässt sich die Verbiegung genau messen (z. B. durch das Verfahren nach Cobb). Neben diesem Messwert fließen in die Therapieentscheidung noch weitere Kriterien ein, insbesondere die Geschwindigkeit der Skoliosezunahme und das noch zu erwartende Wachstum.

Bei einer Skoliose, die auf degenerative Veränderungen der Wirbelsäule beruht, veranlasst der Arzt meist auch eine MRT der Wirbelsäule und/oder eine Myelografie, um die häufig begleitende Spinalstenose nicht zu übersehen.

Differenzialdiagnosen. Beim Vorliegen einer Skoliose muss die idiopathische Skoliose von Skoliosen aufgrund anderer Erkrankungen unterschieden werden. Vor allem im Erwachsenenalter ist dabei auf degenerative Ursachen oder chronische Reizungen durch Tumoren oder Bandscheibenvorfälle zu achten.

Behandlung

Für die Behandlung gelten folgende Richtlinien:

  • Bei der Säuglingsskoliose wird neben der physiotherapeutischen Behandlung die Bauchlagerung des Kindes empfohlen.
  • Bei Skoliosen mit einer Verbiegung von weniger als 20° genügen regelmäßige Kontrollen, konsequenter Sport und eine spezielle Rückengymnastik.
  • Skoliosen mit einer Verbiegung von mehr als 20° bis etwa 45° erfordern das Tragen eines Korsetts; zusätzlich verordnet der Arzt Krankengymnastik. Bei dem Korsett handelt es sich um eine individuell angepasste feste Orthese, die die Wirbelsäule von außen stützt. Die ist Erfolg versprechend, bedeutet aber für junge Menschen in der Pubertät eine starke psychische Belastung und körperliche Einschränkung. Die Jugendlichen benötigen deshalb eine einfühlsame Motivation durch Familie und Freunde, um die erforderliche Tragedauer von mindestens 22 Stunden pro Tag einzuhalten.
  • Bei Skoliosen mit einer Verbiegung von mehr als 45–50° empfiehlt sich eine operative Behandlung. Sie hat zum Ziel, die Wirbelsäule möglichst gerade aufzurichten und in einer günstigen Stellung mit Stäben zu versteifen. Skolioseoperationen dauern mehrere Stunden und gehören zu den anspruchsvollsten Operationen im Bereich der Orthopädie. Die postoperative Rehabilitation nimmt etwa ein halbes Jahr in Anspruch.

Bei allen Behandlungsverfahren sind zur Verlaufskontrolle wiederholte Röntgenuntersuchungen erforderlich, während des Wachstums in Abständen von 8–12 Monaten, später in deutlich größeren Zeitintervallen.

Prognose

Die nicht-operative Behandlung verlangsamt oder verhindert ein Fortschreiten der Skoliose, eine Besserung des Ausgangsbefunds wird dadurch nicht erreicht. Je kleiner die Verbiegung zum Wachstumsabschluss ist, umso wahrscheinlicher kommt die Skoliose im Erwachsenenalter dauerhaft zum Stillstand. Menschen mit leichter Skoliose leiden nicht häufiger an Rückenschmerzen wie normal gewachsene Menschen.

Große Verbiegungen schreiten meist auch nach Wachstumsabschluss weiter fort und erfordern deshalb eine rechtzeitige Operation. Eine dauerhaft verbesserte Stellung und Statik sind dann aber mit einer bleibend eingeschränkten Beweglichkeit der Wirbelsäule verbunden. Wird ein günstiger Operationszeitpunkt verpasst, führt die zunehmende Skoliose manchmal zu schweren Störungen der Herz- und Lungenfunktion.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Sport und Bewegung. Bei Skoliosen bis 40 Grad gibt es hinsichtlich der Sportart keinerlei Einschränkungen. Ganz im Gegenteil: Vor allem Sportarten, die Rücken und Rumpf stärken, wirken sich positiv aus. Dazu zählen beispielsweise Schwimmen, Radfahren in aufrechter Sitzposition und Klettern. Auch die Teilnahme am Schulsport ist unbedenklich. Vor allem Kinder profitieren zusätzlich vom Training in der Gemeinschaft, da es das Selbstbewusstsein stärkt.

Konsequente Krankengymnastik. Die Asymmetrie der Skoliose erfordert oft zusätzlich krankengymnastische Spezialübungen, deren Erfolg von einer konsequenten Durchführung abhängt. Dabei werden z. B. die Beweglichkeit der Wirbelsäule trainiert, Muskeln gestärkt und gedehnt und Atemübungen ausgeführt.

Korsett tragen. Falls ein Korsett verordnet wurde, muss dieses konsequent mindestens 22 Stunden am Tag getragen werden, im Idealfall wird es nur zur Körperpflege abgelegt. Das erfordert von den Betroffenen viel Durchhaltevermögen, ist aber für den gewünschten Behandlungserfolg entscheidend. Neben dem lobenden Zuspruch ist oft entscheidend, dass das Korsett richtig sitzt – nehmen Sie es nicht auf die leichte Schulter, wenn ihr Kind sich beschwert und lassen Sie den Sitz lieber beim Korsettbauer nochmal überprüfen.

Motivation. Die Motivation durch die Eltern ist sowohl für die regelmäßige Krankengymnastik als auch in puncto Korsett-Tragen wichtig. Familie und Freunde haben oft großen Einfluss auf die Betroffenen und können die unter den Einschränkungen leidenden Kinder und Jugendlichen ermutigen und in ihrem Selbstwertgefühl stärken.

Weiterführende Informationen

  • www.skoliose.com – Informative Internetseite der Katharina Schroth Klinik, Bad Sobernheim, die auf die Behandlung von Skoliose spezialisiert ist.
  • www.skoliose-info-forum.de – Privat geführte Internetseite einer Online-Selbsthilfegruppe für Patienten mit Wirbelsäulendeformitäten und deren Angehörige. Informativ, interaktiv und mit Forum.
  • www.bundesverband-skoliose.de – Internetseite des Bundesverbands Skoliose-Selbsthilfe e. V., Limbach: Seit 1971 bestehende Selbsthilfevereinigung mit rund 1700 Mitgliedern, mit Selbsthilfegruppen in allen Bundesländern.

Spinalkanalstenose

Spinalkanalstenose (Spinalstenose): Verengung des Wirbelkanals, meist durch verschleißbedingte Veränderungen an Wirbelgelenken, Bändern und Bandscheiben. Die Erkrankung ist im höheren Lebensalter sehr häufig. Sie betrifft vor allem die Lendenwirbelsäule und äußert sich in Rückenschmerzen, einschießenden Beinschmerzen, Schwäche der Beine und Problemen beim Gehen.

Behandelt wird zunächst mit entzündungshemmenden Medikamenten, Physiotherapie und Krankengymnastik. Versagt die konservative Therapie oder treten Lähmungen auf, helfen Entlastungsoperationen, die den Wirbelkanal erweitern. Bei über 60-Jährigen ist die Spinalkanalstenose der häufigste Grund für eine Wirbelsäulenoperation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Rückenschmerzen
  • Verstärkung der Beschwerden bei aufrechter Haltung, Verbesserung durch gebeugte Haltung, deshalb häufig Buckel beim Gehen
  • Schweregefühl, Schmerzen und Schwäche in den Beinen, besonders beim Gehen und Stehen, verkürzte Gehstrecken
  • Oft Taubheitsgefühl im Gesäß und/oder in den Beinen
  • Bewegungseinschränkung der Lendenwirbelsäule
  • Nackenschmerzen, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Armen bei Befall der Halswirbelsäule.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • anhaltenden Rückenschmerzen, belastungsabhängigem Schweregefühl oder Schmerzen in den Beinen.

Innerhalb weniger Tage bei

  • anhaltender Taubheit in Gesäß oder Bein.

Die Erkrankung

Der in der Wirbelsäule liegende Wirbel- oder Spinalkanal wird aus den übereinander liegenden Löchern der einzelnen Wirbel gebildet und reicht von der Halswirbelsäule bis zum Steißbein. In diesem knöchernen Wirbelkanal verläuft gut geschützt das Rückenmark, dessen Spinalnerven seitlich aus kleinen Löchern des Wirbelkanals austreten, um Muskeln, Haut und innere Organe zu versorgen und Signale aus dem Körper in das Gehirn zu leiten. Wird der Wirbelkanal eingeengt, kommt es zu Druck auf Rückenmark, Nervenwurzeln und/oder Spinalnerven, und es entstehen je nach Lokalisation typische Beschwerden. Am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule von einer Spinalkanalstenose betroffen, seltener Hals- oder Brustwirbelsäule.

Krankheitsentstehung und Ursachen

Nur sehr selten ist eine Spinalkanalstenose als Fehlbildung angeboren. In den allermeisten Fällen entwickelt sie sich als altersbedingte Verschleißerscheinung der Wirbelsäule, die Erkrankung gehört deshalb zu den degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen.

Folgende Strukturen bilden zusammen die Wand des Wirbelkanals und können bei Veränderungen zu einer Spinalkanalstenose führen:

  • Bandscheiben. Eine direkte Einengung des Kanals entsteht, wenn sich eine geschädigte Bandscheibe nach hinten in Richtung Wirbelkanal vorwölbt oder vorfällt (Bandscheibenvorfall).
  • Zwischenwirbelgelenke. Arthrosen der Zwischenwirbelgelenke wirken sich dagegen indirekt auf die Weite des Wirbelkanals aus, indem sie zur Bildung von knöchernen Ausziehungen (Spondylophyten) führen. Diese knöchernen Ausbildungen engen ihrerseits sowohl den Wirbelkanal als auch die Nervenaustrittslöcher ein, in der Folge kommt es zu Druck auf Rückenmark und Spinalnerven.
  • Ligamentum flavum. Dieses kräftige, in Längsrichtung verlaufende Band schließt den Wirbelkanal nach hinten ab. Ist es verdickt, drückt es auf das Nervengewebe und führt dadurch zu typischen Beschwerden (siehe unten).

Beschwerden bei Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule

Die Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule entwickelt sich häufig lange unbemerkt, die ersten Beschwerden zeigen sich meist als belastungsabhängige Kreuzschmerzen. Ist beispielsweise das Ligamentum flavum verhärtet und verdickt, entstehen die Schmerzen beim Stehen und beim Laufen und bessern sich, sobald sich der Patient nach vorne beugt oder hinsetzt. Das liegt daran, dass sich die Form dieses Bands mit der Körperposition ändert. Ist die Wirbelsäule leicht nach vorne gekrümmt, z. B. beim Sitzen, wird es gedehnt und verdünnt sich. Hierdurch öffnet sich der Wirbelkanal und bietet mehr Raum für das Rückenmark und die Nervenwurzeln. Ist die Wirbelsäule dagegen gestreckt, wie beim Stehen, verkürzt und verdickt sich das Band und verursacht durch Druck auf Nerven und Rückenmark starke Schmerzen. Führt die Spinalkanalstenose durch degenerierte Bandscheiben oder knöcherne Ausziehungen zu Druck auf die Spinalnerven, kommt es zusätzlich zu ausstrahlenden Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Beinen.

Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens). Menschen mit einer Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule müssen aufgrund ihrer Schmerzen beim Gehen oft stehen bleiben. Manchen ist das peinlich, und sie geben dafür Gründe wie das Betrachten von Schaufenstern vor. Die Erkrankung wird deshalb umgangssprachlich auch Schaufensterkrankheit genannt, der Mediziner bezeichnet ein solches zeitweiliges Hinken Claudicatio intermittens. Doch nicht nur Wirbelsäulenerkrankungen, sondern auch schwere Durchblutungsstörungen der Beine bei pAVK können zu einer Schaufensterkrankheit oder Claudicatio intermittens führen. Zur Unterscheidung wird deshalb die Claudicatio intermittens, die auf einer Wirbelsäulenerkrankung beruht, Claudicatio intermittens spinalis oder nur Claudicatio spinalis genannt.

Beschwerden bei Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule

Ist die Halswirbelsäule betroffen, äußern sich die Beschwerden in Nackenschmerzen und Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Armen und Händen. Oft ist die Feinmotorik gestört, d. h. das Zuknöpfen von Hemden und Hosen oder das Greifen kleiner Gegenstände ist problematisch. Bei sehr starker Einengung des Spinalkanals im Halswirbelsäulenbereich sind manchmal auch die Nerven betroffen, die den unteren Teil des Körpers versorgen. Es kann deshalb zu Gangstörungen, Schmerzen in den Beinen oder zu Problemen bei der Kontrolle von Urin und Stuhl kommen.

Diagnosesicherung

Die Abhängigkeit der Beschwerden von Körperhaltung und Belastungssituation ist so typisch, dass der Arzt meist sofort die richtige Diagnose stellt. Die sichere Abgrenzung von ähnlichen Krankheitsbildern und die genaue Lokalisation der Einengung gelingt durch Röntgen, CT und Kernspin, gegebenenfalls mit Kontrastmitteln.

Differenzialdiagnosen: Weitere Ursachen für Schmerzen im Rücken und beim Gehen sind die oben genannte Claudicatio intermittens bei Durchblutungsstörungen (pAVK), Wirbelgleiten, Tumoren im Spinalkanal, Hüftgelenksarthrose und Polyneuropathien.

Behandlung

Konservative Therapie

Bei leichteren Beschwerden helfen meist konservative Behandlungsmaßnahmen. Dazu gehören:

  • Schmerzmittel, wobei der Arzt meist entzündungshemmende Wirkstoffe verordnet wie z. B. Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®), Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Piroxicam (z. B. Piroxicam-AbZ) oder ein Coxib (zum Beispiel Celebrex®). Sie können als Tabletten, als Schmerzpflaster oder über ein eingepflanztes Pumpensystem verabreicht werden.
  • Infiltrationstherapie mit Lokalanästhetika. Bei starken Schmerzen spritzt der Arzt örtlich betäubende Substanzen (Lokalanästhetika) in den betroffenen Bereich, was zumindest zu einer zeitweisen Linderung führt.
  • Infiltrationen in den Wirbelkanal. Am wirkungsvollsten sind Injektionen von einer Mischung aus Lokalanästhetikum und Kortison direkt in den Wirbelkanal (sog. epidurale oder peridurale Infiltrationen). Im Bereich der Lendenwirbelsäule wird dieses Verfahren auch sakrale Blockade genannt.
  • Physiotherapie, stabilisierende Krankengymnastik und Rückenschule.
  • Hilfsmittel wie spezielle Mieder und Korsette, die den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt in eine günstigere Krümmung bringen. In der akuten Situation entlastet zudem das Schlafen in einem Stufenbett oder in Stufenlage den Rücken. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken und lagert die Unterschenkel so auf eine Art Würfel, dass Hüfte und Knie in einem 90°-Winkel gebeugt sind.
  • Physikalische Schmerztherapien, z. B. hilft manchmal Ultraschall oder Wärmetherapie, in einigen Fällen auch die Behandlung mit Strom (TENS).

Operative Therapie

Starke Beschwerden lassen sich jedoch manchmal nur durch eine Operation beheben. Operiert wird auch bei neurologischen Ausfällen, d. h. wenn Nerven eingeengt sind und sich dadurch Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen entwickeln.

  • Mikrochirurgische Dekompression. Bei dieser Standardoperation unter Vollnarkose entfernt der Chirurg über einen kleinen Hautschnitt in Höhe der Einengung die Strukturen, die auf das Nervengewebe drücken (z. B. Teile des Wirbelbogens, des verdickten Ligamentum flavum sowie knöcherne Ausziehungen).
  • Versteifungsoperation (Spondylodese). Die Entnahme größerer Knochenmassen bei einer Entlastungsoperation macht oft eine anschließende Versteifungsoperation erforderlich, um die Stabilität des operierten Wirbelsäulenbereichs zu erhalten. Dabei verbinden die Ärzte zwei oder mehr benachbarte Wirbelkörper mit kleinen Schrauben und Verbindungsstangen. Auch diese Operation ist häufig minimalinvasiv über ein Endoskop und nur kleine Hautschnitte möglich. Eine Spondylodese wird auch durchgeführt, wenn die Ursache der Spinalkanalstenose eine Überbeweglichkeit der Wirbelsäule ist.
  • Interspinöser Spreizer. Hierbei pflanzt der Arzt kleine Metallimplantate zwischen die Dornfortsätze der betroffenen Wirbel. Diese 25h57Spreizer haben die Aufgabe, die Wirbel auseinanderzudrücken und damit den verengten Kanal aufzuweiten. Die langfristigen Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus, weshalb viele Orthopäden dieses ambulant durchführbare Verfahren nur bei Patienten mit einem hohen Operationsrisiko empfehlen.

Hinweis: Weitere Informationen zur konservativen und operativen Behandlung im Übersichtsbeitrag Rückenschmerzen.

Prognose

Eine Spinalkanalstenose entwickelt sich oft langsam und viele Patienten bekommen ihre Beschwerden mit konsequenter Krankengymnastik und Medikamenten recht gut in den Griff. Muss aufgrund nicht beeinflussbarer Schmerzen, Lähmungen oder anderen Nervenausfälle operiert werden, lassen sich damit die Schmerzen häufig verringern und die Gehstrecke wieder verlängern. Der Erfolg einer solchen Operation hängt jedoch davon ab, wie lange und wie stark Rückenmark und Nerven dem Druck ausgesetzt waren. Auch Vorerkrankungen beeinflussen den Operationserfolg, bei starkem Übergewicht, rheumatischen Erkrankungen und hohem Alter sind die Ergebnisse oft weniger gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Medikamente. Nehmen Sie die verordneten Medikamente regelmäßig ein, achten Sie auf eventuelle, in den Beipackzetteln verschriebene Nebenwirkungen. Manche Entzündungshemmer können die Magenschleimhaut schädigen, informieren Sie bei Magenschmerzen Ihren Arzt.

Konsequente Gymnastik. Wurde Ihnen Krankengymnastik, Rückenschule und/oder andere Bewegung verordnet, machen Sie regelmäßig Ihre Übungen, um die Rückenmuskulatur zu stärken. Wenn Sie noch mobil genug sind, fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie Radfahren dürfen. Radfahren ist für viele Betroffene aufgrund der gebeugten Haltung eine gute Möglichkeit, in Bewegung zu bleiben.

Vorsicht mit Selbstbehandlung. Im Internet kursieren zahlreiche Videos mit Übungen für Patienten mit Spinalkanalstenose. Lassen Sie sich vor dem Nachturnen von Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten beraten, welche Angebote und Übungen für Sie die richtigen sind. Falsch durchgeführtes Training kann die Beschwerden verschlechtern.

Psychotherapie. Die Beschwerden einer Spinalkanalstenose können sehr belastend sein. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob womöglich eine Psychotherapie erforderlich ist, um Sie bei der Bewältigung der Erkrankung zu unterstützen.

Spondylolisthese

Spondylolisthese (Spondylolisthesis, Wirbelgleiten, Gleitwirbel): Oft beschwerdefreie Verschiebung zweier Nachbarwirbel gegeneinander, wobei der obere der beiden nach vorn rutscht. In 80 % der Fälle kommt diese Instabilität der Wirbelsäule am 5. Lendenwirbel vor.

Bei der echten Spondylolisthese (Spondylolisthesis vera) tritt das Gleiten durch eine angeborene oder überlastungsbedingte Spaltbildung zwischen zwei Wirbelkörpern auf (Spondylolyse). Jungen sind hiervon zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Mädchen. Begünstigt wird das Wirbelgleiten durch Hohlkreuz-fördernde Sportarten wie Kunstturnen und Speerwerfen.

Bei der unechten Spondylolisthese (Pseudospondylolisthese) ist das Wirbelgleiten Zeichen einer verschleißbedingten Lockerung der Wirbelverbindungen. Zu einer echten Spaltbildung kommt es hierbei nicht.

Nur etwa 10 % der Betroffenen entwickeln Beschwerden wie z. B. Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen der Lendenwirbelsäule. In seltenen Fällen führen Beeinträchtigungen von Nerven oder Nervenwurzeln zu neurologischen Störungen wie Missempfindungen, Lähmungen oder Blasen- bzw. Mastdarmstörungen.

Zur Behandlung leichterer Beschwerden reicht Krankengymnastik, bei nicht beherrschbaren Schmerzen oder Nerveneinengung ist manchmal eine Versteifungsoperation erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Häufig beschwerdelos
  • Rückenschmerzen, zum Teil mit Ausstrahlung ins Gesäß und in die Beine
  • Beinschmerzen nach einer längeren Gehstrecke, die sich durch eine Pause oder kurzes Hinsetzen bessern
  • Gefühl der Instabilität im Rückenbereich
  • Später Bewegungseinschränkung im Lendenwirbelsäulenbereich
  • Manchmal Gefühlsstörungen (Kribbeln oder Taubheit) oder Teillähmungen eines Beins
  • Selten Verlust der Kontrolle über Blase und Darm bei Einengung des Rückenmarks in weit fortgeschrittenen Stadien.

Wann zum Arzt

Nach 1–2 Wochen bei

  • anhaltenden, lokalen Rückenschmerzen.

Innerhalb einiger Tage bei

  • anhaltenden Gefühlsstörungen im Bein.

Innerhalb eines Tages bei

  • Lähmungserscheinungen in einem Bein.

Sofort bei

  • Kontrollverlust über Blase und Mastdarm (sehr selten).

Die Erkrankung

Der Wirbel besteht aus Wirbelkörper und Wirbelbogen, in dem das Rückenmark verläuft. An der Wirbelbogenwurzel sitzen Gelenkverbindungen, über die die einzelnen Wirbel mit ihrem oberen und unteren Nachbarn verbunden sind. Bei der echten Spondylolisthese bildet sich ein Spalt zwischen oberem und unterem Gelenkfortsatz (Spondylolyse). Da meistens beide Seiten eines Wirbelbogens betroffen sind, geht die feste Verbindung verloren, der Wirbelkörper (mitsamt dem über ihm gelegenen Rest der Wirbelsäule) kann also nach vorne, seltener nach hinten weggleiten.

Ursachen einer solchen Spaltbildung sind

  • genetische Veranlagung, wobei sich der Spalt erst im Verlauf der Kindheit ausbildet
  • körperliche Überlastung mit starker Hohlkreuzbildung in der Kindheit, z. B. Sportarten wie Kunstturnen, Speerwerfen, Judo, Ringen, Trampolinspringen, Gewichtheben und Delfinschwimmen
  • Fehlbildungen der Wirbel
  • Verletzungen der Wirbelsäule.

Die Pseudospondylolisthese betrifft v. a. ältere Menschen. Sie beruht auf verschleißbedingten Schäden an Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenken, wobei es allerdings nicht zu einer Spondylolyse kommt. Insbesondere der 4. und 5. Lendenwirbel lösen sich bei mangelhafter Fixierung aus dem Verbund und rutschen oder kippen nach vorne.

Klinik und Verlauf

Die echte Spondylolisthese beginnt meist im Kindes- und Jugendalter. Kommt es zu einer Instabilität der Wirbelsäule, gleicht der Körper diese zunächst durch vermehrte Muskelarbeit aus. In diesem Stadium spürt der Betroffene nichts von seiner Erkrankung. Auf Dauer macht sich die ständige Überlastung von Bändern und Muskeln in Form von Rückenschmerzen bemerkbar. Später kommt es auch zu spastischen Verkrampfungen der Muskulatur im Bereich von Lendenwirbelsäule, Hüfte und Becken und dadurch zu einer sogenannten Hüftlendenstrecksteife. Diese erkennt man am Schiebegang, bei dem der Betroffene das Bein beim Gehen nicht mehr in der Hüfte beugen kann, sondern diese mit nach vorne schiebt. Engt die Spondylolisthese die Nervenwurzeln ein, strahlen die Schmerzen typischerweise in die Beine aus.

Die unechte Spondylolisthese bleibt oft ohne Beschwerden, kommt es zu Schmerzen, machen sich diese meist als Kreuzschmerzen bemerkbar. Zudem entwickeln die Patienten manchmal wie bei einer Spinalstenose Schmerzen beim Gehen, die zu einem zeitweiligen Hinken (medizinisch Claudicatio intermittens spinalis) führen können.

Diagnosesicherung

Weil Spondylolisthesen in den meisten Fällen keine Beschwerden verursachen, sind sie häufig ein röntgenologischer Zufallsbefund. Bei starker Ausprägung werden sie aber auch "von außen" sichtbar, z. B. durch eine vermehrte Hohlkreuzbildung und einen stark vorgeschobenen Rumpf. Bei der körperlichen Untersuchung kann der Arzt dann manchmal auch eine Stufe in der Lendenwirbelsäule tasten (Sprungschanzenphänomen). In schweren Fällen kippt das Becken kompensatorisch so weit nach vorn, dass im Stehen Knie- und Hüftgelenke gebeugt werden.

Eine Hüftlendenstrecksteife weist der Arzt mit dem Lasègue-Test nach: Dabei hebt der Arzt das gestreckte Bein des auf den Rücken liegenden Patienten an. Der Test ist positiv, wenn sich das Bein nicht in der Hüfte beugt, sondern der Patient schmerzreflektorisch den gesamten Rumpf mit anhebt.

Zum Nachweis der Spondylolisthese dienen Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule von vorne und von der Seite. Mit den Aufnahmen bestimmt der Arzt auch das Ausmaß der Erkrankung und teilt sie in einen der 4 Schweregrade nach Meyerding ein (bei Grad I ist der obere Wirbel um 25 % nach vorne geglitten, bei Grad II bis 50 %, bei Grad III bis 75 % und bei Grad IV über 75 %). Findet der Arzt bei der körperlichen Untersuchung Hinweise auf eine Nerveneinklemmung (Missempfindungen, verminderte Muskeleigenreflexe, Lähmungen), benötigt er zur Planung der Therapie zusätzlich eine MRT-Aufnahme.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Rückenschmerzen verursacht beispielsweise das Facettensyndrom, bei einer Claudicatio spinalis ist eine Spinalstenose auszuschließen. Daneben können röntgenologisch sichtbare Verschiebungen von Wirbeln auch durch Tumoren, Wirbelsäulenentzündungen oder Wirbelbrüche verursacht werden.

Behandlung

Da 80 % der Patienten keine Beschwerden haben, bedürfen sie auch keiner speziellen Therapie. Stellen sich Rückenschmerzen ein, gelten die gleichen konservativen Ansätze wie bei degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen. Wichtige Bausteine der Behandlung sind:

  • Krankengymnastik mit gezielten Übungen zur Stärkung von Bauch- und Rückenmuskulatur
  • Rückenschule
  • Abnehmen bei Übergewicht
  • Vermeiden begünstigender Sportarten (Trampolinspringen, Turnen, Speerwerfen, Gewichtheben).

Bei akuten Schmerzen helfen

  • Schmerzmittel wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®), manchmal empfiehlt der Arzt auch die Injektion von Lokalanästhetika (betäubende Wirkstoffe) in die Haut oder direkt an die Nervenwurzel
  • medizinische Massagen
  • evtl. kurzzeitig Mieder oder Korsett.

Hinweis: Die genannten konservativen Therapieverfahren können ein Voranschreiten der Spondylolisthese nicht aufhalten. Deshalb sind bei Kindern in der Wachstumsphase regelmäßige klinische und röntgenologische Kontrollen erforderlich, um eine etwaige Änderung des Schweregrads zu erkennen und gegebenenfalls darauf eingehen zu können.

Operative Versorgung. Symptome einer schweren Nerveneinengung machen eine Operation erforderlich. Empfohlen wird die operative Behandlung auch oft bei höhergradigem Schweregrad (Meyerding III und IV) oder wenn die Schmerzen über sechs Monate hinweg mit konservativen Maßnahmen nicht zu beherrschen sind. Je nach Ausprägung des Wirbelgleitens kommen folgende Verfahren zum Einsatz:

  • Versteifung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts (Spondylodese)
  • Verschraubung des gespaltenen Wirbelbogens (vor allem bei Kindern).
  • Abtragung von knöchernen Anteilen oder Bandscheibenteilen bei Einengung von Nervenwurzeln oder Nerven.

Prognose

Bei einer leichten Spondylolisthese lassen sich Rückenschmerzen mit geeigneten Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur meist innerhalb weniger Monate deutlich bessern. Das Fortschreiten der Erkrankung ist mit rein konservativen Maßnahmen jedoch nicht aufzuhalten.

Ist eine Versteifungsoperation erforderlich, beseitigt diese sowohl die Beschwerden durch die Nerveneinengung als auch die Schmerzen, die durch die Instabilität der Wirbelsäule entstehen. In der Folge steigt jedoch die Belastung der benachbarten, nicht versteiften Segmente und begünstigt dort frühzeitige Verschleißerscheinungen.

Das Wirbelgleiten kann in jedem Stadium spontan zum Stillstand kommen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Wenn Ihr Kind betroffen ist

  • Gehen Sie mit Ihrem Kind regelmäßig zu den erforderlichen Röntgenkontrollen, damit Sie frühzeitig auf eine eventuelle Zunahme der Verschiebung reagieren können.
  • Sollte Ihr Arzt eine Operation empfehlen, holen Sie sich eine zweite Meinung ein.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind beim Aufbau seiner Bauch- und Rückenmuskeln. Suchen Sie gemeinsam einen geeigneten Sport wie Pilates, Radfahren oder Rückenschwimmen aus und sorgen Sie dafür, dass es bei der Stange bleibt.
  • Vermeiden Sie unbedingt, dass Ihr Kind Hohlkreuz-fördernden Sport treibt. Trampolinspringen, Speerwerfen und Turnen sind bei einer Spondylolisthese ebenso ungünstig wie Delfinschwimmen.

Was Sie selbst tun können

Die Selbsthilfe bei Rückenschmerzen beruht auf drei Prinzipien: Bewegung, Bewegung und Bewegung – soweit sie nicht schmerzt. Dabei spielt das Engagement des Betroffenen im Rahmen der Selbsthilfe eine ebenso wichtige Rolle wie die Behandlung durch den Arzt. Dies gilt neben der Behandlung von Rückenschmerzen umso mehr für deren Vorbeugung: Auch nach der wirkungsvollsten Behandlung kehren Rückenschmerzen wieder, wenn der Betroffene im Alltag nicht weiterhin auf seinen Rücken achtet.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Achten Sie dabei auf eine gute Ausrüstung (Laufschuhe).
  • Beginnen Sie ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Krankengymnastik. Gezielte Übungen helfen beim Aufbau stützender Muskelgruppen, die die Wirbelsäule stabilisieren. Sie dehnen verspannte und verkürzte Muskeln und verbessern damit die Rückenbeweglichkeit. Außerdem schulen sie Koordination und Körpergefühl, was langfristig zu rückenfreundlicheren und gesünderen Bewegungsmustern führt.

Hinweis: Die Wirksamkeit von Krankengymnastik ist bei Rückenschmerzen wissenschaftlich erwiesen, jedoch nur bei konsequenter (täglicher) Fortführung der Übungen zu Hause.

Krankengymnastik an Geräten(Bewegungstherapie). Durch Training an Fitnessgeräten wird der gezielte Muskelaufbau unterstützt. Unter kompetenter Anleitung durch eine Fachkraft ist sie bei Rückenschmerzen ein wichtiges Behandlungsverfahren mit nachhaltiger Wirkung.

Physikalische Verfahren.Physikalische Verfahren wie Wärme (Rotlicht, Fango, heiße Rolle), Kälte (Eis, Wechselduschen) und Strom (Gleichstrom, verschiedene Wechselströme, TENS-Therapie) lindern Rückenschmerzen, verbessern die Durchblutung, entspannen oder aktivieren die Muskulatur. Die Effekte sind kurzfristig messbar; eine langfristige Wirksamkeit besteht aber nicht.

Sanfte Bewegungstherapien.Yoga, Tai Chi und Qigong, Feldenkrais oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten das Körperbewusstsein, ändern Bewegungsmuster und verbessern die Koordination der Bewegungen. Obwohl ursprünglich nicht als Rückentherapie entwickelt, haben sich diese übenden Mind-Body-Verfahren in der Praxis gut zur Behandlung von chronischen, teils auch akuten Rückenschmerzen bewährt. Insbesondere für Yoga liegen auch wissenschaftliche Wirknachweise vor.

Rückenschule. Die Anleitung zur Selbsthilfe will neben gymnastischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur und der Beweglichkeit auch Wissen zu rückenschonendem Verhalten vermitteln. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt. Die Rückenschule ist bei chronischen Rückenproblemen dann hilfreich, wenn der Betroffene die erlernten Techniken in Eigenregie in seinem Alltag einsetzt.

Arbeitsplatzergonomie. Arbeitsstühle mit der Funktion "dynamisches Sitzen" sind sinnvoll. Sie verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Wenn Ihnen eine häufige Änderung der Sitzhaltung schwerfällt, wählen Sie eine dauerhafte Sitzposition, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließt. Was früher als schlampige Haltung empfunden wurde, hat sich in neueren, wissenschaftlichen Studien als deutlich rückenfreundlicher erwiesen als eine "gerade" Sitzhaltung mit einem rechten Winkel in der Hüfte. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend arbeiten. Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Besser: In die Hocke gehen, statt sich zu bücken, soweit es Ihre Kniegelenke erlauben.

Gewicht normalisieren. Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab. Sie entlasten damit nicht nur Ihren Rücken, sondern steigern zugleich auch die Bewegungs- und Lebensfreude.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Bei starken akuten Rückenschmerzen sind standardisierte Pflanzenextrakte kaum eine Alternative zu den im Allgemeinen gut wirksamen synthetisch hergestellten Schmerzmitteln. Dementsprechend sind schmerzlindernde Kombinationspräparate wie z. B. Eschenrinde in Verbindung mit Zitterpappel (enthalten z. B. in Phytodolor® Tinktur) allenfalls dann empfehlenswert, wenn es sich um leichtere bzw. abklingende Rückenschmerzen handelt.

Sind Muskelverspannungen die Ursache für Rückenschmerzen, können Einreibungen mit ätherischen Ölen wie Arnikaöl, Johanniskrautöl, Rosmarinöl oder Eukalyptusöl (enthalten z. B. in Dolocyl® Muskel- und Gelenköl) die Beschwerden lindern.

Akupunktur. Das Einstechen feiner Nadeln in standardisierte Akupunkturpunkte hat zum Ziel, einen gestörten "Energiefluss" zu normalisieren. Die Wirksamkeit ist bei chronischen Rückenschmerzen wissenschaftlich nachgewiesen. In den entsprechenden Studien war ein Therapieerfolg auch dann zu sehen, wenn die Nadeln außerhalb der vorgesehenen Punkte gesetzt wurden. Manche Kritiker gehen deshalb von einer unspezifischen Wirkung aus.

Biofeedback. Das in chronischen Fällen sinnvolle Verfahren visualisiert Anspannungs- und Entspannungszustände und versetzt so den Rückenschmerzpatienten in die Lage, mit stress- bzw. schmerzauslösenden Situationen besser umzugehen.

Stumpfes Bauchtrauma

Stumpfes Bauchtrauma: Verletzung des Bauchraums durch stumpfe Gewalt, oft verursacht durch Autolenkräder oder Fahrradlenker. Leichte Verletzungen sind häufig und heilen meistens ohne Behandlung. Bei stärkerer Gewalteinwirkung entstehen eventuell Milzrisse, Leberrisse (Leberrupturen) oder Bauchspeicheldrüsenrisse (Pankreasrupturen), die meist zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen und deshalb eine rasche Operation erfordern. Verletzungen von Magen, Darm, Blase und Nieren werden ebenfalls operiert, da ohne Therapie eine gefährliche Bauchfellentzündung und/oder Blutvergiftung drohen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bauchschmerzen nach Unfall sowie Schlag oder Tritt in den Bauch
  • Häufig Schockzeichen wie kalter Schweiß, Schwindel, Herzrasen, Unwohlsein, Angst und innere Unruhe
  • Auftreten von Schmerzen und Schockzeichen auch erst nach etlichen Stunden (zeitversetzt) möglich.

Wann in die Arztpraxis

Am gleichen Tag nach

  • einem Unfall mit Schlag oder Tritt gegen den Bauch oder den Brustkorb mit anschließenden Schmerzen.

Sofort mit der Notärzt*in ins Krankenhaus bei

  • Schockzeichen wie Herzrasen, Kaltschweißigkeit und Angst.

Erste Hilfe

Die Bauchverletzte sollte immer liegen. Eine Rolle aus Decken oder Kleidung unter den Knien und eine Kopfunterlage entspannen die Bauchdecke und reduzieren auf diese Weise den Schmerz.

Hinweis: Der elterliche Reflex, Kinder bei Bauchschmerzen aller Art mit einer Wärmeflasche zu versorgen, ist bei einem stumpfen Bauchtrauma fehl am Platz. Wärme fördert nämlich die Durchblutung und verstärkt damit einen eventuellen Blutverlust.

Die Erkrankung

Der Begriff "stumpfes Bauchtrauma" deckt ein weites Spektrum von Verletzungen ab: vom harmlosen Bluterguss in der Bauchwandmuskulatur bis zum Milzriss und Leberriss mit akut lebensbedrohlichen Blutungen. Gefährlich sind auch Verletzungen von Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Harnwegen; sie führen durch Austritt von Darminhalt oder Urin in den Bauchraum oft innerhalb mehrerer Tage bis Wochen zu Blutvergiftungen oder Bauchfellentzündungen. Viele lebensbedrohliche Folgen innerhalb des Bauchraums gehören zum Krankheitsbild des akuten Abdomens.

Da selbst scheinbar harmlose Unfälle gelegentlich zu gefährlichen Verletzungen der Bauchorgane führen, ist es wichtig, nach stumpfer Gewalt gegen den Bauch auch bei geringfügigen Beschwerden frühzeitig eine Ärzt*in aufzusuchen – im Zweifelsfall lieber zu häufig als zu selten.

Typische Unfälle

Häufige Unfälle, die zu einem stumpfen Bauchtrauma mit der Gefahr eines Milz- oder Leberrisses führen, sind

  • Aufprall auf einen Motorradlenker oder ein Autolenkrad
  • Aufprall auf einen Fahrradlenker oder eine Tretroller-Lenkstange (häufig bei Kindern)
  • Aufprall auf einen Skistock bei einem Skiunfall.

Diagnosesicherung

Die erste Aufgabe der Ärzt*in besteht darin, möglichst rasch gefährliche von unbedenklichen Situationen zu unterscheiden. Zu diesem Zweck misst sie Blutdruck und Puls, tastet und hört Bauch und Brust ab.

Typische körperliche Zeichen des stumpfen Bauchtraumas sind:

  • Bluterguss oder Prellmarke auf dem Bauch
  • Druck- und Klopfschmerz beim Untersuchen der Bauchdecke
  • Starke Abwehrspannung der Bauchmuskulatur
  • Tastbare Raumforderung im Bauch (durch eine innere Blutung).

Die Ultraschalluntersuchung zeigt Blutungen sowie Milz- und Leberverletzungen; Röntgen- oder CT-Aufnahmen von Bauch und Brustkorb geben einen Hinweis auf schwere Magen- und Darmverletzungen. Durch mehrfache Blutuntersuchungen lässt sich ein (eventuell zunehmender) Blutverlust erfassen, für eine dann erforderliche Bluttransfusion wird frühzeitig die Blutgruppe ermittelt.

Früher wurde, um eine Blutung auszuschließen, eine Bauchhöhlenspülung (Peritoneallavage) mithilfe eines dünnen Schlauchs (Katheter) durchgeführt, den die Ärzt*in über einen kleinen Schnitt in die Bauchhöhle einführte. Dieser diagnostische Eingriff erübrigt sich heute durch die moderne, hochauflösende bildgebende Diagnostik.

Behandlung

Bei einer leichten Blutung oder einem Bluterguss in Leber und Milz ist Abwarten möglich, solange Blutdruck und Puls stabil sind. Die Betroffenen bleiben auf der Intensivstation und werden regelmäßig daraufhin untersucht, ob die Blutung von selbst zum Stillstand kommt.

Eine starke Blutung erfordert dagegen eine sofortige Operation, bei der jede Minute zählt. Auch ein Loch in Magen oder Darm macht eine rasche Operation notwendig, allerdings mit etwas geringerem Zeitdruck.

Bei schweren Verletzungen der Milz ist es gelegentlich erforderlich, das gesamte Organ zu entfernen, wenn die – meist lebensbedrohliche – Blutung anders nicht zu stillen ist. Aus dem gleichen Grund ist die Chirurg*in manchmal gezwungen, Teile der Leber zu entfernen.

Prognose

Die Prognose hängt beim stumpfen Bauchtrauma vom Ausmaß der Verletzungen ab. Gelingt es rechtzeitig, Blutungen zu stillen und die Folgen des Blutverlusts für den gesamten Organismus zu beherrschen, heilen leichte Verletzungen meist ohne bleibende Folgen. Die Chance, schwere Bauchverletzungen ohne bleibenden Schaden zu überstehen, ist am höchsten, wenn die Operation innerhalb der ersten acht Stunden erfolgt.

Der Verlust der Milz führt zu einer gewissen Abwehrschwäche, deren Folgen sich jedoch durch verschiedene Impfungen, besonders gegen Pneumokokken, weitgehend auffangen lassen. Ansonsten hat die Entfernung der Milz oder eines Teils der Leber in der Regel keine einschneidenden Folgen für das spätere Leben.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Nehmen Sie auch kleine Unfälle nicht auf die leichte Schulter. Suchen Sie schon bei geringfügigen Beschwerden nach einem Aufprall oder Schlag gegen den Bauch zur Sicherheit eine Ärzt*in auf.
  • Beobachten Sie Ihr Kind gut, wenn es einen Sturz mit dem Fahrrad oder Roller hatte. In manchen Fällen kommt es erst Stunden später zu einer inneren Blutung. Beim geringsten Anzeichen von Blässe, Schmerzen, ungewohnter Müdigkeit und schnellem Herzschlag ist unverzüglich die Notärzt*in zu rufen bzw. eine Ärzt*in aufzusuchen!

Vorsorge bei Milzentfernung

Impfungen. Menschen ohne Milz müssen sich gut gegen Infektionen schützen. Ganz besonders empfohlen werden Impfungen gegen Pneumokokken, Hämophilus B und Meningokokken.

Notfallpass. Für Menschen ohne Milz wurde ein Notfallpass entwickelt, der unter asplenie-net.org angefordert werden kann. Er erinnert an die notwendigen Impfungen und hat Platz zum Eintragen der Impftermine.

Infektionen vermeiden. Für Menschen ohne Milz ist Hygiene besonders wichtig, um sich nicht mit Infektionserregern anzustecken. Dazu gehören regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden enger Kontakte mit akut Erkrankten. Das Risiko für Infektionen ist nicht nur kurz nach der Milzentfernung, sondern jahrelang erhöht. Einige Patient*innen erleiden noch Jahre nach ihrer Milzentfernung schwere Infektionen mit möglicherweise tödlichem Ausgang (overwhelming post-splenectomy infections oder kurz OPSI).

Bei Fieber zur Ärzt*in. Menschen ohne Milz sollten bei Infektionen mit Fieber oder nach einem Tierbiss vorsichtshalber ihre Ärzt*in aufsuchen.

Antibiotikaprophylaxe. Wenn absehbare Gefahren drohen, z. B. bei einer Zahnsanierung, sind vorsorglich Antibiotika einzunehmen.

Thromboseschutz. Weil vor allem in den ersten Wochen nach Entfernen der Milz Thrombosen drohen, erhält die Patient*in vorbeugend Blutverdünner wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®). Daneben ist es sinnvoll, lange Autofahrten und Flüge zu vermeiden und gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe zu tragen. Langfristig ist es wichtig, die Thrombozyten regelmäßig kontrollieren zu lassen und bei erhöhten Werten diese mit Blutverdünnern zu senken.

Weiterführende Informationen

  • www.kinderblutkrankheiten.de. Auf dieser Seite des Portals der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie finden Eltern ausführliche Informationen über die Folgen einer Milzentfernung bei Kindern.

Trichterbrust

Trichterbrust (Pectus excavatum): Verformung des vorderen Brustkorbs mit trichterförmiger Eindellung des Brustbeins, bedingt durch eine Wachstumsstörung der Knorpelverbindungen zwischen Brustbein und Rippen. Eines von 400 Kindern ist von der angeborenen Störung betroffen, Jungen dreimal häufiger als Mädchen. Körperliche Beeinträchtigungen sind sehr selten, im Vordergrund steht die psychische Belastung.

Liegen keine körperlichen Beschwerden vor, besteht die Therapie aus Haltungstraining und Krankengymnastik, neuerdings kommen auch Saugglocken als nichtoperative Behandlungsverfahren zum Einsatz. Eine Trichterbrust lässt sich auch operativ gut korrigieren. Erforderlich ist der Eingriff, wenn die Fehlbildung Herz oder Lunge beeinträchtigt. Weitaus häufiger wird die Trichterbrust jedoch aus kosmetischen Gründen operiert.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Symmetrische oder asymmetrische Verformung des Brustkorbs mit eingesunkenem Brustbein
  • Häufig Fehlhaltung mit Rundrücken, nach vorne geneigten Schultern, Hohlkreuz mit ballonartig hervortretendem Bauch
  • Bei Kindern meist keine körperlichen Beschwerden
  • Selten Engegefühl, Sodbrennen, vermehrter Schluckauf
  • Später manchmal Schmerzen beim tiefen Atmen und Rückenschmerzen, vor allem durch fehlhaltungsbedingte Muskelverspannungen und -verkürzungen
  • Bei körperlicher Belastung manchmal Herzjagen oder Atemnot durch Beeinträchtigung von Herz- und/oder Lungenfunktion.

Wann zum Arzt

Beim Kleinkind, wenn

  • eine Fehlstellung des Brustbeins auffällt.

Vor der Pubertät, wenn

  • der kosmetische Aspekt zum Problem wird.

Die Erkrankung

Die erste bis siebte Rippe ist mit dem Brustbein über den Rippenknorpel verbunden. Kommt es an dieser Stelle zu einem Fehlwachstum, kann eine Trichterbrust entstehen. Die Ursache ist unklar, in 30 % ist die Fehlbildung wahrscheinlich erblich bedingt. Gelegentlich tritt eine Trichterbrust in Kombination mit einem Marfan-Syndrom auf, einer genetisch bedingten Anomalie des Bindegewebes. Meist fällt die Trichterbrust bereits im Säuglingsalter auf, wobei die Verformung bis zum Abschluss des Wachstums noch zunimmt.

Körperliche Beschwerden finden sich bei den betroffenen Kindern nur selten, auch starke Einengungen des Brustraums haben in der Regel keine Funktionsstörung von Herz oder Lunge zur Folge. Wenn es doch zu Störungen kommt, äußern sich diese in Kurzatmigkeit und Herzklopfen bei körperlicher Betätigung, z. B. beim Sport. Manche Betroffenen berichten auch über ein Engegefühl in der Brust, vermehrtes Sodbrennen und häufigen Schluckauf. Inwieweit das veränderte Aussehen zu psychischen Problemen führt, hängt sowohl von der Stärke der Fehlstellung als auch von der Persönlichkeit des Betroffenen ab.

Im Erwachsenenalter beginnen die Beschwerden oder nehmen tendenziell zu, da die Trichterbrust meist verbunden ist mit Fehlhaltungen, Muskelverspannungen und Muskelverkürzungen. Diese verursachen wiederum Rückenschmerzen oder Schmerzen beim tiefen Atmen.

Diagnosesicherung

Die Trichterbrust ist eine sogenannte Blickdiagnose – d.h., der Arzt erkennt sie auf einen Blick. Er dokumentiert und objektiviert sie durch seitliche und frontale Fotografien, Röntgenbilder und Messungen des Brustumfangs an verschiedenen Stellen. Ist die Trichterbrust stark ausgeprägt, erfolgt eine Untersuchung von Herz und Lunge, z. B. anhand eines Elektrokardiogramms des Herzens (EKG) in Ruhe und unter Belastung sowie einer Lungenfunktionsprüfung. Ebenso wichtig ist es für den Arzt, den Leidensdruck des Betroffenen zu erfassen. Von den Ergebnissen dieser Untersuchungen hängt die Entscheidung für oder gegen eine operative Behandlung ab. Ist eine Operation geplant, ergänzt der Arzt die Diagnose durch eine dreidimensionale CT-Darstellung des Brustkorbs.

Behandlung

Konservative Behandlung

Bei Kindern und Jugendlichen ohne Beschwerden empfiehlt der Arzt vor allem Atemübungen, um einer möglichen Kurzatmigkeit vorzubeugen. Zusätzliche Muskelaufbauübungen können bei einer leichten Trichterbrust die Fehlstellung vermindern, dazu sind allerdings ein regelmäßiges Training und sehr viel Geduld erforderlich. Außerdem ist es hilfreich, begleitende Fehlhaltungen, z. B. Rundrücken, hängende Schultern oder Hohlkreuz, ebenfalls durch Krankengymnastik zu korrigieren. Der Aufbau einer natürlichen Haltung nimmt der Trichterbrust viel Belastendes, stärkt das Selbstvertrauen des Betroffenen und verbessert zusätzlich die Atemfunktion.

Eine neue, nicht operative Behandlungsmethode setzt auf Saugglocken aus Silikon, um durch leichten Unterdruck das Brustbein langsam zu heben. Die Saugglocke muss zweimal täglich für etwa eine halbe Stunde auf die Brust aufgesetzt werden. Bei regelmäßiger Anwendung beträgt die Behandlungsdauer je nach Tiefe des Trichters mehrere Monate bis Jahre, im Durchschnitt etwa 6 bis 9 Monate. Den Berichten nach profitieren Kinder ab 4 Jahren ebenso wie Erwachsene im mittleren Lebensalter von dieser Methode; Langzeitergebnisse stehen aber noch aus.

Operative Behandlung

Zur operativen Behandlung der Trichterbrust kommen minimal-invasive oder offene Verfahren zum Einsatz.

Beim minimalinvasiven Verfahren nach Nuss, der Regenschirmmethode, führt der Operateur über kleine Schnitte einen Metallbügel ein und hebt damit das Brustbein an. Die Operation erfolgt in Vollnarkose und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Nach 2–4 Jahren wird der Bügel über Schnitte an der gleichen Stelle wieder entfernt. Mit dieser Methode lassen sich bei Patienten unter 30 Jahren gute kosmetische Ergebnisse erzielen.

Stark asymmetrische Fehlstellungen erfordern meist eine offene Operation, am häufigsten nach dem Verfahren von Ravitch. Dabei durchtrennt der Operateur Brustbein und Rippenknorpel und vernäht sie anschließend in korrigierter Stellung. Auch dieses Verfahren führt zu guten Resultaten. Eine rein kosmetische Operation ist das Einpflanzen eines extra angefertigten Silikonimplantats, das in die eingesunkene Stelle des Brustbeins eingelegt wird und so optisch die Delle ausgleicht. Statt eines Silikonimplantats kann der Operateur den "Trichter" auch mit Muskelgewebe oder Fett auffüllen. Ein Implantat ist jedoch nur bei geringgradig ausgeprägter Trichterbrust geeignet und muss – weil rein kosmetische Korrektur – vom Betroffenen selbst bezahlt werden.

Prognose

Eine leichte Trichterbrust ist eher ein kosmetisches als ein gesundheitliches Problem. Durch Muskelaufbau, Haltungs- und Atemübungen lässt sich späteren Folgen gut vorbeugen.

Wird eine Trichterbrust aus kosmetischen Gründen oder aufgrund von Beschwerden operiert, sind die Ergebnisse sowohl bei der minimal-invasiven als auch bei der offenen Operation in der Regel gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bauchatmung. Versuchen Sie, möglichst viel tief in den Bauch zu atmen. Bei einer Trichterbrust fällt dies zunächst häufig schwer und muss trainiert werden, zudem verkrampft sich oft das Zwerchfell. Bewusstes Atmen in den Bauch bessert aber die Lungenfunktion und entspannt das Zwerchfell.

Atemübungen. Legen Sie sich auf den Rücken, atmen Sie 3 Sekunden lang so tief wie möglich ein, halten Sie 3 Sekunden die Luft an und atmen Sie diese dann langsam über 6 Sekunden aus. Wiederholen Sie diese Atmung mehrere Male.

Krafttraining. Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten beraten, welches Krafttraining gut gegen Trichterbrust ist. In der Regel sind dies Übungen, die auf Schultern, Brust und oberen Rücken zielen. Manche Übungen müssen gemieden werden, weil sie die Trichterbrust verstärken. Dazu gehören z. B. bestimmte Brustübungen wie der klassische "Butterfly".

Blasmusik. Lernen Sie ein Blasinstrument spielen! Ob Trompete oder Querflöte, das Erlernen und regelmäßige Spielen eines Blasinstruments verbessert Koordination und Funktion der Atemmuskulatur. Private Internetseite eines Betroffenen aus Herdwangen-Schönach: Mit nützlichen und übersichtlichen Informationen.

Wirbelbrüche

Wirbelbruch (Wirbelkörperbruch, Wirbelkörperfraktur): Bruch eines Wirbelteils (Wirbelkörper, Dornfortsatz, Wirbelbogen), häufig als pathologische Fraktur nach Bagatellunfällen oder spontan, bei starker Osteoporose oder Krebsmetastasen in der Wirbelsäule. Seltener als unfallbedingte Verletzung durch starke, direkte (z. B. Sturz, Anprall) oder indirekte Gewalteinwirkung (z. B. Stauchung, Überstreckung). Die Beschwerden reichen je nach Lage und Ausmaß des Wirbelbruchs von einem Verlust der Körperhöhe über Schmerzen bis hin zu Gefühlsstörungen und Lähmungen.

Stabile Brüche, wie sie oft bei Osteoporose auftreten, heilen meist unter konservativer Therapie innerhalb von 2–3 Monaten, eventuell unterstützt durch eine Korsettbehandlung. Instabile Brüche gefährden das Rückenmark und erfordern deshalb eine rasche Operation, häufig mit Versteifung des betroffenen Wirbelsegments (Spondylodese).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Mäßige bis stärkste Schmerzen auf Höhe des Bruchs, eventuell mit Ausstrahlung in die Rippen oder die Lendengegend
  • Gefühlsstörungen und/oder Teillähmungen als Hinweis auf eine Rückenmarkverletzung
  • Rascher Verlust der Körpergröße um mehrere Zentimeter als Hinweis auf Osteoporosebrüche.

Wann zum Arzt

Innerhalb weniger Tage bei

  • neu aufgetretenen Rückenschmerzen im höheren Alter, v. a. bei bekannter Osteoporose sowie bei anhaltender Taubheit in Arm oder Bein.

Sofort bei

  • starken Rückenschmerzen nach einem Unfall, stärkerem Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen, im Zweifel liegend mit Krankentransport.

Die Erkrankung

Wirbelbrüche kommen vor allem an der Brust- und Lendenwirbelsäule vor und betreffen häufig nur einen Wirbelkörper. Die ausgelösten Beschwerden, die erforderliche Therapie und die Prognose von Wirbelbrüchen hängen davon ab, ob es sich um stabile oder instabile Formen handelt.

Stabile Wirbelbrüche

Bei stabilen Wirbelbrüchen sind die Wirbel zwar manchmal an der Vorderkante zusammengepresst (komprimiert), die Hinterkanten jedoch intakt, und damit das Gesamtgefüge stabil. Der Wirbelkanal mit dem darin verlaufenden Rückenmark ist nicht eingeengt und auch nicht von einer Einengung bedroht. In diese Gruppe gehören meist Osteoporosebrüche, die spontan oder nach kleinen Unfällen und Belastungen auftreten. Längerfristig führen die einwirkenden Kräfte (z. B. aufgrund des Körpergewichts) oft zu einer keilartigen Verformung des betroffenen Wirbelkörpers, der dadurch an seiner Vorderseite deutlich an Höhe verliert. Sind mehrere Wirbel betroffen, entwickelt sich ein Rundrücken, bei stärkerer Ausprägung ein sichtbarer "Witwenbuckel", der oft mit starken Schmerzen verbunden ist. Typischerweise verursachen die ersten Wirbeleinbrüche meist wenige Beschwerden und bleiben deshalb häufig unerkannt. Dass dadurch die erforderlichen therapeutischen und v. a. vorbeugenden Maßnahmen ausbleiben, bedeutet eine große Gefahr, da das Risiko für weitere Wirbeleinbrüche bereits nach dem ersten Ereignis um das Vier- bis Fünffache steigt.

Instabile Wirbelbrüche

Bei instabilen Wirbelbrüchen ist auch die Wirbelhinterkante zerstört. Häufig entstehen bewegliche Bruchstücke, die das Rückenmark bedrängen oder verletzen. Ursache ist meist ein Unfall mit starker Gewalteinwirkung, z. B. ein Treppensturz, ein Sturz vom Pferd oder ein Sprung in seichtes Wasser; dabei sind die Lenden- und Brustwirbelsäule mit je 45 % häufiger betroffen als die Halswirbelsäule mit 10 %. Je nach Ausmaß und Höhe der Schädigung drohen unterschiedliche Formen der Querschnittlähmung. Drohende Lähmungen lassen sich durch eine Operation verhindern; bereits eingetretene Lähmungen können jedoch kaum rückgängig gemacht werden, da der Schaden an den Nerven meist irreparabel ist.

Diagnosesicherung

Nach Unfällen untersucht der Arzt die Wirbelsäule und sucht nach Gefühlsstörungen oder Lähmungen an Armen und Beinen. Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen beweisen einen vermuteten Bruch; zur weiteren Beurteilung ist meistens ein CT oder Kernspin erforderlich.

Behandlung

Konservative Behandlung

Stabile Brüche lassen sich mit folgenden Maßnahmen meist konservativ gut behandeln:

  • Schonung und Schmerztherapie. Basistherapie ist eine weitgehende Bettruhe von einigen Tagen, die bei Bedarf durch die Gabe von Schmerzmitteln, z. B. NSAR, oder von Kalzitonin, z. B. Osteos® erleichtert wird.
  • Krankengymnastik. Bereits während der Bettruhe stehen die Patienten mit Unterstützung durch Krankengymnasten und Brustkorsett kurzzeitig auf. Für das notwendige Training der Rückenmuskulatur sorgen Anspannungsübungen im Liegen, isometrische Übungen.
  • Rückenschule. In den folgenden Tagen und Wochen lernen die Betroffenen rückengerechte Verhaltensweisen, ähnlich einer Rückenschule. Dies geschieht zunächst im Krankenhaus, nach 2–4 Wochen ambulant.
  • Brustkorsett und Halskrause. Bei Brüchen am Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule empfiehlt sich das Tragen eines Korsetts für 6–8 Wochen, um eine Fehlstellung zu verhindern. Patienten mit Halswirbelbrüchen erhalten meist für 6–12 Wochen eine Zervikalstütze ("Halskrause").

Operative Behandlung

Stabile Brüche erfordern nur dann eine operative Behandlung, wenn sie mit hartnäckigen Schmerzen verbunden sind – ein häufiges Problem bei osteoporotischen Brüchen mit Verformung des Wirbelkörpers. Bei instabilen Wirbelbrüchen ist dagegen immer eine sofortige Operation erforderlich, auch wenn (noch) keine Zeichen einer Rückenmarkverletzung bestehen.

Versteifungsoperation (Spondylodese). Bei diesem klassischen Verfahren überbrückt der Operateur die instabilen Segmente mit Metallstangen, Schrauben oder Metallkäfigen und korrigiert so bestehende Einengungen des Wirbelkanals. Nach der Operation ist nur für wenige Tage Bettruhe erforderlich, da die Implantate während der Heilungsphase genügend Stabilität für Alltagsbelastungen geben. Deshalb wird auch, zumindest im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, meist auf eine zusätzliche Korsettbehandlung verzichtet. Bei operierten Halswirbelbrüchen dagegen verordnet der Arzt oft für einige Wochen eine Zervikalstütze. An den Klinikaufenthalt von etwa einer Woche Dauer schließt sich eine mehrwöchige Rehabilitation in einem spezialisierten Zentrum an. Die versteiften Segmente heilen innerhalb von 6–9 Monaten. Die Metallimplantate verbleiben in der Regel ein Jahr im Körper, in Einzelfällen auch lebenslang.

Vertebroplastik und Kyphoplastik. Diese minimal-invasiven, unter Röntgenkontrolle vorgenommenen Verfahren bieten sich insbesondere bei frischen oder stabilen Wirbelbrüchen als Alternative zur Versteifungsoperation an. Sie haben zum Ziel, den erweichten und zusammengesackten Wirbelkörper durch Einspritzen von flüssigem Knochenzement zu stabilisieren und damit ein Fortschreiten der Wirbelverformung zu verhindern.

  • Das Einspritzen des Zements, die sogenannte Vertebroplastik, erfolgt mit hohem Druck durch eine Hohlnadel. Dieses Verfahren ist prinzipiell unter lokaler Betäubung möglich.
  • Bei der Kyphoplastik bläst der Operateur den Wirbel vor dem Einspritzen des Zements zusätzlich mit einem Ballon auf seine ursprüngliche Höhe auf. Bei einer Kyphoplastik ist eine Vollnarkose erforderlich.

Der Knochenzement härtet rasch und macht die Wirbelsäule sofort nach Abschluss der Operation belastbar. Der Patient bleibt nur wenige Tage in der Klinik und benötigt anschließend keine spezielle Rehabilitation. Meist führt die Stabilisierung zu einer deutlichen Verringerung der Schmerzen. Das Einspritzen von Zement birgt allerdings Risiken: Zum einen kann der Zement durch den hohen Druck beim Einbringen in Wirbelkanal und/oder Blutgefäße geraten und zu einer Zementembolie, d. h. zu einem Gefäßverschluss durch Zement, führen. Außerdem drohen durch den sehr harten und unelastischen Zement Brüche in benachbarten Teilen der eigentlich beweglichen Wirbelsäule (sogenannte Anschlussfrakturen). Um diese Risiken zu minimieren, wurden und werden alternative Materialien zum Einbringen in den Wirbelkörper entwickelt. Beispiele dafür sind die Elastoplastie und die Vesselplastie.

  • Bei der Elastoplastie spritzt der Operateur nicht Zement, sondern Silikon in den gebrochenen Wirbel. Die Ergebnisse bei Wirbelbrüchen durch Osteoporose sind bisher sehr gut, etwa 90 % der Patienten sind danach schmerzfrei. Eine abschließende Beurteilung der Methode steht jedoch noch aus.
  • Bei der Vesselplastie bringt der Operateur über die Hohlnadel zunächst eine Art feinmaschigen Container aus PET in den Wirbelkörper ein, um diesen aufzurichten. Danach wird Zement in den Container eingespritzt. Der PET-Container korrigiert die Wirbelhöhe und verhindert, dass der eingespritzte Zement in den Wirbelkanal austritt und zu Komplikationen führt. Der Container bleibt auf Dauer im Wirbelkörper liegen – im Gegensatz zum Ballon, der bei der Kyphoplastik zum Aufrichten des Wirbelkörpers verwendet und nach dem Eingriff wieder entfernt wird.

Prognose

Ein stabiler Wirbelbruch an Brust- oder Lendenwirbelsäule heilt unter einer konservativen Therapie normalerweise innerhalb mehrerer Wochen aus, das Tragen eines Korsetts wird meist für etwa 6–8 Wochen empfohlen. Bei stabilen Halswirbelbrüchen dauert es bis zu 3 Monate, bis die Halswirbelsäule wieder voll belastbar ist.

Wie schnell und mit welchen Folgen operierte instabile Wirbelbrüche ausheilen, hängt ganz von Ausmaß, Lokalisation und Komplikationen ab. Wurden Nerven erheblich verletzt, drohen im schlimmsten Fall Lähmungen bis zur Querschnittlähmung. Die Knochenheilung selbst dauert bis zu 9 Monate, eingepflanzte Schrauben und Platten werden – sofern sie nicht lebenslang im Körper bleiben sollen – meist nach etwa einem Jahr entfernt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Konsequent auf rückengerechte Verhaltensweisen zu achten, ist eine wichtige Voraussetzung für die Ausheilung von – operierten wie konservativ behandelten – Wirbelbrüchen.

Krankengymnastik.Bleiben Sie am Ball und trainieren Sie weiter, auch wenn die schlimmsten Beschwerden überstanden sind. Auch nach dem Ausheilen profitiert Ihre Wirbelsäule, wenn die Rückenmuskulatur gut ausgebildet ist.

Rückenschule. Die Anleitung zur Selbsthilfe will neben gymnastischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur und der Beweglichkeit auch Wissen zu rückenschonendem Verhalten vermitteln. Krankenkassen, Krankengymnasten und Rehabilitationskliniken bieten hierzu Kurse an, deren Kosten häufig die Krankenkasse übernimmt. Die Rückenschule ist jedoch nur dann hilfreich, wenn der Betroffene die erlernten Techniken in Eigenregie in seinem Alltag einsetzt.

Bewegung. Nach dem Ausheilen eines Wirbelbruchs ist es wichtig, den Rücken wieder insgesamt zu stärken und die Muskulatur zu trainieren.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Machen Sie Sport. Rückenschonende und die Rumpfmuskulatur trainierende Sportarten sind Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking, Skilanglauf. Achten Sie dabei auf eine gute Ausrüstung (Laufschuhe).
  • Beginnen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein Krafttraining im Fitnessstudio, wenn Ihnen diese Art Sport liegt. Unter kompetenter Betreuung lässt sich damit gezielt Muskulatur aufbauen, die den Rücken stärkt.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, zum Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Osteoporose vorbeugen. Vorsorge ist besser als Nachsorge: Osteoporosebedingte Wirbelbrüche lassen sich am ehesten durch eine frühzeitige Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose verhindern.

Komplementärmedizin

Zur Linderung der Schmerzen sowie zur Unterstützung des Heilungsprozesses wird bei Wirbelbrüchen als komplementärmedizinische Maßnahme u. a. die Akupunktur angewendet.

Wirbelsäuleninfektionen

Wirbelsäuleninfektionen: Meist durch Bakterien ausgelöste Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis) und der Bandscheiben (Spondylodiszitis). Die Erreger gelangen entweder von einem Infektionsherd im Körper über das Blut in die Wirbelsäule (z. B. bei einer Tuberkuloseinfektion), oder sie werden bei einer offenen Verletzung oder durch einen ärztlichen Eingriff von außen übertragen (z. B. bei wirbelsäulennahen Injektionen oder Operationen). Bemerkbar machen sich Infektionen der Wirbelsäule durch lokale Schmerzen, Schonhaltung und Entzündungszeichen wie Nachtschweiß und Fieber. Je nach Ausdehnung der Infektion reicht die Therapie von mehrwöchiger, antibiotischer Behandlung im Krankenhaus bis zur Operation. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose gut, insbesondere bei Kindern.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Lokale, meist dumpfe und bohrende Schmerzen im Rücken, auch nachts
  • Berührungs- und Druckempfindlichkeit über dem betroffenen Wirbel
  • Schmerzen beim Nach-vorne-Beugen, steife Körperhaltung (Schonhaltung)
  • Nachtschweiß, Müdigkeit und Fieber
  • Selten: Lähmungen und Gefühlsstörungen, wenn das Rückenmark mitbetroffen ist
  • In der Spätphase Ausbildung eines spitzwinkligen Buckels (Gibbus) durch Zerstörung des betroffenen Wirbelkörpers.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • nächtlichen Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen
  • Ausbildungen von Missempfindungen oder Gefühlsstörungen.

Am gleichen Tag

  • wenn Lähmungen auftreten.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Wirbelsäuleninfektionen werden vor allem durch Bakterien, seltener durch Pilze oder Parasiten ausgelöst. Die Krankheitserreger gelangen über zwei Wege in die Wirbelsäule:

  • Von innen über den Blutweg aus einem Infektionsherd, der sich an beliebiger Stelle im Körper befinden kann. In den Industrienationen handelt es sich dabei meist um eine zunächst unerkannte Blutvergiftung, z. B. aufgrund von Magen-Darm-Infekten oder einer Blasenentzündung. In den Entwicklungsländern ist vor allem die Tuberkulose Ursache einer Wirbelsäuleninfektion.
  • Von außen über eine offene Verletzung oder durch einen ärztlichen Eingriff (Injektionen oder Operationen) im Bereich der Wirbelsäule.

Besonders gefährdet für Wirbelsäuleninfektionen sind Menschen, deren Immunsystem beeinträchtigt ist, z. B. aufgrund von Diabetes, Alkoholabhängigkeit, Tumorerkrankungen, HIV-Infektion, Mangelernährung oder langfristiger Behandlung mit Kortisonpräparaten oder Zytostatika.

Verlauf

Die Entzündung beginnt meist in den Wirbelkörpern und setzt sich dann auf die Bandscheibe fort, oft greift sie auch auf benachbarte Weichteilgewebe über. Die entzündlichen Veränderungen führen zu nächtlichen Ruheschmerzen. Die Patienten zeigen oft allgemeine Anzeichen einer Infektion wie Fieber, Schüttelfrost und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Langfristig kann es zu einem deutlichen Gewichtsverlust kommen. Ohne Behandlung führt die Zerstörung der Wirbel zu Knickbildungen in der Wirbelsäule, es entsteht beispielsweise ein Buckel (Gibbus), durch den der Patient nach vorne gebeugt steht und geht. Greift die Entzündung auf Nervenstrukturen über, drohen Gefühlsstörungen und Lähmungen. Bei weit fortgeschrittener Erkrankung breitet sich die Infektion gelegentlich auch in den Brust- oder Bauchraum aus.

Diagnosesicherung

Weisen die Beschwerden auf eine Infektion der Wirbelsäule hin, sucht der Arzt zunächst im Blut nach Entzündungszeichen, bei Fieber zusätzlich nach Bakterien. Kernspin und Knochenszintigrafie machen die Entzündungs- und Zerstörungsprozesse im Knochen und den Weichteilen sichtbar. Selten ist zur Diagnosesicherung eine Gewebeentnahme (Biopsie) erforderlich.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden werden durch Tumoren in der Wirbelsäule oder rheumatische Erkrankungen wie z. B. den Morbus Bechterew verursacht. Wichtig ist bei einer Wirbelsäuleninfektion immer der Ausschluss einer Tuberkulose.

Behandlung

Grundpfeiler der Behandlung sind die Ruhigstellung der Wirbelsäule und die antibiotische Therapie (in den seltenen Fällen, in denen die Infektion durch andere Erreger wie Pilze oder Parasiten ausgelöst wurde, stattdessen mit den jeweils passenden Wirkstoffen wie z. B. Antipilzmitteln).

Ruhigstellung (Immobilisation). Damit die betroffenen Wirbelkörper durch die entzündlichen Veränderungen nicht zusammenbrechen und die Entzündung ausheilen kann, muss die Wirbelsäule unbedingt ruhiggestellt werden. Das geschieht mit speziellen Orthesen oder Gipsschalen. Je nach Ausmaß der Knochenveränderungen muss der Patient auch eine mehrwöchige Bettruhe einhalten.

Schmerztherapie. Gegen die oft heftigen Schmerzen und zum Eindämmen der Entzündung verordnet der Arzt Paracetamol (z. B. ben-u-ron®) oder Ibuprofen (z. B. Nurofen®).

Antibiotika. Zur Behandlung einer bakteriellen Infektion erhält der Patient über 2 bis 4 Wochen eine Infusionsbehandlung mit hoch dosierten Antibiotika (bzw. Antipilzmittel bei einer Pilzinfektion). Zunächst verordnet der Arzt ein breit wirkendes Antibiotikum, das gegen die häufigsten Erreger einer Wirbelsäuleninfektion wirkt. Sobald der verantwortliche Keim im Blut oder in der Gewebeprobe nachgewiesen wurde, wird die antibiotische Therapie an diesen Erreger angepasst. Eine anschließende Behandlung mit Tabletten ist so lange erforderlich, bis die Entzündungswerte im Blut wieder normal sind – in der Regel dauert dies mehrere Monate. Meist heilt die Infektion ohne bleibende Schäden aus.

Operative Behandlung. Wenn die antibiotische Therapie keine ausreichende Wirkung zeigt, Abszesse in benachbarten Weichteilen entstehen oder die Wirbelsäule ihre Stabilität verliert, muss die Infektion operativ behandelt werden. Dabei legt der Operateur den betroffenen Wirbelkörper meist von vorne frei (der Patient liegt auf dem Rücken), entfernt das kranke Gewebe, spült den Eiter aus und versteift im Bedarfsfall die zerstörten Wirbelsäulenabschnitte (Spondylodese).

Prognose

Das Ausheilen von Wirbelsäuleninfektionen ist langwierig, meist dauert es Monate, bis die Erreger aus Knochen und Bandscheibe verschwunden sind und die Entzündung eingedämmt ist. In seltenen Fällen kann es sogar nach Jahren wieder zu einem Aufflammen des entzündlichen Geschehens kommen. Die Prognose bei Kindern ist in der Regel günstig, bei ihnen heilen Wirbelsäuleninfektionen meist folgenlos aus.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Medikamenteneinnahme. Nehmen Sie die Ihnen verschriebene antibiotische Therapie unbedingt wie verordnet regelmäßig ein – auch wenn die Beschwerden schon verschwunden sind. Wirbelsäuleninfektionen sind hartnäckig und benötigen eine lange Zeit, bis die Entzündung tatsächlich eingedämmt und die Erreger eliminiert sind.

Bettruhe. Um auszuheilen, benötigt der Körper unbedingt Ruhe. Halten Sie, wenn verordnet, die Bettruhe ein.

Nachkontrollen. Von einer endgültigen Heilung kann frühestens nach einigen Monaten bis zu einem Jahr gesprochen werden. Nehmen Sie die erforderlichen Nachkontrollen wahr, damit Ihr Arzt den Verlauf Ihrer Erkrankung im Blick behält und eventuelle Komplikationen rechtzeitig erkennen und behandeln kann.

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Antibiotikumsaft mit Löffel

Dieses Video zeigt Ihnen kurz und verständlich, wie Sie einen Antibiotikumsaft mit einem Dosierlöffel richtig einnehmen. Der Clip ist mit Untertiteln in Russisch, Türkisch, Arabisch, Englisch und Deutsch verfügbar.

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